Kion kommt im Investment Grade an

Ratingagentur Fitch nach Milliardenübernahme von Dematic optimistisch - Angebot vom Gabelstapler bis automatisiertem Materialfluss

Kion kommt im Investment Grade an

wb Frankfurt – Zwei Monate nach Abschluss des milliardenschweren Kaufs von Dematic hat der Gabelstaplerhersteller Kion erstmals eine Einstufung seiner Bonität im Investment Grade erhalten. Die Agentur Fitch erteilt dem MDax-Konzern, der 2006 über einen Buy-out aus Linde entstanden war, ein langfristiges Rating von “BBB-” mit stabilem Ausblick. Zuletzt hatten die Konkurrenten Standard & Poor’s und Moody’s das Unternehmen mit “BB+” mit negativem Ausblick beziehungsweise “Ba1” inklusive Beobachtung für Ratingherabstufung bewertet. Beide Agenturen liegen damit eine Stufe unter Investment Grade. Damit gilt Kion als ein “cross-over credit”.Laut Fitch entspricht das Finanzprofil von Kion “in vielerlei Hinsicht den Anforderungen für ein Investment-Grade-Rating eines Investitionsgüter- oder diversifizierten Industrieunternehmens”. Die Margen des Konzerns seien stark. Trotz erheblicher Investitionen erwarten die Fitch-Analysten einen hohen freien Cash-flow, unterstützt von einer moderaten Dividendenpolitik, die eine Ausschüttung bis zu 35 % des Konzernergebnisses beinhaltet und einen niedrigen Schuldendienst. Die Ratingagentur betrachtet Dematic als Ergänzung zum bisherigen Geschäft von Kion, da die Akquisition die potenzielle Kundenbasis vergrößere, die Präsenz im amerikanischen Markt stärke und den Konzern diversifizierter aufstelle. “Wir sind sehr erfreut über die Anerkennung durch Fitch mit dieser Beurteilung, die die harte Arbeit im Konzern über die vergangenen Jahre bestätigt”, lässt sich CFO Thomas Toepfer zitieren. 3,2 Mrd. Dollar BewertungNach Abzügen von Nettofinanzschulden betrug der Kaufpreis für Dematic circa 2,0 Mrd. Dollar, ausgehend von einem Unternehmenswert von 3,25 Mrd. Dollar. Mit der Übernahme ist ein Anbieter mit über 6,7 Mrd. Euro Pro-forma-Umsatz (2015) entstanden, der bereinigt eine Marge vor Steuern und Zinsen von 9,4 % aufweist. Kion zeigte per 30. September Nettofinanzschulden von 1,6 Mrd. Euro (inklusive Pensionen), die dem 2-fachen operativen Ergebnis (Ebitda) entsprachen.Der Konzern wird in der Folge der Transaktion seit Dezember 2016 nach drei Segmenten gesteuert: Industrial Trucks and Services (Gabelstapler, Lagertechnik sowie verbundene Dienstleistungen), Supply Chain Solutions (Lieferkettenlösungen) sowie interne Dienstleistungen. Industrial Trucks umfasst das bisherige Geschäft von Kion mit den vier operativen Einheiten Linde Material Handling und Still, die sich auf Europa, den Nahen Osten und Afrika konzentrieren, sowie Kion Apac und Kion Americas, die markenübergreifend zuständig für Asien-Pazifik und den amerikanischen Kontinent sind. Supply Chain beinhaltet Dematic, Egemin Automation und Retrotech.Mit der Akquisition schaffte Kion laut Vorstandschef Gordon Riske ein Unternehmen, dessen Angebot die gesamte Lieferkette umspannt. “Unser Produktportfolio ist einzigartig und reicht von Gabelstaplern bis zu voll automatisierten Materialfluss-Lösungen”, sagte der CEO, dessen Vertrag bis 2022 verlängert worden war. Mit Dematic soll die bereinigte Ebit-Marge 2018 auf 12 % steigen. Die Kostensynergien werden auf 1 bis 2 % des Dematic-Umsatzes veranschlagt. Der Intralogistiker bringt knapp 6 000 Beschäftigte mit. Brücke abgebautKion will am 2. März Bilanz für das abgelaufene Jahr ziehen. Der Vorstand peilt für 2016 (ohne Effekte aus Dematic) einen Auftragseingang von 5,4 Mrd. Euro, einen Umsatz größer 5,2 Mrd. Euro und ein bereinigtes Ergebnis vor Steuern und Zinsen um 520 Mill. Euro an. Der freie Cash-flow wurde mit circa 300 Mill. Euro prognostiziert.Die Dematic-Transaktion wurde zunächst über einen Brückenkredit von 3 Mrd. Euro finanziert, der von einer Gruppe von Banken fest zugesagt wurde. Im Juli spielte eine Kapitalerhöhung zur Teilfinanzierung brutto 459 Mill. Euro ein. Dabei wurde zu 46,11 Euro je Aktie platziert. Gestern gab der Kurs leicht auf 53,21 Euro nach. Rund 60 % des Emissionsvolumens stemmte Ankeraktionär Weichai Power aus China, der seinen Anteil auf 43,3 % erhöhte. Das für Dematic zugesagte Finanzierungsvolumen betrug nach der Kapitalerhöhung gut 2,5 Mrd. Euro.Die Analysten von Berenberg rechnen für 2017 und 2018 mit einer Nettoverschuldung der “neuen” Kion, die beim 3,2- bzw. 2,6-fachen angepassten operativen Ergebnis (Ebitda) liegt. Berücksichtigt sind dabei die Pensionen und Synergieeffekte. Moody’s hat für 2017 einen Kion-Umsatz samt Dematic von 8,2 Mrd. bis 8,6 Mrd. Dollar angenommen. Die Ebita-Marge soll bei 9,7 bis 10,0 % herauskommen.