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Langsameres Nutzerwachstum und deutlicher Gewinnrückgang bei Netflix

Die Abonnentenzahl von Netflix ist im Auftaktquartal weniger stark gestiegen als erhofft. Dies lastet auf den Erlösen und beschert dem Streaminganbieter einen stärker als erwarter ausgefallenen Gewinneinbruch.

Langsameres Nutzerwachstum und deutlicher Gewinnrückgang bei Netflix

Netflix enttäuscht mit Nutzerwachstum

Gewinn des Streaminganbieters sinkt deutlich – Vorgehen gegen Mehrfachnutzung kommt langsamer voran als erwartet

Der Streaminganbieter Netflix enttäuscht mit der Entwicklung seiner Abonnentenzahlen. Dies lastet auch auf Umsatz und Gewinn. Unterdessen schreitet eine Strategie, mit der Netflix die Mehrfachnutzung von Accounts unterbinden und somit die Einnahmen steigern will, langsamer voran als erwartet.

xaw New York

Der Streaminganbieter Netflix will seine Nutzerzahl durch strategische Neuerungen anzukurbeln – hat damit bisher aber nur mäßigen Erfolg. Im ersten Quartal des laufenden Jahres gewann die Plattform im Saldo aus Zu- und Abgängen 1,75 Millionen Abonnenten hinzu, nachdem sie im Vorjahreszeitraum erstmals seit einer Dekade einen Rückgang vermelden musste.

Die Abonnentenzahl von Netflix ist in den ersten Jahresmonaten 2023 zwar wieder gestiegen – aber deutlich langsamer, als Investoren es aus Coronazeiten gewöhnt waren.

Das Wachstum in den ersten drei Monaten 2023 fiel damit wesentlich geringer aus, als Investoren es aus der Hochphase der Corona-Pandemie und den Jahren zuvor gewöhnt waren. Zwischen Januar und März 2019 hatte Netflix 9,6 Millionen zahlende Nutzer hinzugewonnen, im Vergleichszeitraum 2020 waren es gar 15,8 und 2021 immerhin noch 4 Millionen. Für das abgelaufene Quartal hatten Analysten mit einem Netto-Wachstum um 2,1 Millionen Abonnenten gerechnet.

Die enttäuschende Entwicklung wirkt sich auch auf die Erlöse aus, deren Plus von 3,7% auf 8,16 Mrd. Dollar hinter der Konsensprognose von 4% zurückblieb. Der Gewinn sackte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18,4% auf 2,88 Dollar pro Aktie ab und damit stärker als an der Wall Street erwartet.

Das Unternehmen arbeitet daran, neue Einnahmequellen zu erschließen – unter anderem, indem es das Teilen von Passwörtern einschränkt. Doch die Strategie schreitet auch unter dem neuen CEO-Duo Greg Peters und Ted Sarandos – Unternehmensmitgründer Reed Hastings wechselte im Januar vom Posten des Co-Chefs an die Spitze des Verwaltungsrats – langsamer voran als von Investoren und Analysten erwartet.

Mehr Zeit benötigt

Peters teilte im Rahmen der Zahlenvorlage mit, dass das Unternehmen nach einer Testphase in südamerikanischen Ländern und einem Start in Kanada, Portugal und Spanien schon für das erste Quartal breitere Maßnahmen gegen Trittbrettfahrer erwogen habe. Netflix wolle sich aber mehr Zeit nehmen, um Probleme bei der Umstellung zu vermeiden. Eine Gebühr für das Teilen von Passwörtern könnte in den USA laut Branchenkennern nun bis Mitte des laufenden Quartals eingeführt werden.

Nach Firmenangaben nutzen global mehr als 100 Millionen Menschen die Plattform, ohne dafür zu bezahlen. Das Unternehmen ist sich laut Sarandos im Klaren darüber, dass das Vorgehen gegen das Teilen von Passwörtern auf viel Widerstand stoßen dürfte. Doch Peters erwartet, dass hochaktive Nutzer, die über fremde Accounts auf die Plattform zugreifen, nach der Umstellung direkt zu zahlenden Abonnenten werden. Andere Film- oder Serienfans, die ihren Zugang verlieren, wolle das Unternehmen über die Zeit zurückgewinnen. In Kanada sei die Basis der zahlenden Kunden bereits größer als vor der Einführung von Maßnahmen gegen das Password-Sharing im Februar.

Im zunehmend härteren Konkurrenzkampf mit Plattformen wie Amazon Prime und Disney Plus setzt Netflix seit vergangenen November auch auf eine günstigere, werbeunterstützte Version. Der Anteil der neuen Version an der Gesamtzahl der US-Abonnenten ist laut Analysten im März auf 1,7% gestiegen, im Dezember habe er bei 0,8% gelegen. Nach Darstellung von Netflix wechseln bisher aber nur wenige Abonnenten vom teureren Standardservice auf die günstigere Variante. Die Einnahmen pro Nutzer aus dem werbeunterstützten Dienst fielen indes höher aus als bei der bewährten Version. Der Streamingdienst will nun auch über die Mehreinnahmen aus der günstigeren Abo-Variante den Freien Cashflow ankurbeln. Die Prognose für die Kennzahl im Gesamtjahr 2023 hat das Unternehmen von 3 auf 3,5 Mrd. Dollar angehoben.