Kering kann sich warm anziehen

Investoren wetten nach Tiffany-Deal auf Übernahme von Moncler mit möglicher Bewertung von 13 Mrd. Euro

Kering kann sich warm anziehen

Der französische Luxuskonzern Kering (Gucci) hat Gespräche mit dem italienischen Edelbekleider Moncler über eine mögliche Übernahme geführt. In der Luxusbranche ist Rivale LVMH gerade dabei, Tiffany zu schlucken. Bei einem Deal könnte es sich um eine Bewertung von etwa 13 Mrd. Euro handeln.Von Walther Becker, FrankfurtWas dem einen sein Schmuck von Tiffany kann dem andern die Daunenjacke von Moncler werden: Kering, die französische Mutter der Luxusmodemarke Gucci, streckt die Fühler für eine Übernahme der italienischen Moncler aus. Jedenfalls gab es vorläufige Gespräche, wie Bloomberg zuerst berichtet hat. Ein Deal käme – wenn er denn kommt – nach dem sich der Luxusgüterbranchenprimus LVMH aus Paris bei dem amerikanischen Edeljuwelier Tiffany für 15 Mrd. Euro eingekauft hat. Eine typische Prämie von 30 % unterstellt, käme Moncler auf Basis der Börsenkapitalisierung vom Mittwoch auf 13 Mrd. Euro. LVMH zahlt einen Aufschlag von 37 % für Tiffany. Dies würde Moncler laut Creditsights ein Multiple von 22 bezogen auf das Ebitda geben verglichen mit 14, zu denen Kering handelt.Gestern zog der Aktienkurs der Italiener nach den Spekulationen um 11 % an und ließ die Börsenkapitalisierung auf 11 Mrd. Euro steigen. Moncler-Großaktionär Remo Ruffini räumte gestern ein, das er von Zeit zu Zeit Kontakte zu Investoren, zu denen auch Kering zähle, pflege, um strategische Möglichkeiten zu erörtern. Im Moment gebe es aber keine konkreten Vorhaben. Pinault vs. Arnault Auch die Aktie des möglichen Bieters Kering lag mit 1,4 % im Plus. Kering gehört zu 40,9 % Artémis, der Holding der Familie von François Pinault, der als Erzrivale von LVMH-Großaktionär Bernard Arnault gilt. Beide hatten sich 2001 um Gucci gerissen und eine lange Übernahmeschlacht geliefert. Insofern könnte sich auch ein Bieterkampf um die Italiener abzeichnen. Sohn François-Henri Pinault führt Kering, zu der früher unter anderem auch Puma gehörte. Das Unternehmen bringt an Euronext Paris 69 Mrd. Euro auf die Waage. 46,5 % des Kapitals liegen bei internationalen institutionellen Investoren. Kering stand Ende 2018 mit netto 1,7 Mrd. Euro in der Kreide.Ein möglicher Zusammenschluss ließ bei Investoren Hoffnungen auf weiteres Luxus-M&A keimen: Die Titel der italienischen Modeanbieter Salvatore Ferragamo und Tod’s gewannen jeweils mehr als 4 %. In Frankfurt profitierte Hugo Boss mit zeitweise 2,8 % im Plus.Eine mögliche Übernahme müsste stark fremdfinanziert über die Bühne gehen, denn eine Kapitalaufnahme könnte die Position der Familie Pinault infolge der Verwässerung drücken. Kering könnte mit einem Deal die Abhängigkeit von Gucci senken. Weitere Marken von Kering (früher: Pinault Printemps Redoute) sind Bottega Veneta, Saint Laurent, Balenciaga, Alexander McQueen und Brioni sowie in Uhren und Schmuck Boucheron, Pomellato sowie Girard-Perregaux und Ulysse Nardin. Kurs vervierfachtMoncler, seit sechs Jahren in Mailand gelistet, hat französische Wurzeln: 1952 gründete der französische Unternehmer und Hersteller von Bergsportartikeln René Ramillon die Firma, deren Namen er aus seinem Heimatdorf Monestier de Clermont ableitete. 1992 übernahm eine italienische Gesellschaft die Mehrheit. 2008 stieg der US-Finanzinvestor Carlyle mit 48 % ein bei einer Bewertung von 440 Mill. Dollar. 2011 wurde die französische, börsennotierte Beteiligungsgesellschaft Eurazeo mit 45 % für 418 Mill. Euro Hauptaktionärin. Im Dezember 2013 folgte der Börsengang. Am ersten Handelstag schoss die Aktien über 40 % hoch und Ruffini wurde über Nacht zum Milliardär. Das Investment spielte Eurazeo 1,4 Mrd. Euro ein mit einer Verzinsung von 43 % (IRR) und einem Cash-Multiple von 4,8. Damit ist die italienische Modefirma einer der größten Erfolge im Portfolio der Franzosen. Der Kurs liegt heute mit gut 42 Euro viermal so hoch wie beim IPO. Carlyle war 2014 ausgestiegen.Moncler setzte im vorigen Jahr 1,4 Mrd. Euro (plus 22 %) um, kam auf eine Marge vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 29,2 % und wies eine positive Nettofinanzposition von 450 Mill. Euro aus. Das Ebitda lag bei 500 Mill. und das Nettoergebnis bei 332 (i.V.250) Mill. Euro. Moncler wächst stark in Asien. Proforma kämen beide auf 4,7 Mrd. Euro Ebitda bei Umsätzen von 15,1 Mrd. Euro.