Stahlhandel

KlöCo setzt auf Nordamerika

Mit der größten Akquisition seit zehn Jahren baut der Stahlhändler KlöCo sein Geschäft in Nordamerika aus. Für National Material of Mexico werden 340 Mill. Dollar bezahlt.

KlöCo setzt auf Nordamerika

ab Köln

Mit der größten Akquisition seit zehn Jahren baut der Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo) sein Nordamerikageschäft aus. Für 340 Mill. Dollar übernehmen die Deutschen National Material of Mexico, ein unabhängiges Service-Center-Unternehmen, wie mitgeteilt wird. Auf der Verkäuferseite steht die familiengeführte Tang Industries aus Chicago. KlöCo-Chef Guido Kerkhoff hob im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die strategische Bedeutung der Transaktion hervor.

Der Kaufpreis ist nach den Angaben auf bargeld- und schuldenfreier Basis. Die Mexikaner, bei denen das Management an Bord bleibt, erzielten 2021 einen Umsatz von 610 Mill. Dollar. Bezahlt wird das 6,7-Fache des für 2022 erwarteten operativen Ergebnisses vor Abschreibungen. Es handele sich um eine hochattraktive und unmittelbar wertsteigernde Transaktion. Zur Finanzierung wird KlöCo auf bestehende Liquidität zurückgreifen. Zudem habe KlöCo den finanziellen Spielraum in den USA mit der Erweiterung einer Kreditfazilität auf 650 Mill. Dollar ausgeweitet. Der Akquisition steht noch unter kartellrechtlichem Vorbehalt. Mit dem Vollzug wird im ersten Halbjahr 2023 gerechnet.

KlöCo habe eine klare Wachstumsstrategie und wolle dabei in höhere Güten gehen. „National Material of Mexico ist sehr komplementär zu unserem America-Footprint“, sagte Kerkhoff. Denn während die Deutschen in Nordamerika vor allem in der Industrie stark vertreten sind, bewegt sich National Material of Mexico vor allem in der Autoindustrie. Es ist „die perfekte Ergänzung“, sagte Kerkhoff. Das Unternehmen sei sehr gut geführt, das zeige sich auch an der Profitabilität. Mit dem Zukauf steige KlöCo in Nordamerika zur Nr. 1 im Flachstahl auf, freute sich der Manager. Zugleich baut KlöCo den Umsatz im Nordamerika-Geschäft um ein Viertel aus. Mit Blick auf die Profitabilität sei es sogar noch etwas mehr, sagte Kerkhoff. Letztlich wird auf Amerika künftig gut die Hälfte des Geschäfts entfallen, 2021 waren es 45 %.

Die Nachricht von der Großakquisition schickte die Aktie auf Berg-und-Tal-Fahrt. Analysten monierten den im Vergleich zur Marktkapitalisierung hohen Kaufpreis. „Wenn man etwas Gutes kaufen will, muss man auch einen anständigen Preis bezahlen“, konterte Kerkhoff. Das Geschäft sei keineswegs überzahlt. Zudem verfüge KlöCo über „sehr gute Cashflows und eine gute Finanzausstattung“.

Die Akquisition helfe KlöCo auch, die Zyklizität zu verringern. Zwar sei die Automobilindustrie zyklisch, doch das Spotgeschäft im Stahlhandel sei noch zyklischer. Profitieren will KlöCo auch vom Status Mexikos als verlängerte Werkbank der USA.