bl Mailand – Die schwer angeschlagene italienische Fluggesellschaft Alitalia steht einmal mehr vor dem Aus. Der Infrastrukturkonzern Atlantia, der sich im Rahmen eines Konsortiums mit der Staatseisenbahn FS, der amerikanischen Delta Air Lines und dem italienischen Staat an einer dauerhaften Rettung beteiligen sollte, teilte mit, die Bedingungen für eine Beteiligung seien nicht gegeben. Man stehe jedoch für die Suche nach einem Partner aus der Luftfahrtbranche zur Verfügung, so die Gesellschaft, die zu 30 % von der Familie Benetton kontrolliert wird.Atlantia bezeichnet insbesondere das Angebot von Delta, die 100 Mill. Euro in Alitalia investieren will, als nicht ausreichend. Bevorzugter Partner der Infrastrukturgesellschaft wäre die Lufthansa, deren CEO Carsten Spohr sich interessiert zeigte, “Geschäftspartner zu sein”. Die Deutschen stellen dafür aber Bedingungen. Sie verlangen im Vorfeld eine Sanierung mit einer drastischen Verkleinerung der Flotte und Ausgliederungen. Nach italienischen Presseberichten entspräche das dem Abbau von 5 000 bis 6 000 Mitarbeitern.Die Regierung wird nun bis zum Stichtag am heutigen Donnerstag kein verbindliches Angebot für eine Übernahme der unter staatlicher Zwangsverwaltung stehenden Gesellschaft vorliegen haben. Denkbar ist eine abermalige – es wäre die achte – Verlängerung der Frist zur Vorlage einer Offerte, eine Weiterführung als Staatskonzern oder die Liquidation. Letzteres wäre eine soziale Sprengbombe, Alitalia beschäftigt 11 000 Mitarbeiter.Den Steuerzahler haben diverse staatliche Rettungsaktionen für Alitalia in den letzten 35 Jahren 9 Mrd. Euro gekostet. Nachdem der 2017 gewährte Überbrückungskredit von 900 Mill. Euro fast aufgebraucht ist, will Rom Alitalia einen neuen Kredit über 400 Mill. Euro geben. Die EU-Kommission hat bisher stets beide Augen zugedrückt, vermutlich weil sie hoffte, es werde eine Lösung für die Gesellschaft geben. – Personen Seite 16