Baustoffe

Kingspan übernimmt Dämmstoffhersteller Steico

Der irische Baustoffkonzern Kingspan schnappt sich die auf Holzfaser-Dämmstoffe spezialisierte Steico. Der Kaufpreis enthält eine außerordentlich starke gewinnabhängige Komponente.

Kingspan übernimmt Dämmstoffhersteller Steico

Kingspan kauft Dämmstofffirma Steico

Großaktionär Schramek gibt Mehrheit ab – Preis hängt stark vom künftigen Gewinn ab

hek Frankfurt

Die Kingspan Group erwirbt den bayerischen Dämmstoffhersteller Steico. Firmenchef Udo Schramek veräußert 51% der Anteile an den Baustoffkonzern aus Irland, teilen beide Unternehmen mit. Kingspan beziffert den anfänglichen Transaktionspreis auf 251,4 Mill. Euro oder 35 Euro je Aktie. Hinzu kämen mögliche Aufschläge, die an einen deutlichen Anstieg der Rentabilität geknüpft sind. Die Nachzahlungen könnten bis zu 35 Euro je Aktie betragen, so dass sich der Kaufpreis im Extremfall auf 70 Euro je Aktie verdoppeln würde.

Die anfängliche Gegenleistung ist bei Vollzug des Deals fällig. Ein Viertel davon kann Kingspan mit eigenen Aktien bezahlen. Der Basispreis bewertet Steico mit insgesamt knapp 500 Mill. Euro. Udo Schramek werde das Unternehmen als Vorsitzender der geschäftsführenden Direktoren weiter leiten, aber seinen Posten als Verwaltungsratschef mit Vollzug der Transaktion abgeben. Kingspan strebe eine “angemessene Vertretung” im Verwaltungsrat an, Schramek bleibe einfaches Mitglied in dem Gremium.

Steico soll an der Börse bleiben

Eine Restbeteiligung von 10,1% verbleibt vorerst bei der Schramek GmbH. Für dieses Aktienpaket wurden Andienungs- und Abrufoptionen vereinbart. Der Preis sei auf einen Höchstbetrag begrenzt, der auf einem Vielfachen der künftigen Gewinne basiert, teilt Kingspan weiter mit. Die Steico-Aktie ist seit 2007 an der Börse vertreten, allerdings nur im Freiverkehr.

Daher sei kein Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre fällig, erläutert die auf natürliche Dämmstoffe spezialisierte Gesellschaft. Das Übernahmegesetz greife nicht bei Freiverkehrsunternehmen. Die Aktie reagierte am Dienstag im Handelsverlauf mit moderaten Kursaufschlägen auf 32,60 Euro. Der neue Großaktionär kündigt an, am Listing von Steico festzuhalten.

Von der Übernahme durch Kingspan verspricht sich Steico “nachhaltige Synergieeffekte bei der Marktentwicklung” und “wesentliche Impulse für das weitere Wachstum”. Den Abschluss des Deals erwartet Kinspan Anfang 2024. Die Iren gehen davon aus, dass sich die Übernahme anfangs neutral auf den Gewinn auswirken wird, ausgehend von der Konsensprognose für Kingspan und Steicos Guidance für 2023.

Gewinnwarnung

Im Juni hatte Steico mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung einen Kurssturz ausgelöst. Statt eines im Vergleich zu 2022 stabilen Umsatzes rechnet das Management nun mit einem Rückgang um 15%. Die Rendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) wird neuerdings zwischen 8 und 10% angesiedelt, statt zuvor 10 bis 15%. Steico berichtete von anhaltender Zurückhaltung der Kunden und verschärftem Wettbewerb bei Holzfaserdämmstoffen, worauf mit Kostensenkung und Liquiditätssicherung reagiert werde. Im vergangenen Jahr kam Steico auf 445,2 Mill. Euro Umsatz, 15% mehr als 2021. Das Ebit fiel aber leicht auf 65,2 (2021: 67,6) Mill. Euro. Steico produziert Holzfaser-Dämmplatten und andere Holzwerkstoffe, vornehmlich in vier Werken in Polen und Frankreich. Dort sei Kapazität für weitere 200 Mill. Euro Umsatz, erklärt Kingspan.

Kingspan-CEO Gene Murtagh wertet die Übernahme als nächsten Schritt in der Strategie, das gesamte Spektrum an Dämmprodukten anzubieten. Die holzbasierten Gebäudehüllenlösungen erweiterten die Möglichkeiten, Kunden bei der Erfüllung ihrer Anforderungen an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zu unterstützen. Kingspan erzielte im vergangenen Jahr 8,34 Mrd. Euro Umsatz.

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