Logistik

Kühne + Nagel reduziert Apex-Anteil

Die in der Schweiz ansässige Kühne + Nagel (K+N) überrascht die internationale Investorengemeinde mit der Neugestaltung einer wichtigen Übernahme in China, welche der Logistikkonzern erst im Mai vollzogen hat. K+N verkauft 24,9% der Aktien der in...

Kühne + Nagel reduziert Apex-Anteil

dz Zürich

Die in der Schweiz ansässige Kühne + Nagel (K+N) überrascht die internationale Investorengemeinde mit der Neugestaltung einer wichtigen Übernahme in China, welche der Logistikkonzern erst im Mai vollzogen hat. K+N verkauft 24,9% der Aktien der in Schanghai domizilierten Luftfrachtspezialistin Apex an die Schweizer Private-Equity-Gesellschaft Partners Group. Dadurch sinkt der Anteil von K+N an Apex auf unter 65%. Etwas mehr als 10% der Apex-Aktien befinden sich nach wie vor im Besitz des Gründers Tony Song und dessen Managementteams.

K+N werde zusammen mit Partners Group einen „transformativen Wertschöpfungsplan“ für Apex umsetzen, heißt es in einer Medienmitteilung. Was dies genau bedeutet, wird nicht näher ausgeführt. Die Rede ist von „Kerninitiativen“, die den Aufbau zusätzlicher Frachtrouten, die Identifizierung neuer Wachstumsbereiche und mehr M&A enthielten. Keine Erwähnung finden derweil die Synergien, die bei Übernahmen typischerweise ein starker Werttreiber sind. Das ist mit Blick auf die Aktionärsstruktur freilich keine Überraschung. Partners Group werde es K+N ermöglichen, die Marktstellung in China zu stärken und das Unternehmen insgesamt weiterzuentwickeln, wird ein Mitglied des Managements in der Medienmitteilung zitiert. Partners-Group-Mitgründer Marcel Erni sagt, seine Investmentgesellschaft kenne Apex und deren Managementteam seit langem. K+N-Verwaltungsratspräsident Jörg Wolle lobt Partners Group als „idealen Partner“.

Stichhaltigere Gründe für den Teilverkauf der Apex-Beteiligung liefert K+N keine. M&A-Spezialisten und langjährige Branchenbeobachter zeigen sich irritiert von der Transaktionen und werfen vor allem Fragen auf. Gemunkelt wird zum Beispiel, dass Partners Group in der ursprünglichen Bieterrunde Anfang des Jahres mit von der Partie und damit eine direkte Konkurrentin von K+N gewesen sei. Was die Investmentfirma für den 24,9-%-Anteil nun zu zahlen bereit war, geben die beiden Parteien nicht bekannt.

Bekannt gegeben hat K+N der eigenen Hauptversammlung im Mai immerhin, dass sie sich den im Februar vereinbarten Kauf des Anteils von gegen 90% der Anteile 1,1 Mrd. sfr habe kosten lassen. Ein erstaunlich niedriger Betrag, wenn man bedenkt, dass Apex als führender asiatischer Luftfrachtanbieter und weltweite Nummer 7 der Branche 2020 einen Vorsteuergewinn von 126 Mill. sfr einspielte. Für synergiegetriebene Übernahmen würden Preise gezahlt, die ein Mehrfaches höher lägen, konstatiert ein Branchenkenner im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch Apex böte mit über 40 Standorten weltweit ein beträchtliches Potenzial für Kostenoptimierungen.

Ob die vormalige Apex-Eigentümerin, die südkoreanische Private-Equity-Gesellschaft MBK, im Bieterprozess aber freiwillig auf die Erzielung eines höheren Verkaufspreises verzichtet hatte, ist nicht bekannt. Offensichtlich ist nur, dass K+N nun bereit ist, längerfristig auf die Schöpfung von Kostensynergien zu verzichten. Überraschend ist auch der Umstand, dass K+N einen Teil der Apex-Übernahme in eigenen Aktien zahlt, wie die Gesellschaft erst im Mai bekannt gegeben hatte. Die dafür vorgenommene Erhöhung der Anzahl der Aktien um 750000 Stück ist zwar sehr bescheiden, aber K+N schiebt eine prall gefüllte Kasse vor sich her, die für die Finanzierung der Transaktion bei weitem ausreichend gewesen wäre.

Was K+N mit dem von Partners Group einzunehmenden Verkaufserlös anstellen will, ist ebenso wenig bekannt wie der zugrundeliegende Preis. Unter Analysten kursieren Schätzungen von 340 Mill. bis 420 Mill. sfr. Diese Schätzungen tragen offensichtlich dem Umstand Rechnung, dass Apex im laufenden Jahr die Profitabilität stark verbessern konnte. Die Firma hat im ersten Quartal mit einem Umsatz von 556 Mill. sfr einen Vorsteuergewinn von 64 Mill. sfr eingefahren. Im Gesamtjahr 2020 resultierte ein Vorsteuergewinn von 126 Mill. sfr bei 2,2 Mrd. sfr Umsatz.