Kochboxen

Kundenrückgang vergrätzt Hellofresh-Investoren

Der Kochboxenversender Hellofresh enttäuscht mit seinen Quartalszahlen. Vor allem die rückläufige Kundenzahl stößt Investoren sauer auf. An der Jahresprognose hält das Management fest.

Kundenrückgang vergrätzt Hellofresh-Investoren

Hellofresh vergrätzt Investoren

Kundenzahl enttäuscht – Marge im dritten Quartal leicht gesunken

hek Frankfurt

Der deutliche Kundenrückgang stößt den Aktionären von Hellofresh sauer auf. Wie der Kochboxenanbieter mitteilt, ist die Zahl der Abnehmer im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 5,9% auf 7,07 Millionen geschrumpft. Daraufhin stürzte die im MDax vertretene Aktie am Donnerstag im Handelsverlauf um 12% ab. Das im November 2011 gegründete Unternehmen bekommt zu spüren, dass viele Menschen nach Überwindung der Corona-Pandemie lieber auswärts essen gehen, als daheim selbst zu kochen.

Marge leicht gesunken

Überdurchschnittliche Kundenabgänge verzeichnen die Berliner in den Märkten außerhalb Nordamerikas (−7,2%). In den USA und Kanada sank die Kundenzahl um 4,9% auf 3,95 Millionen. Auch die Zahl der Bestellungen ging zurück, und zwar um 3,6% auf 28 Millionen konzernweit. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gab im dritten Jahresviertel um 3,7% auf 69,2 Mill. Euro nach. Das entspricht einer Marge von 3,8 (3,9)% der Erlöse. Der Umsatz sank währungsbedingt um 3% auf 1,80 Mrd. Euro. Zu konstanten Wechselkursen ergibt sich ein Anstieg um 3,5%.

Neues Werk für Fertigmahlzeiten

Hellofresh sei etwas hinter den selbst veröffentlichten Konsensschätzungen zurückgeblieben, moniert die US-Bank J.P. Morgan. Das US-Researchhaus Bernstein konstatiert, dass der Kochboxenversender die Erwartungen an Kundenentwicklung, Auftragslage und Umsatz verfehlt, mit den operativen Margen aber positiv überrascht habe. Insgesamt seien die Zahlen nicht gerade beeindruckend. Die Konsenserwartungen für einen Margenanstieg im Schlussquartal erschienen zu ambitioniert. CEO und Mitgründer Dominik Richter hebt in der Telefonkonferenz hervor, dass sich das sequentielle Wachstum beschleunige. Im zweiten Quartal war der Umsatz währungsbereinigt erst um 1% gestiegen. Der September sei stärker gewesen als der August, der Oktober laufe noch besser, sagt Richter.

Bis Jahresende werde eine kontinuierliche Verbesserung erwartet. Anschub verspricht sich der Firmenchef vom neuen Werk in Arizona, das im September in Betrieb ging und Fertigmahlzeiten produziert.

Rückkauf von Aktien und Wandlern

Kräftig um währungsbereinigt 7,5% auf 64,20 Euro ist der durchschnittliche Bestellwert gestiegen. Das führt Richter auf Produkt -und Serviceverbesserungen und das Wachstum des Fertigessengeschäfts (Ready-to-Eat) zurück. Den Kunden stünden jede Woche 25% mehr Gerichte zur Auswahl. Man decke eine größere Vielfalt an Ernährung ab und biete mehr Möglichkeiten zum Austausch einzelner Zutaten. Preiserhöhungen spielten nur eine geringe Rolle, sagt Richter. Nach den Anhebungen im vergangenen Jahr seien die Preise in den großen Märkten nicht mehr signifikant erhöht worden.

Die Deckungsbeitragsmarge kam im dritten Quartal um 1,1 Prozentpunkte auf 25,6% des Umsatzes voran, was vor allem eine effizientere Auftragserfüllung spiegelt. An den Jahreszielen hält der Vorstand fest. Demnach soll der Umsatz währungsbereinigt um 2 bis 8% zulegen. Davon sollen zwischen 450 Mill. und 540 Mill. Euro adjustiertes Ebitda hängenbleiben. Mit Blick auf 2024 kündigt Richter ein stärkeres Umsatzwachstum als 2023 an. Dann werde der Vorjahresvergleich nicht mehr durch Corona-Effekte beeinträchtigt.

Den angekündigten Rückkauf von Aktien und Wandelanleihen bezeichnet Richter als „Ergebnis der starken Cashflow-Generierung", während zugleich das Investitionsprogramm auslaufe. Das Volumen ist auf bis zu 150 Mill. Euro dimensioniert. Hellofresh will vorwiegend Aktien vom Markt nehmen, der Erwerb eigener Convertibles ist auf maximal 50 Mill. Euro Nominalbetrag begrenzt.

Marley Spoon mit Umsatzeinbruch

Der vergleichsweise kleine Wettbewerber Marley Spoon, der unlängst über die Zusammenlegung mit einer vom Wagniskapitalgeber 468 Capital initiierten Firmenhülle (Spac) an die Frankfurter Börse kam, muss im dritten Quartal einem Umsatzeinbruch von 22,4% auf 77,6 Mill. Euro und einen operativen Verlust auf Ebitda-Basis von 1,7 Mill. Euro verkraften. Gründer und CEO Fabian Siegel erwartet eine Rückkehr zu Wachstum im kommenden Jahr.

Der Kochboxenversender Hellofresh enttäuscht mit seinen Quartals­- zahlen. Der Aktienkurs gibt kräftig nach. Vor allem die rückläufige Kundenzahl verdirbt Investoren den Appetit. An der Jahresprognose hält das Management fest. Das Berliner Unternehmen baut auf eine Wachstumsbeschleu­nigung.