Schwacher Ausblick

Langsamer Wasserstoffhochlauf bremst Thyssenkrupp Nucera aus

Der stockende Wasserstoffhochlauf vereitelt die Wachstumspläne von Thyssenkrupp Nucera. Das Auftragsbuch ist ausgedünnt. Dennoch macht sich der Vorstand Mut.

Langsamer Wasserstoffhochlauf bremst Thyssenkrupp Nucera aus

Thyssenkrupp Nucera wird ausgebremst

Wasserstoffhochlauf stockt – Schwacher Ausblick drückt auf Aktienkurs – Schwarze Null im angelaufenen Turnus

ab Köln

Thyssenkrupp Nucera hat die Investoren mit vorläufigen Zahlen auf dem falschen Fuß erwischt. Insbesondere der trübe Ausblick auf das neue Geschäftsjahr versetzte dem SDax-Wert einen Schlag. Grund dafür ist der weltweit stockende Wasserstoffhochlauf. In diesem Geschäft sind die Aufträge weggebrochen.

Der weltweit schleppende Hochlauf von grünem Wasserstoff macht dem Elektrolysespezialisten Thyssenkrupp Nucera zu schaffen. „Die Lage auf dem Markt für grünen Wasserstoff ist im Berichtsjahr noch herausfordernder geworden“, kommentierte CEO Werner Ponikwar die vorläufigen Zahlen für den abgelaufenen Turnus. Gleichwohl sei das Unternehmen „dank unserer sehr guten Positionierung im Wasserstoff- und Chlor-Alakali-Markt und unserer sehr hohen finanziellen Widerstandsfähigkeit“ in der Lage, die Herausforderungen zu meistern und die strategischen Ziele weiterzuverfolgen.

Die Investoren nahmen die schwache Prognose für das im Oktober angelaufene Geschäftsjahr allerdings nicht ganz so gelassen auf. Der SDax-Wert stürzte am Dienstagmorgen in der Spitze um mehr als 10% ab und bewegte sich mit 7,27 Euro nahe dem Rekordtief vom April bei 6,86 Euro. Der mehrheitlich zu Thyssenkrupp gehörende Hersteller von Elektrolyseanlagen notiert damit weiterhin deutlich unter dem Ausgabekurs von 20 Euro. Thyssenkrupp hatte die Gesellschaft im Juni 2023 via Spin-off an die Börse gebracht. Im Anschluss bewegte sich die Aktie nur wenige Wochen über dem Ausgabepreis.

Kaum noch Aufträge

Obwohl sich Thyssenkrupp Nucera für das Geschäftsjahr 2024/25 bewusst konservative Ziele gesetzt hatte, wurde das Erlösziel mit 845 (Prognose: 850 bis 920) Mill. Euro knapp verfehlt. Dahinter stand das schwache Geschäft mit der alkalischen Wasserelektrolyse. Mit einem Umsatz von 459 Mill. Euro landete das Segment zwar noch im Zielkorridor von 450 bis 550 Mill. Euro, doch hatten sich die Dortmunder mehr erhofft. Im Dezember vorigen Jahres hatte der Vorstand noch betont, dass der untere Prognoserand im Geschäft mit grünem Wasserstoff allein dadurch erreicht werde, dass bestehende Aufträge abgearbeitet würden.

Dass daraus zwischenzeitlich nicht mehr wurde, verrät der Blick ins Auftragsbuch. Der Auftragseingang im Konzern belief sich nach vorläufigen Zahlen auf 348 Mill. Euro (–48%), heißt es. Davon entfielen nach den Angaben lediglich 26 (i.V. 356) Mill. Euro auf das Geschäft mit grünem Wasserstoff. Derweil legten die Ordereingänge im Geschäft mit Chlor-Alkali-Elektrolyse um 15% auf 322 Mill. Euro zu. Der Auftragsbestand im Konzern verringerte sich zum Bilanzstichtag 30. September auf 0,6 (1,1) Mrd. Euro. Das hat auch Konsequenzen für den laufenden Turnus, für den mit einem deutlichen Erlösrückgang gerechnet wird.

Kleiner Hoffnungsschimmer

Konkret wird der Konzernumsatz zwischen 500 und 600 Mill. Euro avisiert. Um die damit einhergehende geringere Kostendeckung aufzufangen, seien bereits Maßnahmen eingeleitet, heißt es. Gleichwohl lassen sich die Folgen für das Ergebnis damit nur abfedern. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit), das 2024/25 mit 2 (–14) Mill. Euro gerade so in die schwarzen Zahlen zurückkehrte, dürfte erneut mit roter Tinte geschrieben werden. In Aussicht gestellt wird ein Wert zwischen –30 und 0 Mill. Euro.

Die einst hehren Wachstumserwartungen für den weltweiten Wasserstoffhochlauf sind schon seit längerem obsolet. Doch gibt der „Global Hydrogen Review 2025“ der internationalen Energieagentur ein klein wenig Hoffnung: Demnach sind zwar die Schätzungen für die bis zum Jahr 2030 installierte Produktionskapazität für grünen Wasserstoff in diesem Jahr erstmals zurückgegangen. Doch habe sich zugleich die Zahl der Projekte, die eine finale Investitionsentscheidung haben, um 20% erhöht.