Halbleiterindustrie

Kurzfristig trübe Aussichten für Siltronic

Im Mai ging es an der Börse für Halbleiterwerte kräftig nach oben, auch für den Wafer-Hersteller Siltronic. Doch jetzt rückt die Marktschwäche in den Vordergrund.

Kurzfristig trübe Aussichten für Siltronic

Kurzfristig trübe Aussichten für Siltronic

Branchenprognose: Halbleitermarkt schrumpft in diesem Jahr – Vorstand erwartet baldige Rückkehr auf Wachstumspfad

jh München

Im Mai ging es an der Börse für Halbleiterwerte kräftig nach oben, auch für den Waferhersteller Siltronic. Jetzt rückt die Marktschwäche in den Vordergrund. Das Management von Siltronic ist jedoch zuversichtlich, dass eine Rückkehr zu Wachstum spätestens Anfang des nächsten Jahres gelingt.

Aus der Halbleiterbranche kommen vermehrt Hinweise auf eine fortgesetzte Marktschwäche in den nächsten Monaten. Das trifft auch den Aktienkurs des Zulieferers Siltronic, der Siliziumscheiben (Wafer) herstellt, auf denen Chips produziert werden. Seit Ende Mai ging es für das Münchner Unternehmen an der Börse um rund 6% abwärts, nachdem sich der Kurs in den drei Wochen zuvor um mehr als 35% erholt hatte. Zudem steht jetzt fest, dass Siltronic demnächst vom MDax in den SDax absteigt.

Auf der einen Seite spricht der erwartete weiter steigende Bedarf an Halbleitern für die Branche, auf der anderen Seite dämpfen derzeit die allgemein schwächere Konjunktur und die relativ hohen Lagerbestände von Chips die Nachfrage. Einige Kunden von Siltronic lassen sich deshalb einen Teil der bestellten Wafer erst später liefern.

Speicherchips wenig gefragt

Erst in dieser Woche senkte der Branchenverband Semiconductor Industry Association (Sia) seine Prognose für den Halbleitermarkt: Er rechnet nun mit einem Rückgang um gut 10% auf 515 Mrd. Dollar in diesem Jahr, schon fürs nächste Jahr allerdings mit einem Wachstum von knapp 12%. Sia stellt aktuell vor allem eine Schwäche in den Endmärkten fest, die von Konsumausgaben abhängen. Am schlechtesten sind die Aussichten für Speicherchips, die zum Beispiel in PCs eingebaut werden. Für dieses Segment wird 2023 ein Schrumpfen um 35% erwartet.

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Siltronic hatte Anfang Februar noch vom erfolgreichsten Geschäftsjahr berichtet: Umsatz und Ergebnis hatten 2022 die bisher höchsten Werte erreicht. Wegen der starken Nachfrage nach Wafern waren die Kapazitäten stark ausgelastet, Siltronic konnte höhere Verkaufspreise durchsetzen. Auch der starke Dollar half. Drei Wochen später schreckte das Unternehmen mit seiner Prognose für 2023 die Aktionäre auf: Der Umsatz werde wegen eines geringeren Absatzvolumens und wegen ins Negative gedrehten Währungseffekten deutlich zurückgehen – ebenso das operative Ergebnis und die Marge.

Künstliche Intelligenz als Treiber

Der Bericht für das erste Quartal bestätigte diese Einschätzung: Der Umsatz sank im Vergleich mit dem ersten Abschnitt des Vorjahres um 3%, verglichen mit dem vierten sogar um mehr als 14%. Die Ebitda-Marge fiel von 35,6% im vierten Quartal auf 31,0%.

Doch von den Chancen und dem mittel- und langfristigen Wachstumspotenzial zeigt sich das Management weiterhin überzeugt. In seiner letzten Rede als Vorstandsvorsitzender von Siltronic sagte Christoph von Plotho auf der Hauptversammlung vor einem Monat: „Faktoren wie künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, fortschreitende Digitalisierung, autonomes Fahren und zahlreiche weitere Technologieentwicklungen treiben die Nachfrage nach Halbleitern und tragen wesentlich zur Expansion der Branche bei.“

Neue Fabrik in Singapur

Gegenüber den Aktionären brachte von Plotho seine Zuversicht zum Ausdruck, „dass die Branche spätestens zur ersten Waferlieferung aus der neuen Fabrik in Singapur wieder auf einem Wachstumspfad sein wird“. Die neue Produktionsstätte soll Anfang 2024 ihren Betrieb starten. Langfristige Lieferverträge mit Kunden decken nach Angaben von Siltronic bereits rund 80% der Kapazität ab. Von Plothos Nachfolger hat seine Arbeit inzwischen begonnen: Michael Heckmeier, der vom Chemie- und Pharmaunternehmen Merck in Darmstadt gekommen ist.