Nächstes Sparprogramm

Lanxess findet keinen Halt

Mit einem neuen Sparprogramm stemmt sich Lanxess gegen den fortschreitenden Niedergang. Weitere Werksschließungen in Deutschland sollen jedoch vermieden werden.

Lanxess findet keinen Halt

Lanxess findet keinen Halt

Weitere Sparmaßnahmen in Arbeit – Börse straft ab – Nach Krise kommt Marktkonsolidierung

ab Köln

Lanxess gerät immer tiefer in den Abwärtssog. Die schwache Nachfrage gepaart mit den nicht wettbewerbsfähigen Energiekosten und den indirekten Folgen der US-Zollpolitik haben dem Chemiekonzern im dritten Quartal einen Einbruch im operativen Ergebnis um fast 28% beschert. Bereits vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten schrieben die Kölner rote Zahlen. Unter dem Strich stand ein Quartalsverlust von 77 (i.V. +1) Mill. Euro. Daher wird Prognose für das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) an den unteren Rand der Zielspanne von 520 bis 580 Mill. Euro geschoben.

Düstere Aussichten

„Derzeit sehen wir kein Licht am Ende des Tunnels und gehen davon aus, dass sich diese Lage noch weit ins nächste Jahr ziehen wird“, sagte Vorstandchef Matthias Zachert bei der Vorlage des Zwischenberichts. Erleichterung soll ein weiteres Kostensenkungsprogramm bringen. Details würden gerade ausgearbeitet, vertröstete Zachert auf das erste Quartal 2026. Ins Auge gefasst werden zusätzliche Einsparungen von etwa 100 Mill. Euro, vornehmlich bei den Gemeinkosten. „Wir richten unsere ganze Kraft weiter auf das, was wir beeinflussen können“, sagte der Manager.

Weitere Einschnitte im deutschen Produktionsnetzwerk werde es voraussichtlich nicht geben. Vielmehr gehe es um die weitere Verschlankung von Prozessen und Einsparungen bei den Personalkosten. Es ist das dritte Sparprogramm in Folge, das Lanxess fährt. Dem Programm Forward, das bis zum Jahresende Einsparungen von 150 Mill. Euro bringen soll, folgten Produktionsschließungen mit einem Sparvolumen von 50 Mill. Euro bis Ende 2027. Die neuen Maßnahmen sollen bereits 2026 erste Kostenentlastungen bringen.

Aktie stürzt auf Niveau von 2009

Mit den neuen Sparmaßnahmen ließ sich an der Börse jedoch nicht punkten. Die Aktie stürzte am Donnerstag in der Spitze um 13% auf knapp 17 Euro ab, den niedrigsten Stand seit 2009. Mit der Politik ging der Lanxess-Chef hart ins Gericht: „Berlin und Brüssel müssen viel schneller und entschiedener unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken – sonst sind hier ganze Wertschöpfungsketten in Gefahr. Es ist nicht mehr zehn vor zwölf, wir haben nach zwölf.“

Die chemische Industrie befinde sich in der schwersten Krise seit 30 Jahren. Europa müsse endlich die eigene Industrie schützen, sagte Zachert und rief nach schnelleren Anti-Dumping-Maßnahmen. Chinesische Hersteller drückten ihre Produkte, die sie wegen der Zölle nicht mehr in den USA verkaufen könnten, zu Preisen in den europäischen Markt, „die unter unseren Herstellkosten liegen“. Es liege nahe, Anti-Dumping-Maßnahmen zu prüfen. Bei zwei Produkten habe Lanxess bereits Verfahren erfolgreich für sich entschieden. Weitere Verfahren würden angestrengt.

Konsolidierung

Mit Blick auf die nicht wettbewerbsfähigen Energiekosten forderte Zachert neben der Einführung eines Industriestrompreises auch die Wiederherstellung der Stromkostenkompensation für die Chemie. Harsche Kritik übte er zudem am Handelssystem mit CO₂-Zertifikaten (ETS). Die Entscheidung, die kostenfreien Zertifikate für die Chemieindustrie von 2026 an drastisch zu reduzieren, sei 2022/23 getroffen worden. „Das passt nicht mehr in die heutige Zeit.“ Das ETS müsse deutlich reformiert, wenn nicht gar abgeschafft werden.

Für die mittlere Sicht gab sich Zachert gleichwohl zuversichtlich. Er rechnet von 2027 an mit einer verstärkten Marktkonsolidierung. Dabei müsse es nicht notwendigerweise um Akquisitionen gehen, möglich seien auch Zusammenschlüsse, um kritische Masse zu erreichen. „Die Industrie wählte schon immer innovative Ansätze“, sagte Zachert. Zugleich stärke es die eigene Marktposition, wenn Wettbewerber Kapazitäten aus dem Markt nähmen oder Anlagen stilllegten.