Markt für Beratungshäuser kühlt ab
Markt für Beratungshäuser kühlt ab
knd Frankfurt
Die größten deutschen Consultingunternehmen wachsen im Durchschnitt langsamer – Aber das Thema KI macht Hoffnung
Das Klima für Managementberatungen ist rauer geworden. Die größten Unternehmen der Branche am deutschen Markt sind im Durchschnitt zuletzt deutlich langsamer gewachsen. Zudem geht die Schere zwischen den einzelnen Beratungshäusern auseinander. Im Durchschnitt sind die 20 größten Beratungshäuser in Deutschland im vergangenen Jahr um 7,5% gewachsen. Im Vorjahr lag das Plus noch bei 12,5%. Das ist das Ergebnis der neuen Lünendonk-Studie „Managementberatung in Deutschland“, die am Montag vorgestellt wurde und die 20 größten Consulting-Häuser nach Umsatz in Deutschland auflistet.

Platz 1 verteidigt nach wie vor Roland Berger mit etwas weniger als 1 Mrd. Euro Umsatz. Damit bleiben die Frankfurter zwar erneut Spitzenreiter, aber der Abstand zu Platz 2 wird kleiner. Während Roland Berger leichte Umsatzrückgänge zu verzeichnen hat, konnte Simon-Kucher aus Bonn leicht zulegen. Bewegung gab es auf den folgenden Plätzen: Während d-fine aus Frankfurt auf Platz drei vorrücken konnte, sind Horváth und Porsche, beide aus Stuttgart, jeweils um einen Platz nach hinten gerutscht. Neu unter den Top10 ist Stern Stewart aus München, dafür ist Ingenics aus Ulm nicht mehr unter den besten zehn und auf Platz zwölf abgerutscht.
Deutliche Gewinner und Verlierer
Die Entwicklungen der einzelnen Beratungshäuser sind sehr unterschiedlich. Es gibt sowohl welche, die zweistellig gewachsen sind, aber auch welche die zweistellig verloren haben. Obwohl die Rezession auch in der Beratungsbranche ihre Spuren hinterlässt, herrscht dennoch allgemein eher vorsichtiger Optimismus anstatt Krisenstimmung. Die Branche soll insgesamt 2025 wieder stärker zulegen, ein großes Thema dabei ist auch künstliche Intelligenz. Davon wollen die Unternehmen auch als Beratungsthema profitieren. Zum einen brauchen Kunden in diesem Bereich qualifizierte Beratung, zum anderen können Prozesse und Abläufe mit KI in den Beratungshäusern optimiert werden.
Maren Hauptmann, Managing Partner bei Deloitte, die die internationale Liste der Beratungshäuser anführen, fasst zusammen: 2024 sei ein Jahr gewesen, in dem der Druck auf die Unternehmen zugenommen habe. „Die deutsche Industrie hat unter schwacher Konjunktur gelitten, dazu kamen strukturelle Themen.“ Unternehmen hätten gleichwohl weiter Bedarf nach Unterstützung, gerade im Bereich Technologie und KI. Nachdem der erste Hype vorbei sei, gehe es jetzt darum, Transformationsstrategien zu entwickeln.
KI als Helfer und Konkurrent
Mit Hilfe von KI gingen auch bei den Beratungshäusern viele Arbeiten deutlich schneller. „Bleibt allerdings die Frage, wie lange der Kunde für gewisse Arbeiten noch Geld bezahlt“, gibt Stefan Aichbauer, Managing Partner bei der Unternehmensberatung H&Z aus München (Platz 8) zu bedenken. Damit bezieht er sich unter anderem auf das Thema Research. Dafür würden zwischenmenschliche Fähigkeiten verstärkt gefragt.
Mit Blick auf die Branchen, in denen deutsche Beratungsunternehmen im vergangenen Jahr die meisten Umsätze erzielt haben, fällt auf: Mehr als die Hälfte der Erlöse kommt aus der Industrie, davon wiederum mit Abstand der größte Teil aus der Automobilindustrie. Die Schwäche in diesem Sektor trifft unter anderem auch Ingenics, die nicht mehr unter den Top 10 vertreten sind. Managing Partner Andreas Hoberg ist aber auch optimistisch: „Wir haben gute Wachstumsperspektiven im Verteidigungsbereich. Hier wachsen wir zweistellig.“ Während in den vergangenen Jahren Themen wie Internationalisierung und Recruiting zu den wichtigsten Aufgaben der Berater gehörten, stehen jetzt noch vor KI die Themen Business Development, Expansion und Vertrieb an vorderster Stelle. Genug zu tun gebe es auch weiterhin, da sind sich die Beraterhäuser einig.