Online-Modehändler

Konsumflaute setzt Zalando zu

Nach schwacher erster Jahreshälfte will der Online-Modehändler Zalando im verbleibenden Sechsmonatszeitraum zu Wachstum und höherer Profitabilität zurückkehren.

Konsumflaute setzt Zalando zu

hek Frankfurt

Die schlechte Verbraucherstimmung hat dem Online-Modehändler Zalando auch im zweiten Quartal zu schaffen gemacht. Der Umsatz sank im Vergleich zur Vorjahreszeit um 4% auf 2,62 Mrd. Euro. Damit gingen die Erlöse das zweite Quartal in Folge zurück. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schrumpfte um 58% auf 77,4 Mill. Euro, so dass die operative Marge von 6,7% im zweiten Jahresviertel 2021 auf 3,0% durchsackte.

Neben Ukraine-Krieg, hohen Inflationsraten und rasant steigenden Heizkosten schlägt auch das hohe Vergleichsniveau des Vorjahres in den Quartalszahlen durch. Zudem gab es einzelne Lieferengpässe, etwa bei Schuhen. Im Startquartal 2022 war Zalandos Umsatz erstmals in der Geschichte des 2008 gegründeten Unternehmens gesunken. „Das Leben wird teurer und die Verbraucher sind zurückhaltend beim Konsum“, sagt Co-CEO Robert Gentz.

Die im Dax vertretene Aktie, die eine monatelange Talfahrt hinter sich hat, reagierte dennoch mit einem Kurssprung um 10% im Handelsverlauf. Analysten führen das auf gesenkte Vorgaben für die Kapitalausgaben zurück. Die Eindämmung von Kosten schmälere Bedenken, dass Zalando in der zweiten Jahreshälfte die Ziele verfehlen könnte. Die Berliner haben das Investitionsbudget für 2022 im Juni auf 350 Mill. bis 400 Mill. Euro gekappt. Zuvor waren es 400 Mill. bis 500 Mill. Euro. Zudem erwarten sie zum Jahresende jetzt ein neutrales Nettoumlaufvermögen.

Absage an USA

Das über die Plattform abgewickelte Bruttowarenvolumen verharrte im Quartal bei 3,78 Mrd. Euro. Für das zweite Halbjahr kündigt Zalando die Rückkehr zu Wachstum und höhere Profitabilität an. Dabei will der Konzern von der steigenden Kundenzahl und dem Mitgliederprogramm Zalando Plus profitieren. Nach dem Markteintritt in Rumänien und Ungarn ist das Unternehmen nun in 25 Märkten präsent. Medienberichte, wonach Zalando den Sprung in die USA vorbereite, wies Gentz in der Telefonkonferenz zu­rück. In Europa gebe es noch genügend Wachstumspotenzial.

An der im Juni zusammengestrichenen Jahresprognose hält das Management fest. Demnach rechnet Zalando mit 180 Mill. bis 260 Mill. Euro Adjusted Ebit, was einer Halbierung im Vergleich zur alten Guidance entspricht. Der Ausblick impliziert zwischen 154 Mill. und 234 Mill. Euro Ebit in der zweiten Jahreshälfte, nachdem in den ersten sechs Monaten lediglich 25,6 Mill. Euro erzielt wurden.

Um die Kosten je Bestellung zu verbessern, hat Zalando Anfang Juni in 15 weiteren Ländern Mindestbestellwerte für die kostenfreie Zustellung eingeführt, so dass dieses Instrument nun in allen Märkten zur Geltung kommt. Außerdem hat der Konzern Marketingausgaben und Logistikinvestitionen reduziert. Mit den flächendeckenden Mindestbestellwerten reagiert der Konzern darauf, dass Mini-Orders überdurchschnittliche Logistikkosten verursachen. Bisher war Zalando eher zurückhaltend mit solchen Untergrenzen, da sie das Wachstum bremsen können. Nun aber steht die Wirtschaftlichkeit stärker im Vordergrund.

Die Erfahrungen mit der Ausweitung der Mindestwerte stuft Gentz als positiv ein – sowohl aus finanzieller Sicht als auch mit Blick auf Nachhaltigkeit und Kundenbindung. Die Kunden reagierten unterschiedlich: In manchen Ländern zahlten sie lieber die Liefergebühr, in anderen migrierten sie vielfach zu höheren Bestellwerten, um den Mindestwert zu erreichen. Letzteres könne allerdings zu höheren Retouren führen, geben Branchenberater zu be­denken.

Zalando
Konzernzahlen nach IFRS
6 Monate
in Mill. Euro20222021
Bruttowarenwert69386932
Umsatz48284971
Bereinigtes Ebit26277
 in % des Umsatzes0,55,6
Periodenergebnis−47155
Free Cashflow−476168
Kunden (Mill.)49,344,5
Warenkorb (Euro)55,9057,70
Investitionen14191
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