Präsident droht mit Auftragsstopp

Krach mit Trump trifft Musks Unternehmen hart

Die Implosion der Beziehung zwischen Donald Trump und Elon Musk droht Tesla und SpaceX hart zu treffen. Der Präsident droht den Unternehmen bereits mit dem Entzug staatlicher Gelder.

Krach mit Trump trifft Musks Unternehmen hart

Musks Unternehmen leiden unter Scheidungskrieg

xaw New York

Der zunehmend hässlichere Scheidungskrieg zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem bisher wichtigsten Unterstützer Elon Musk droht schwere Konsequenzen für Investoren zu entwickeln. Denn der amerikanische Staatschef droht seinem erst Ende Mai mit freundlichen Worten verabschiedeten Spar-Zar nach einem öffentlichen Krach mit dem Entzug milliardenschwerer Fördergelder und Regierungsaufträge. „Der einfachste Weg, um Geld für unseren Haushalt zu sparen, Milliarden und Abermilliarden von Dollar, ist es, Elons staatliche Subventionen und Verträge zu kündigen“, schrieb Trump auf der Plattform Truth Social, nachdem ein Streit um Musks Kritik am Mega-Haushaltspaket des Präsidenten am Donnerstag eskalierte.

Tesla-Aktie unter Druck

Die Aktie des E-Autobauers Tesla, der bisher stark von Steuer- und Emissionsgutschriften profitiert, brach am Donnerstag bis Handelsschluss in New York um über 14% ein. Dass nicht nur Investoren, sondern auch Musks Unternehmen Trumps Drohungen ernst nehmen, machte der reichste Mann der Welt auf seiner Plattform X (ehemals Twitter) deutlich. Dort kündigte er an, dass sein Unternehmen SpaceX „unmittelbar“ damit beginnen werde, die Raumkapsel Dragon auszurangieren – nur um wenige Stunden später wieder zurückzurudern.

Elon Musk kündigt an, die Raumkapsel Dragon seines Unternehmens SpaceX außer Dienst zu stellen.
Elon Musk kündigte an, die Raumkapsel Dragon seines Unternehmens SpaceX auszurangieren, ruderte aber schnell wieder zurück. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Vuk Valcic
picture alliance / ZUMAPRESS.com | Vuk Valcic

Diese ist aktuell das einzige Vehikel, mit dem die Weltraumbehörde Nasa Astronauten von und zur Internationalen Raumstation ISS transportieren kann. Im November hatte SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell angekündigt, die Kapsel noch für sechs bis acht im Betrieb halten zu wollen. Der entsprechende Regierungsauftrag bringt SpaceX, die mit fortschrittlicher Technologie um wiederverwendbare Raketen zu einer zentralen Stütze des amerikanischen Raumfahrtprogramms geworden ist, allein 5 Mrd. Dollar ein.

Anleger, die über Fondsbeteiligungen in das privat gehaltene Unternehmen investieren, fürchten trotz Musks Rückzieher bei der Dragon-Stilllegung den Verlust weiterer Gelder. Denn die Nasa hat Aufträge im Gegenwert von 15 Mrd. Dollar an SpaceX vergeben, die der Behörde ihre „Falcon 9“-Raketen zur Verfügung stellt und das „Starship“ entwickelt – letztgenanntes Vehikel soll amerikanische Astronauten ab 2027 wieder auf den Mond bringen und langfristig die Kolonisierung des Mars ermöglichen.

Wirbel im Raumfahrtsektor

Der Bruch zwischen Trump und Musk droht damit die gesamte US-Raumfahrtwirtschaft durcheinander zu wirbeln. Wirtschaftskanzleien zweifeln zwar daran, dass der Entzug rechtmäßig zugeteilter Regierungsaufträge an SpaceX im aktuellen Kontext legal wäre. Doch schwebt das Unternehmen ohnehin in Unsicherheit, da die Haushaltspläne des Präsidenten Entlassungen und Budgetkürzungen bei der Nasa vorsehen, die somit einige prominente Missionen einstellen müsste. Die Behörde steht aktuell führungslos da – das Weiße Haus nahm den designierten Administrator Jared Isaacman bereits über das vergangene Wochenende plötzlich aus dem Rennen. Der Milliardär und Hobby-Astronaut gilt als Verbündeter Musks und ist für SpaceX schon mehrere Missionen geflogen.

Insgesamt sind Regierungsaufträge Washingtons für SpaceX laut der staatlichen Webseite USAspending.gov bisher rund 21 Mrd. Dollar wert. Denn das Raumfahrtunternehmen bringt einen Großteil der Verteidigungssatelliten des Pentagon an den Start und entwickelt für einen der US-Nachrichtendienste ein Überwachungssystem im Erdorbit.

Emissionsgutschriften als Stütze

Bei Tesla indes verhinderten Emissionsgutschriften aus Klimaprogrammen der Regierung von US-Präsident Joe Biden in den vergangenen Quartalen wiederholt schlimmere Abstürze der Profitabilität. Allein im vergangenen Jahr spielte der E-Autobauer über den Verkauf von Carbon Credits an Unternehmen mit negativerem Kohlendioxid-Fußabdruck nahezu 2,8 Mrd. Dollar ein, im ersten Viertel des laufenden Jahres waren es 595 Mill. Dollar.

Die Erlöse kann Tesla dabei direkt in Gewinne ummünzen – sie werden somit zur wichtigen Stütze für die Umsatzrentabilität des E-Autobauers. Die im Sektor einst neidvoll beäugte operative Marge des Musk-Unternehmens, vor drei Jahren noch bei 19,2%, ist infolge einer schleppenden Nachfrage amerikanischer Kunden an Elektroautos und einer aggressiven Rabattstrategie des CEO zuletzt auf 2,1% eingebrochen. Im Rahmen des Inflation Reduction Act der Biden-Regierung qualifizierten sich zudem zahlreiche Tesla-Modelle für umfangreiche Steuergutschriften, die einen Kaufanreiz für Kunden lieferten.

Da war es noch Liebe: Elon Musk und Donald Trump am Rande eines Testflugs von SpaceX im November.
Da war es noch Liebe: Elon Musk und Donald Trump am Rande eines Testflugs von SpaceX im November. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Brandon Bell
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Brandon Bell

Trump schrieb am Donnerstag auf Truth Social, Musk sei „einfach durchgedreht“, weil der Präsident ihm „seine Elektrovehikel-Erlasse, die alle zum Kauf von Elektroautos gezwungen haben, die sonst niemand wollte“, weggenommen habe. Damit spielte der Republikaner auf sein Haushaltspaket an, mit dem er die Gutschriften auf den Kauf von Stromern zugunsten einer Verlängerung von Steuersenkungen für vermögende Individuen und Unternehmen sowie höherer Ausgaben für die Verteidigung und den Grenzschutz eliminieren will. Washington ficht zudem die Autorität Kaliforniens zur Regulierung von Treibhausgasemissionen an, die für Tesla wiederum zentral ist, um Carbon Credits an den Markt verkaufen zu können.

Musk schrieb auf X, Republikaner im Kongress könnten ruhig an der in Trumps Haushaltspaket vorgesehene Kürzung von Anreizen für Elektroautos und Solarenergie festhalten – auch wenn dies „sehr unfair“ sei, da Fördermittel für die Öl- und Erdgasindustrie zugleich nicht angerührt würden. Doch sie sollten den Berg an „widerlichen“ Ausgaben, die der Präsident geplant habe, kippen.

Rechtsstaat in Gefahr

In der vergangenen Woche hatte Musk sich im Rahmen seines Rückzugs von der Spitze der Effizienzbehörde DOGE noch artig bei Trump für „die Gelegenheit, verschwenderische Ausgaben zu reduzieren“, bedankt. In den vergangenen Monaten holten der Milliardär und seine Mitarbeiter im Auftrag der Regierung zum Kahlschlag bei zahlreichen Regierungsbehörden aus. Demokraten und unabhängige Politwissenschaftler warnten dabei vor zahlreichen mutmaßlichen Interessenskonflikten Musks – dass ein nicht demokratisch gewählter Offizieller derart umfangreiche Kompetenzen erhalte, unterminiere den Rechtsstaat.

Der Tesla-Chef hatte ursprünglich Einsparungen von 2 Bill. Dollar im jährlichen Bundesbudget versprochen, also eine Senkung der Staatsausgaben um ein Drittel. Bis Mai hatte das DOGE nach eigenen Angaben aber erst Kürzungen von 175 Mrd. Dollar erreicht – wobei sich viele der dabei angeführten Einzelposten nicht unabhängig verifizieren lassen. Unterdessen forderten Tesla-Aktionäre wiederholt, Musk solle sich stärker auf seine Arbeit bei dem gebeutelten E-Autobauer konzentrieren, dessen Absatzzahlen zuletzt enttäuschten. Analysten verweisen darauf, dass das politische Engagement des Milliardärs die liberale Kernkundengruppe des Unternehmens an den US-Küsten verprellt habe.

Entsprechend erleichtert fiel zunächst die Kursreaktion aus, als Anfang April erste Meldungen über einen bevorstehenden Rückzug Musks aus der Trump-Administration die Runde machten. Bei der Verabschiedung Musks im Oval Office lobte der Präsident die Arbeit des Milliardärs als DOGE-Chef noch. Doch schon in den Folgetagen kursierten Berichte, gemäß denen Trump angesichts der Kritik Musks an seinem Haushaltspaket die Geduld ausgehe.

Merz erlebt Implosion hautnah

Der SpaceX-Gründer bezeichnete die vom Republikaner „Big, Beautiful Bill“ getaufte Vorlage am Dienstag als „ekelhafte Abscheulichkeit“, die Amerika in die „Schuldenversklavung“ führen werde. Bei den Zwischenwahlen zum Kongress im kommenden Jahr würden alle Politiker, die für das nach Freigabe durch das Repräsentantenhaus aktuell im Senat diskutierte Gesetz gestimmt hätten, die Quittung erhalten.

Im Rahmen der Antrittsvisite des deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz in Washington implodierte die Beziehung der beiden Alphatiere am Donnerstag dann vollends. Auf Musks Kritik angesprochen sagte Trump bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Merz im Weißen Haus, er sei „sehr enttäuscht, da Elon das Innenleben dieses Gesetzes besser kannte als fast jeder, der hier sitzt“. Musk widersprach via Social Media unmittelbar: „Falsch. Dieses Gesetz wurde mir nicht einmal gezeigt und mitten in der Nacht so schnell in Kongress gebracht, dass so gut wie niemand es lesen konnte“, schrieb er sinngemäß auf X.

Elon Musk wirft Donald Trump vor, dass der Name des Präsidenten in Dokumenten aus den Ermittlungen um den verstorbenen Sexualverbrecher Jeffrey Epstein auftauche.
Elon Musk wirft Donald Trump vor, dass der Name des Präsidenten in Dokumenten aus den Ermittlungen um den verstorbenen Sexualverbrecher Jeffrey Epstein auftauche. Foto: picture alliance / Sipa USA | Sipa USA.
picture alliance / Sipa USA | Sipa USA

Trump deutete indes an, Musk könnte am „Trump Derangement Syndrome“ leiden – einer fiktiven Krankheit, die der Präsident seinen Kritikern und Abweichlern in den eigenen Reihen zuschreibt. „Er ist nicht der erste“, sagte der Präsident bei dem Treffen mit Merz. „Leute verlassen meine Administration und lieben uns. Eines Tages wachen sie auf und vermissen es schrecklich – einige von ihnen werden feindselig.“ Es folgte ein Schlagabtausch über Social Media, in dessen Zuge Musk einen Post teilte, dessen Autor sich für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump aussprach. Der Milliardär stellte anderen X-Nutzern zudem die Frage, ob es an der Zeit sei, eine neue politische Partei zu gründen, die für die Mehrheit der US-Bevölkerung stehe, und warf Trump vor, mit dem 2019 in der Haft verstorbenen, verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in Verbindung gestanden zu haben.

Turbulenz bei Bondemission droht

Derweil droht der Bruch zwischen dem Präsidenten und dem ehemaligen „First Buddy“ auch negative Folgen für die Wall Street zu haben. So könnte er laut Analysten eine Anleiheemission von Musks Firma xAI durcheinanderwirbeln. Die Erlöse aus der 5 Mrd. Dollar schweren Transaktion sollen dem Auf- und Ausbau von Datenzentren für künstliche Intelligenz dienen, die als Underwriter eingespannte Morgan Stanley bietet Investoren das Bondpaket seit der laufenden Woche an. Erst vor wenigen Monaten hatte die Bank nach langer Haltedauer noch erfolgreich Milliardenkredite der inzwischen mit xAI verschmolzenen X am Markt abgeladen, wobei Musks Status als enger Trump-Berater laut Insidern damals noch die Nachfrage trieb.

Nun werden ausstehende Kredite von xAI laut Tradern allerdings nur noch zu 95 Cent auf den Dollar gehandelt, was kein gutes Signal für die Neuemission darstelle. Noch hätten sich Interessenten zwar nicht zurückgezogen. Das Closing ist laut Insidern aber erst für Ende Juni angesetzt – bis dahin droht der Streit zwischen Trump und Musk noch weiter zu eskalieren.

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