Mobilfunk

KKR kauft Vodafone Funktürme ab

Bei der Übernahme der Vodafone-Funkturmtochter Vantage Towers durch die Finanzinvestoren GIP und KKR handelt es sich um den größten deutschen Deal mit geplantem Abschied von der Börse und zugleich um den größten Private-Equity-Deal in Deutschland im Jahr 2022.

KKR kauft Vodafone Funktürme ab

cru/hei Frankfurt

Vodafone macht einen Teil der Funkturmtochter Vantage Towers durch den Verkauf an die Finanzinvestoren KKR und Global Infrastructure Partners (GIP) zu Geld. Für Beteiligungsgesellschaften sowie Investmentbanker, Anwälte und an­de­re M&A-Berater ist der 16 Mrd. Euro schwere Vantage-Towers-Deal der Beweis, dass auch in Zeiten knapper und teurer werdender Fremdfinanzierungen solche Milliardentransaktionen immer noch möglich sind, wenn es sich um Unternehmen mit sicher planbaren Erträgen handelt – obwohl Banken nur noch selten Kredite dafür bereitstellen und die Emission von Hochzinsanleihen äußerst schwierig geworden ist.

Der Kurs der Vantage-Aktie stieg nach der Ankündigung der Übernahme am Mittwoch um zeitweise 12,5 %. Am Nachmittag notierte die Aktie bei 32,52 über dem Angebotspreis. Das deutet darauf hin, dass einige Investoren die Möglichkeit sehen, dass die Minderheitsaktionäre einen höheren Preis verlangen. In London verlor Vodafone 2,3 %.

Investmentbanker der UBS und die Kanzlei Robey Warshaw haben Vodafone bei dem Deal beraten. Morgan Stanley berät das Konsortium aus KKR und GIP.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, das Geschäft weiter auszubauen und dadurch einen paneuropäischen Marktführer im Bereich Telekommunikation zu schaffen“, sagte Vincent Policard, Partner und Co-Head European Infrastructure bei KKR. „Um dieses Ziel zu erreichen, bringt das Konsortium umfangreiche Erfahrung bei Investitionen in Telekommunikationsinfrastruktur und seine globalen Ressourcen ein.“ KKR investiere langfristig in die digitale Infrastruktur Europas.

IPO-Preis 24 Euro

Vodafone hatte Vantage im März 2021 beim IPO zum Preis von 24 Euro pro Aktie an die Börse gebracht. Weniger als ein Jahr später erklärte Nick Read, Chief Executive Officer von Vodafone, dass das Unternehmen einen Verkauf seines Anteils an Vantage in Erwägung zieht, die Kontrolle aber weiterhin behalten wolle.

Vodafone steht vor dem Problem, eine ausufernde Verschuldung zu vermeiden und zugleich in neue teure Netzinfrastruktur investieren zu müssen. Dabei geht es um die Glasfaseranbindung von Mobilfunktürmen aber auch um die Erschließung mit Glasfaser im Festnetzgeschäft. In Deutschland will der Konzern große Teile seines Kabelnetzes überbauen und hat sich dafür in Altice einen Partner gesucht.

Das Konsortium aus KKR und GIP, zu dem auch Tower Bridge Infra­structure Partners und der saudi-arabische Public Investment Fund gehören, soll am Ende bis zu 50 % an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. „Diese Transaktion erfüllt erfolgreich Vodafones erklärte Ziele, die Mitkontrolle über einen strategisch wichtigen Vermögenswert zu behalten und Vantage Towers aus unserer Bilanz zu entkonsolidieren, um sicherzustellen, dass wir die Kapitalstruktur optimieren“, erklärte Read nun am Mittwoch. Gleichzeitig brachte er eine Übernahme des Telefonica-Anteils an Conerstone Towers, einem britischen Mobilfunkmasten-Betreiber, ins Gespräch.

M&A-Rad dreht sich

Der spanische Telekomkonzern hatte seine 50-pro­zentige Beteiligung vor einigen Tagen zur Disposition gestellt. Die andere Hälfte hält der Kabel-Konzern Liberty Global. Analysten spielten in den vergangenen Monaten eine Fusion der Ex-Deutsche-Telekom-Tochter GD Towers und Vantage gedanklich bereits durch. Als möglichen Partner für Vantage nannten sie auch Inwit.

Für KKR und GIP kommt der Vantage-Deal nur wenige Monate nach dem gescheiterten Versuch, eine Mehrheit an der 17,5 Mrd. Euro schweren Funkturm-Sparte GD Towers der Deutschen Telekom zu erwerben, die schließlich an den kanadischen Assetmanager Brookfield und den Finanzinvestor Digital Bridge verkauft wurde. Zu den Bietern zählte auch ein Konsortium aus dem spanischen Telekomkonzern Cellnex und dem Staatsfonds von Singapur, GIC.

Die Funkturm-Deals mildern die Tatsache etwas ab, dass sich die Fusions- und Übernahmeaktivitäten 2022 weltweit um fast 30 % verlangsamen. Telekomkonzerne verkaufen ihre Funktürme an spezialisierte Betreiber, um Schulden abzubauen und Mittel für den Glasfaserausbau und die Aufrüstung von Mobilfunknetzen zu beschaffen. Sie finden willige Investoren, die auf der Suche nach vorhersehbaren Renditen in volatilen Märkten sind.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.