Andienungsrecht gezogen

Lanxess will raus aus Kunststoff-JV mit Advent

Lanxess bläst zum Rückzug aus dem mit Advent geführten Joint Venture Envalior. Ob der Ausstieg wie geplant im Frühjahr 2026 klappt, bleibt offen. Denn es gibt einen Finanzierungsvorbehalt.

Lanxess will raus aus Kunststoff-JV mit Advent

Lanxess sucht Exit aus Kunststoff-JV mit Advent

Beteiligung an Envalior angedient – Finanzierungsvorbehalt

ab Köln

Die Ankündigung kommt nicht überraschend und doch dürfte der Finanzinvestor Advent damit auf dem falschen Fuß erwischt worden sein. Lanxess dient die Minderheitsbeteiligung (40,94%) am Kunststoff-Joint-Venture Envalior dem Partner an, wie mitgeteilt wird. Ob Lanxess zum 1. April 2026 den Schlussstrich ziehen kann, liegt allerdings nicht in Händen der Kölner. Vielmehr unterliegt die Transaktion einem Finanzierungsvorbehalt. Denn Advent ist nur unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit verpflichtet, die Beteiligung von Lanxess ganz oder zur Hälfte zu erwerben. Die Entscheidung fällt nach den Angaben spätestens im März 2026.

Lanxess und Advent hatten das Gemeinschaftsunternehmen Mitte 2022 aus der Taufe gehoben. Der Vollzug der Transaktion erfolgte zum 1. April 2023. Für 3,7 Mrd. Euro erwarben die Partner das Engineering-Materials-Geschäft der niederländischen DSM. Lanxess brachte das eigene Geschäft mit Hochleistungskunststoffen in das JV ein und erhielt on top 1,1 Mrd. Euro. Seinerzeit wurde auch der Exitweg vorgezeichnet: Lanxess erhielt das Recht, frühestens nach drei Jahren zur gleichen Bewertung, also einem Multiple auf das operative Ergebnis, aussteigen zu können. Damals waren das 1,2 Mrd. Euro.

Womöglich erst 2028

Der Ausstieg gestaltet sich aber deutlich komplexer. Denn der Finanzierungsvorbehalt führt dazu, dass Lanxess womöglich noch bis 2028 an Envalior beteiligt bleibt. Erst dann entfällt der Finanzierungsvorbehalt und Advent wäre verpflichtet, zumindest die Hälfte der Beteiligung zu erwerben. Dass Envalior bislang nicht die in das Gemeinschaftsunternehmen gesteckten Erwartungen erfüllte, hatte sich 2024 gezeigt. Im Abschluss 2023 nahm Lanxess eine Wertkorrektur auf die Beteiligung in Höhe eines niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbetrags vor.

Sofern sich das operative Ergebnis (Ebitda) von Envalior zum Zeitpunkt der Veräußerung in einer Spanne von 455 bis 505 Mill. Euro bewegt, erhalten die Kölner die vereinbarten 1,2 Mrd. Euro. Bei Werten darunter wird der Kaufpreis in Relation dazu gekürzt. Umgekehrt gibt es einen Aufschlag, wenn Envalior operativ mehr als 505 Mill. Euro verdient. Für UBS-Analystin Priyanka Patel wird Lanxess mit dem Verkauf einen echten Belastungsfaktor los. Aus Sicht der Analysten der Deutschen Bank verliert Lanxess aber auch einen Bewertungshebel.