KI-Boom bringt chinesischen PC-Bauer Lenovo auf strammen Wachstumskurs
KI-Boom bringt PC-Bauer Lenovo auf strammen Wachstumskurs
Chinesischer Elektronikriese federt US-Strafzölle locker ab
nh Schanghai
Dank flexibler Aufstellung seiner Lieferketten vermag der chinesische Computerbauer Lenovo Group die Handelskonflikte zwischen China und den USA mit fühlbar erhöhten Strafzöllen überraschend gut zu bewältigen. Der gemessen an den Auslieferungen weltgrößte PC- und Laptop-Hersteller profitiert von einer Erholung des Gesamtmarktes und dem Boom bei Anwendungen von künstlicher Intelligenz (KI), der sowohl das Geschäft mit Firmenkunden wie auch privaten Konsumenten beflügelt.
Kräftiger Gewinnschub
Im Quartal zum 30. Juni steigerte Lenovo die Konzernerlöse im Vorjahresvergleich um 22% auf 18,8 Mrd. Dollar. Damit wurden die bereits hochgesteckten Analystenerwartungen übertroffen. Auch ertragsseitig gab es positive Überraschungen. Der Nettogewinn nach Steuern zog um 108% auf 505 Mill. Dollar an. Dabei spielten allerdings Bewertungseffekte von Wandelanleihen eine Rolle. Entsprechend bereinigt kletterte der Nachsteuergewinn im Tandem mit der Erlösentwicklung um 22% auf 389 Mill. Dollar.
Krisenfeste Lieferkette
Chairman Yang Yuanqing bezeichnet die negativen Auswirkungen erhöhter US-Strafzölle auf das Lenovo-Geschäft als „sehr begrenzt“. Man habe durch den Aufbau von mehr als 30 Produktionsstätten in zehn Ländern ausreichend Flexibilität in der Lieferkette, um auf die Zollthematik zu reagieren und Umsatzeinbußen zu minimieren, hieß es.
Premiummodelle gefragt
Im Kerngeschäft mit PCs, das in den vergangenen Jahren unter rückläufiger Nachfrage litt, geht es mit einem Absatzwachstum von 9% auf 16,2 Millionen Geräte nun lebhafter zu. Lenovo profitiert dabei von einer Verlagerung der Nachfrage hin zu höherwertigen Modellen wie Premium-Notebooks, mobilen Workstations und leistungsfähigen „Gaming-Laptops“ für Online-Spiele. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Lenovo-Chef mit einem Absatzplus im mittleren bis hohen einstelligen Bereich.
Aktie spielt nicht mit
In der Sparte Infrastrukturlösungen mit Hardware für Datenzentren sieht man hohe Nachfrage nach optimierten Servern seitens Cloud-Betreibern und KI-Entwicklern. Hier kletterten die Erlöse um 36% auf 3,9 Mrd. Dollar. Hohe Investitionen in KI-Kapazitäten bedingen allerdings operative Verluste im Cloud-Geschäft, auf die die Anleger nun sensibel reagieren. An der Börse Hongkong gab die Lenovo-Aktie am Donnerstag deutlich um 6% nach.