Klinikgiganten im Nahkampf

Fresenius sucht nach neuer Lösung für Rhön-Übernahme - Asklepios kauft weiter Aktien

Klinikgiganten im Nahkampf

Nach der gescheiterten Offerte für das Rhön-Klinikum sucht Fresenius nach neuen Lösungen für einen Zusammenschluss mit der privaten Krankenhauskette. Unklar sind die Pläne des Konkurrenten Asklepios, der mit dem Aufbau eines Rhön-Anteils von 5 % kurz vor Fristende das Angebot torpedierte.swa Frankfurt – Der Gesundheitskonzern Fresenius lotet neue Alternativen für eine Übernahme des Rhön-Klinikums aus. Nachdem in der Offerte die Mindestannahmequote von 90 % verfehlt wurde, soll nun mit den Beteiligten gesprochen werden. Mit am Tisch sitzt jetzt der Wettbewerber Asklepios, der kurz vor Ablauf der Annahmefrist ein Paket von gut 5 % an Rhön meldete und damit aus Sicht von Fresenius die 3,1 Mrd. Euro schwere Übernahme blockierte.Asklepios, die gemeinsame Wurzeln mit der Fresenius-Kliniktochter Helios hat, hält sich zu ihren Plänen weiterhin bedeckt. Nach Informationen aus dem Markt soll die vom Unternehmer Bernard Broermann gesteuerte Gesellschaft weitere Rhön-Aktien zugekauft haben und unterdessen bei 7 % angekommen sein. Asklepios hatte ihr Engagement damit begründet, sich als langfristig orientiertes Familienunternehmen alle Gestaltungsmöglichkeiten offenhalten zu wollen.Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Asklepios bei Rhön nicht über 10 % gehen wird, weil dann das Kartellamt auf den Plan gerufen würde. Aufgrund der Rhön-Satzung, wonach für wichtige Hauptversammlungsbeschlüsse eine Mehrheit von über 90 % des vertretenen Kapitals notwendig ist, hätte ein Wettbewerber bei einem Anteilsbesitz von 10 % einen maßgeblichen Einfluss und würde ein Fusionskontrollverfahren auslösen. Auf TalfahrtDie Rhön-Aktie ist am Montag zum Handelsauftakt um 11 % auf 16,75 Euro eingebrochen. Nachdem sich ein Scheitern der Fresenius-Offerte über 22,50 Euro je Anteil abzeichnete, waren die Titel des MDax-Wertes bereits Mitte vergangener Woche unter Druck geraten. Zum Xetra-Schluss gingen die Aktien 9 % leichter bei 17,20 Euro aus dem Markt. Auch Fresenius soll dem Vernehmen nach bei Rhön weiter zugekauft haben, hat aber nach der Meldung von 3,6 % am Tag der Asklepios-Enthüllung vergangene Woche kein weiteres Überschreiten von Meldeschwellen bekannt gegeben.Der mit gut 12 % beteiligte Rhön-Gründer und Aufsichtsratschef Eugen Münch bekräftigte, dass Fresenius weiterhin sein gewünschter Partner sei. Fresenius will nun in Gesprächen mit Asklepios-Eigner Broermann klären, ob eine Einigung mit ihm möglich ist. Falls es dem torpedierenden Wettbewerber darum geht, den Deal dauerhaft zu unterbinden, könnte er aufgrund des verlangten Quorums in der Rhön-Hauptversammlung gehöriges Störfeuer entfachen, zumal Fresenius auf vollen Durchgriff bei Rhön setzt und das Unternehmen von der Börse nehmen möchte. Am Willen von Münch vorbei wären allerdings auch keine eigenen Vorschläge von Asklepios in den Aktionärstreffen durchsetzbar.Fresenius ist von der Intervention des Konkurrenten offensichtlich völlig überrascht worden. Zwar war beobachtet und auch gemeldet worden, dass UBS im Kundenauftrag Rhön-Aktien einsammelt. Da die Schweizer Bank als Vermögensverwalterin für Broermann bekannt sein soll, lagen auch Vermutungen über den dahinter stehenden Investor nahe, doch erst wenige Stunden vor Ablauf der Annahmefrist kam die offizielle Meldung über die Rhön-Beteiligung von Asklepios. Bis dahin soll Fresenius Zusagen im Markt erhalten haben, wonach 92 % des Kapitals angedient würden. Eingesammelt werden konnten dann aber nur 84,3 % der Aktien, so dass eine Bedingung des Übernahmeangebots verfehlt wurde.Rechtlich wäre es möglich, dass Fresenius mit Zustimmung des Rhön-Vorstands und der Finanzaufsicht BaFin auch relativ kurzfristig ein neues Übernahmeangebot unterbreitet. Ohne die Einwilligung wäre eine Offerte erst nach zwölf Monaten wieder erlaubt.