Chemieindustrie

Lanxess tütet Milliardenzukauf ein

Mit der zweiten Akquisition im Milliardenvolumen in diesem Jahr baut der Chemiekonzern Lanxess das konsumnahe Geschäft zur größten Division im Konzern aus.

Lanxess tütet Milliardenzukauf ein

ab Köln – Mit der zweitgrößten Akquisition der Firmengeschichte treibt Lanxess den Umbau des Chemiekonzerns voran. Für 1,3 Mrd. Dollar verleibt sich der Chemiekonzern den Geschäftsbereich Microbial Control der International Flavors & Fragrances (IFF) ein, wie Lanxess mitteilte. IFF Microbial Control sei ein führender Anbieter von antimikrobiellen Wirkstoffen und Formulierungen für Materialschutz, Konservierungs- und Desinfektionsmittel. Eingesetzt werden die Wirkstoffe in Kosmetik- und Haushaltsprodukten sowie in Farben und Lacken. Betrieben werden zwei Produktionsanlagen in den USA.

Basierend auf den normalisierten operativen Ertrag (Ebitda) von 100 Mill. Dollar zahlt Lanxess ein Ebitda-Multiple von 13. Werden die avisierten Synergien von 35 Mill. Dollar berücksichtigt, reduziert sich das Multiple auf das 9,6-Fache des bereinigten operativen Ergebnisses. Lanxess hantiert mit normalisierten Zahlen, da IFF Microbial Control im vorigen Jahr mit gerissenen Lieferketten konfrontiert war, die Umsatz und Ergebnis belasteten. Nach 121 Mill. Dollar und 122 Mill. Dollar in den Jahren 2018 und 2019 wurden 2020 nur 92 Mill. Dollar operativ verdient. Der normalisierte Jahresumsatz wird auf 450 Mill. Dollar beziffert.

Bevor das Geschäft den Eigentümer wechselt, wird noch einige Zeit vergehen. Neben der Zustimmung verschiedener Kartellbehörden muss die Sparte nämlich auch noch aus dem IFF-Konzern ausgegliedert werden. Mit dem Vollzug wird im zweiten Quartal 2022 gerechnet.

Die Synergien, zwei Drittel davon Kostensynergien, sollen binnen vier Jahren nach Abschluss der Transaktion gehoben sein. Auf das Ergebnis je Aktie wirke sich die Übernahme aber schon im ersten Geschäftsjahr nach dem Closing aus, heißt es.

Aus für Aktienrückkäufe

Zur Finanzierung wird auf Fremdkapital zurückgegriffen. Die mit den Banken vereinbarte Brückenfinanzierung soll in den nächsten Monaten mit Bonds abgelöst werden. Wenngleich sich die Konzernverschuldung mit der Akquisition spürbar erhöht – die Nettoschulden beliefen sich Ende Juni auf 1,3 Mrd. Euro –, geht Finanzchef Michael Pontzen davon aus, das Investment-Grade-Rating nicht zu gefährden. „Das ist für uns von großer Bedeutung.“

Da Lanxess mit den jüngsten Akquisitionen attraktive Wachstumsmöglichkeiten aufgetan habe, werde die Kapitalzuteilung neu priorisiert. In der Folge wird das Aktienrückkaufprogramm, das ohnehin seit April 2020 ausgesetzt war, nicht fortgeführt. Die bislang erworbenen Aktien werden eingezogen.

„Mit der Akquisition katapultieren wir uns in eine völlig neue Liga“, freute sich Lanxess-Chef Matthias Zachert im Analystencall. Dank der Akquisitionen in den vergangenen Jahren habe sich Lanxess bereits als Formulierer von antimikrobiellen Schutzprodukten gut positioniert. „Mit dem Microbial-Control-Geschäft von IFF können wir unser Wirkstoff-Portfolio erweitern, so dass wir unseren Kunden zusätzliche anwendungsorientierte Lösungen anbieten können. Darüber hinaus stärken wir unsere Wertschöpfungskette“, wird der zuständige Bereichsleiter Michael Schäfer zitiert.

Mit den Akquisitionen kommt es im Konzern zu einer Verschiebung der Gewichte. Consumer Protection, mit dessen Aufbau 2016 begonnen wurde und das bislang das kleinste Segment war, mausert sich zum größten Ergebnislieferant. „Wir bringen Lanxess in Sachen Profitabilität und Stabilität noch einmal entscheidend voran“, hob Zachert hervor.

An der Börse wurde die Nachricht mit Wohlwollen aufgenommen. In einem freundlichen Gesamtmarkt legte der MDax-Wert um 2,2 % zu.