Kunden geben weniger im US-Einzelhandel aus
Kunden geben weniger im US-Einzelhandel aus
Vermögendere Verbraucher stützen Walmart-Einnahmen – Konzern will mit Übernahme Werbeerlöse ankurbeln
xaw New York
Die Performance großer US-Einzelhändler deutet auf eine Abkühlung der Verbraucherpreise in Kernkategorien hin. So ist der Absatz von Retail-Branchenprimus Walmart auf gleicher Verkaufsfläche im Ende Januar abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal 2024 zwar um 4% gestiegen. Der Gesamtumsatz legte gegenüber dem Vorjahr um 5,7% auf 173,4 Mrd. Dollar zu.
Die Aktie sprang darauf im frühen New Yorker Handel auf ein Rekordhoch von über 180 Dollar, wobei die Anleger auch einen überraschend starken Anstieg des bereinigten Gewinns pro Anteilschein auf 6,65 Dollar im Gesamtjahr 2024 und die stärkste Anhebung der Dividende seit mehr als einem Jahrzehnt goutierten. In der laufenden Woche steht nun ein Aktiensplit an, aus einem Anteilschein werden dabei drei. Dies soll nach Darstellung des Konzerns Käufe des Titels durch die eigenen Mitarbeiter vereinfachen.
Vermögendere Kunden steuern Walmart an
Die kräftiger als erwartet ausgefallenen Erlösanstiege waren indes nicht Folge einer verbesserten Konsumlaune von Bestandskunden, vielmehr reduzierten Verbraucher mit niedrigen oder mittleren Einkommen ihre durchschnittlichen Ausgaben pro Filialbesuch. Stattdessen profitierte Walmart von einem Zulauf von Kunden mit einem jährlichen Haushaltseinkommen von über 100.000 Dollar.
Denn infolge der starken Inflationsanstiege im Zuge der Corona-Pandemie punktet Walmart mit vergleichsweise niedrigen Preisen für Lebensmittel und andere Konsumgüter inzwischen auch bei zahlungskräftigeren Verbrauchergruppen. Laut Finanzchef John David Rainey bleibt die Teuerung aber in gewissen Produktkategorien ein Problem. So stiegen die Preise für Tiernahrung weiter.
Fingerzeige zur Geldpolitik
Die Mitteilungen der US-Einzelhändler stehen an der Wall Street im Fokus, weil sich Investoren durch diese Fingerzeige für die Gesamtkonjunktur und damit den weiteren geldpolitischen Kurs erhoffen. Zuletzt hatte das US-Arbeitsministerium Hoffnungen auf eine schon kurzfristige Zinssenkung der Federal Reserve einen Dämpfer verpasst: Nachdem sich die US-Inflation in den Vormonaten abgekühlt hatte, zieht sie seit Dezember wieder an.
Der Verbraucherpreisindex (CPI) legte im Januar gegenüber dem Vormonat um 0,3% zu. Zwar lag die Jahresrate zum Auftakt 2024 mit 3,1% unter dem Dezember-Anstieg von 3,4%. Allerdings übertrafen sämtliche Zahlen die Markterwartungen. Zudem stiegen die Erzeugerpreise mit Zuwächsen von 0,3% zum Vormonat und 0,9% zum Vorjahr überraschend stark.
Weniger Ausgaben im Baumarkt
Bei anderen großen Einzelhändlern lasten höhere Betriebsausgaben auf den Gewinnen. Der Überschuss von Home Depot lag im Schlussquartal 2023 mit 2,8 Mrd. Dollar 16,7% unter dem Vorjahreswert. Die Erlöse fielen um 2,9% auf 34,8 Mrd. Dollar, im Gesamtjahr ergab sich folglich der erste Umsatzrückgang seit 2009. CEO Ted Decker sprach von einem "Jahr der Mäßigung", nachdem US-Konsumenten während der Corona-Pandemie deutlich mehr für die Verschönerung ihrer Wohnungen ausgegeben hatten. Diese Abschwächung werde sich 2024 wohl fortsetzen.
Auch Walmart erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein verlangsamtes Erlöswachstum Der größte US-Retailer will dennoch neue Filialen eröffnen und zudem die Einnahmen aus Quellen wie Online-Mitgliedschaften und dem Werbegeschäft ankurbeln. Letztere soll auch eine 2,3 Mrd. Dollar schwere Übernahme des Fernsehherstellers Vizio treiben.