Kering verkauft Schönheitssparte an L'Oréal
Kering verkauft Schönheitssparte an L'Oréal
Kering trennt sich von Schönheitssparte
L’Oréal übernimmt Bereich für 4 Mrd. Euro – Luxusgüterkonzern will Schulden abbauen
von Gesche Wüpper, Paris
wü Paris
Luca de Meo greift bei Kering durch. Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt hat der neue Chef den Verkauf der Schönheitssparte des Konzerns an L’Oréal für 4 Mrd. Euro eingefädelt. Damit will er wie versprochen die hohen Schulden (9,5 Mrd. Euro netto) des seit einigen Jahren finanziell in schweres Fahrwasser geratenen Luxusgüterkonzerns senken.
Gleichzeitig hilft die geplante Veräußerung Kering, sich verstärkt auf sein Kerngeschäft mit Luxusmode zu konzentrieren. De Meo wendet bei der Gucci-Mutter damit das gleiche Rezept wie vorher bei Renault an: Er rationalisiert und fokussiert sich auf die Kernaktivitäten.
Das Abkommen, das Kering und die weltweite Nummer Eins der Kosmetikbranche geschlossen haben, sieht neben dem Verkauf des erst 2023 für 3,5 Mrd. Euro übernommenen Londoner Parfümherstellers Creed Lizenzen mit 50-jähriger Laufzeit für Kering-Marken wie Bottega Veneta und Balenciaga vor. Für Gucci, die mit Abstand wichtigste Marke Kerings, hält derzeit noch L’Oréal-Wettbewerber Coty die Lizenz. Doch sie läuft laut Informationen der Wirtschaftszeitung „Les Echos“ 2028 aus.
Zweiter Deal
L’Oréal will Kering den Kaufpreis in bar zahlen, wenn die Transaktion wie vorgesehen im ersten Halbjahr 2026 durchgeführt wird. Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Konzerne miteinander Geschäfte machen. Denn der Kosmetikriese aus dem Pariser Vorort Clichy hat dem damals noch unter dem Namen PPR bekannten Luxusgüterspezialisten schon einmal seine Schönheitssparte abgekauft: 2008 Yves Saint Laurent (YSL) Beauté für 1,15 Mrd. Euro. Neben der Lizenz für die Schönheitsprodukte des Modehauses Yves Saint Laurent gehörten seinerzeit auch Roger & Gallet sowie Lizenzen für andere Marken zu der Transaktion, von denen sich Kering inzwischen getrennt hat. Mit Parfüms wie „Libre“ ist YSL nun eines der Schwergewichte der Luxus-Sparte von L’Oréal.
Kurse legen zu
Investoren reagierten positiv auf das Abkommen. Die Kering-Aktie legte Montag an der Pariser Börse zeitweise fast 5% zu, während das L’Oréal-Papier ebenfalls im Plus lag. L’Oréal gibt am 21. Oktober nach Börsenschluss Zahlen für das dritte Quartal bekannt, Kering einen Tag später. Vor allem Gucci, die wichtigste Marke des Luxusgüterkonzerns, hat in den vergangenen Jahren mit Schwierigkeiten gekämpft. Im ersten Halbjahr sackte der Kering-Umsatz um 16% auf 7,6 Mrd. Euro ab. Alle Hoffnungen ruhen nun auf Demna Gvasalia, Guccis neuen Chefdesigner, der Ende September seine erste Kollektion vorgestellt hat, und auf Francesca Bellettini, der neuen Chefin der Marke.
Bittere Medizin
Der Verkauf der Schönheitssparte für einen Preis, der dem Kaufpreis von Creed vor zwei Jahren ähnele, sei eine bittere, aber notwendige Medizin, urteilen die Analysten von Bernstein. Die Entscheidung verschaffe Kering die notwendige Flexibilität, um sich auf seine eigene Sanierung zu konzentrieren, so die Experten von Jefferies. Sie zeige, dass die Kering-Eignerfamilie Pinault de Meo genügend Handlungsspielraum einräume, findet die Deutsche Bank.
Kering hatte Creed unter Leitung von François-Henri Pinault gekauft, als die Verkäufe Guccis begannen, nachzulassen. Der Konzern wollte damit teilhaben an dem Comeback, das Parfüms nach Covid feierten. Sie sind derzeit einer der größten Wachstumsmotoren der Kosmetikbranche. Laut Euromonitor dürften sie in diesem Jahr 7% zulegen. Der Verkauf Creeds könnte bestenfalls einen kleinen Gewinn bringen, vielleicht gar einen Verlust, meinen Branchenkenner. Dagegen dürfte die Lizenz für die Marke regelmäßig hohe Erträge generieren.