Telekommunikation

KPN lockt mit üppiger Ausschüttung

KPN, die kürzlich eine Übernahmeattacke von EQT und Stonepeak sowie eine weitere von KKR abgewehrt hat, umwirbt ihre Aktionäre mit einem weiteren Geldregen, während sich das M&A-Rad in den Niederlanden weiter dreht.

KPN lockt mit üppiger Ausschüttung

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Die niederländische KPN tritt operativ nach wie vor auf der Stelle, will aber dennoch über ihren Aktionären das Füllhorn ausschütten. Nach einem Gewinnsprung im ersten Halbjahr, der primär aus dem Verkauf von 50% am Glasfaserunternehmen Glaspoort an den Joint-Venture-Partner APG resultierte, kündigte das Unternehmen an, zusätzlich zur regulären Dividende in diesem Jahr noch 200 Mill. Euro für Aktienrückkäufe bereitzustellen.

Der Telekommunikationskonzern rüstet sich für weitere Übernahmeattacken, während sich das M&A-Rad der Branche in den Niederlande immer schneller dreht. Erst Ende April hatte KPN zwei Übernahmeattacken abgewehrt und damit einem 18-Mrd.-Euro-Bieterkampf zwischen dem Duo EQT und Stonepeak einerseits und KKR andererseits den Boden entzogen. EQT und Stone­peak, die vor allem am wachsenden Glasfasernetz von KPN interessiert waren, dessen weiteren Ausbau sie forcieren wollten, hatten dem Vernehmen nach 3 Euro je Aktie geboten. Gestern tendierte das Papier 1,4% fester bei 2,73 Euro. Seit Bekanntwerden der ersten Übernahmegerüchte im Oktober vergangenen Jahres haben die Titel fast 30% gewonnen. Am Drücker bei KPN sitzt die staatliche Stiftung sowie der mexikanische Milliardär Carlos Slim, der erneut auf 20% aufgestockt hat.

Preis von 5 Mrd. Euro

Schon bald dürfte der niederländische Telekommunikationsmarkt er­neut spürbar in Bewegung kommen, denn der von der Deutschen Telekom geplante Verkauf von T-Mobile NL soll laut informierten Kreisen praktisch in trockenen Tüchern sein und noch im Spätsommer über die Bühne gehen. Die Deutsche Telekom will für ihre Tochter, die seit Jahren im Segment Group Development geführt wird, 5 Mrd. Euro erlösen. Im vergangenen Jahr kam T-Mobile NL auf ein operatives Ergebnis vor Abschreibungen von 639 Mill. Euro.

Die Funkturm-Assets des Unternehmens hat die Telekom indes schon herausgelöst und mit den dortigen Aktivitäten von Cellnex gebündelt. Der Bonner Konzern hatte zuvor den holländischen Markt in zähem Ringen konsolidiert, indem sich T-Mobile NL den Wettbewerber Tele2 einverleibte. Damit hoffte das Unternehmen, im Wettbewerb gegen KPN und Vodafone/Ziggo besser zu bestehen.

Eine weitere Marktkonsolidierung wird bei den EU-Kartellwächtern kaum durchzusetzen sein, so dass ein neuer Eigentümer von T-Mobile NL den Wettbewerb weiter anheizen dürfte. Gleichwohl ist der für alle Beteiligten in den Niederlanden schon jetzt mörderisch, wie die schwierige Situation von KPN zeigt, die – obwohl Marktführer – seit Jahren im Rückzugsgefecht kämpft. Im jüngsten Quartal blieben die Konzernerlöse mit +0,2% (in bereinigter Betrachtung) auf 1,3 Mrd. Euro stabil, das operative Ergebnis (Ebitda AL)legte ebenfalls moderat um 0,6% auf 589 Mill. Euro zu.

Unterm Strich sprang der Gewinn auf 800 Mill. Euro von 135 Mill. Euro im Vorjahresquartal. Bei leicht um 3,3% gestiegenen Investitionen – vor allem aufgrund von Mobilfunklizenzerwerb – fiel der Free Cash-flow um 2,1% auf 284 Mill. Euro zurück, dies obwohl auch die Restrukturierungskosten sanken.

Im Gesamtjahr erwartet KPN einen freien Mittelzufluss von 765 Mill. Euro und will eine um 4,6% steigende Dividende von 13,6 Eurocent zahlen. Die Dividende soll jährlich um 3 bis 5% steigen. Dabei nutzt der Konzern den Erfolg einer bilanziellen Rosskur, mit der ein drückender Schuldenberg in den vergangenen Jahren sukzessive abgebaut wurde, so dass immerhin gewisse Spielräume für Investitionen erkauft wurden.

Die sollen KPN nun zurück auf den Wachstumspfad bringen, indem vor allem das Glasfasernetz – im Joint Venture Glaspoort – ausgebaut wird. Hier hat das Unternehmen die Marke von 3 Millionen Haushaltsanschlüssen überschritten. Auch dieser Markt ist indes umkämpft. Die Telekom hat in diesem Jahr das Joint Venture Open Dutch Fibre an den Start gebracht, zusammen mit KKR. Die Private-Equity-Gesellschaft rechnet sich also Synergien aus, wenn sie KPN und deren Glasfaser übernehmen könnte. Eine neue Attacke auf KPN ist mehr als wahrscheinlich.