Saatgutunternehmen

Krieg und Inflation bremsen Erwartungen bei KWS

Ukraine-Krieg und Inflation bremsen die Wachstumserwartungen bei KWS Saat im Geschäftsjahr 2022/23. Das SDax-Unternehmen will für den vergangenen Turnus eine unveränderte Dividende zahlen.

Krieg und Inflation bremsen Erwartungen bei KWS

ste Hamburg

Folgen des Ukraine-Kriegs sowie stark inflationäre Entwicklungen bremsen die Wachstumserwartungen bei KWS Saat im Geschäftsjahr 2022/23 (zum 30. Juni). Das familiengeprägte Pflanzenzüchtungsunternehmen aus Einbeck stellt für den laufenden Turnus ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis ohne Währungs- und Portfolioeffekte um 7 bis 9% in Aussicht – nach einer von Währungseffekten nur geringfügig beeinflussten Steigerung um 17,5% auf rund 1,54 Mrd. Euro im vorigen Geschäftsjahr. Die operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) soll 2022/23 wie zuletzt die Bandbreite von 10 bis 11 (i. V. 10,1)% erreichen, wobei weiterhin mit einer Forschungs- und Entwicklungskostenquote von 18 bis 20% kalkuliert wird. Zuletzt lag der F&E-Aufwand bei 286 (252) Mill. Euro, die F&E-Quote bei 18,6 (19,3) %.

Die Umsatzprognose, die KWS im Verlauf des Geschäftsjahres auch wegen des Ukraine-Kriegs dreimal korrigierte, ist mit erheblichen Unsicherheiten behaftet – mit Blick auf den weiteren Kriegsverlauf, auf Ernten und Wechselkursveränderungen. Sollte es zu einem Verkaufsstopp von Saatgut in Russland kommen, wären Umsatzeinbußen im mittleren zweistelligen Millionenbereich möglich, wie anlässlich der Jahresbilanzvorlage von KWS verlautete.

Das SDax-Unternehmen, dessen Geschäftsaktivitäten in Russland und in der Ukraine zusammen für etwa 10% des Konzernumsatzes stehen, baut in der Ukraine, wo rund 85% der Flächen bedient werden können, Produktionskapazitäten aus, während in Russland auf Status-quo-Basis geliefert wird, wie Vorstandssprecher Hagen Duenbostel im Gespräch mit dieser Zeitung sagte. Die weltweit fruchtbarsten Böden nicht zu bestellen sei moralisch und „aus globaler Sicht unverantwortlich“. KWS werde so lange wie möglich an den Saatgutverkäufen festhalten.

Duenbostel, der seit Ende 2014 an der Vorstandsspitze steht und der – wie seit knapp einem Jahr bekannt – den Posten nach der Hauptversammlung am 6. Dezember aufgeben wird, um nach einer zweijährigen „Abkühlphase“ den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen, verwies mit Blick auf inflationäre Entwicklungen auf noch nicht erhöhte Absatzpreise. Es sei noch nicht sicher, dass höhere Absatzpreise die Kosteninflation übertreffen werden, sagte er mit Blick auf die Geschäftsjahresprognose. Bei der Strategie sei man „sehr bullish“, fügte Duenbostel hinzu.

Wachsen will KWS im Bereich der Produkte und Dienstleistungen für eine nachhaltige Landwirtschaft, durch Verknüpfung des Saatguts mit digitalen Angeboten, durch Ausbau digitaler Vertriebskanäle und durch Innovationen für den wachsenden Markt pflanzlicher Proteine als Basis für nachhaltige Lebensmittel. Das Geschäft von KWS werde frühzeitig auf die Megatrends in der Landwirtschaft ausgerichtet, so Duenbostel.

Im laufenden Turnus sollen die vier Produktsegmente Mais, Zuckerrüben, Getreide und Gemüse einen deutlichen Umsatzanstieg bei einer Ebit-Marge auf Vorjahresniveau erreichen. Im Berichtsjahr hatten alle Segmente bis auf das 2019 durch Übernahme des niederländischen Saatzuchtunternehmen Pop Vriend gestartete Gemüsesegment, dessen Umsatz auf 54 (58) Mill. Euro schrumpfte und dessen operatives Ergebnis mit −18,5 (−18,1) Mill. Euro erneut negativ ausfiel, mit zweistelligen Raten zugelegt. Wachstumstreiber mit einem Plus von 21% auf 935 Mill. Euro war vor allem dank eines in Südamerika um über 70% gesteigerten Umsatzes das Mais-Segment. Die Ebit-Marge lag aufgrund gestiegener Herstellungskosten, negativer Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sowie geringerer Ergebnisbeiträge des US-Joint-Ventures AgReliant mit 6,1(9,2)% aber unter Vorjahr.

Für das vergangene Jahr will KWS eine unveränderte Dividende von 80 Cent je Aktie zahlen. Die Ausschüttungsquote von 24,5 (23,9)% läge im Rahmen des Zielkorridors von 20 bis 25% des Jahresüberschusses. Die KWS-Aktie, im Berichtsjahr um rund ein Fünftel gesunken, stieg am Dienstag um 1,3% auf 56,90 Euro. Bereits im August hatte KWS vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahr veröffentlicht.

KWS Saat
Konzernzahlen nach IFRS1
in Mill. Euro2022/212021/20
Umsatz15401310
Ebitda252231
Ebit155137
Ebit-Marge (%)10,110,5
Jahresüberschuss108111
Ergebnis je Aktie (Euro)3,273,35
Dividende je Aktie2 (Euro)0,800,80
F&E-Quote (%)18,619,3
Operativer Cashflow100168
Freier Cashflow1084
Eigenkapitalquote (%) 47,044,3
Nettoverschuldung522476
Roce3 (%) 9,38,5
Mitarbeiterzahl48654549
1) Geschäftsjahr zum 30.6.; 2) Vorschlag;3) Ebit/investiertes Kapital Börsen-Zeitung