Maschinenbauer und Autozulieferer in der Krise

Laserspezialist LPKF schreibt Autobranche als Kunden ab

Das Geschäft mit der Autobranche läuft schleppend. Deshalb setzt LPKF nun einen Fokus auf Halbleiter und Medizintechnik. Wie übel die Lage im Autobereich ist, zeigen die neuesten Sparpläne von Bosch und ZF.

Laserspezialist LPKF schreibt Autobranche als Kunden ab

Laserspezialist LPKF schreibt Autobranche als Kunden ab

Fokus auf Halbleiter und Medizintechnik – Nach Bosch treibt auch ZF Jobabbau voran

ste/das/sck Frankfurt

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Der Maschinenbauer LPKF Laser & Electronics orientiert sich nach einem Einbruch des Auftragseingangs und einer kürzlichen Gewinnwarnung neu. „Die Autobranche als tragende Umsatzsäule fällt weg und kommt aus meiner Sicht auch nicht wieder“, sagt Vorstandschef Klaus Fiedler im Interview der Börsen-Zeitung. Er bezieht sich dabei auf das Geschäft mit Systemlösungen zum Laserschweißen von Kunststoffen, etwa für den Innenraum von Fahrzeugen.

Das Welding-Segment richte man stärker auf Medizintechnik aus, um im Wettbewerb mit Konkurrenten aus China bestehen zu können, führt Fiedler aus. Anders als die Schweizer Leister-Gruppe, die ihr Geschäft in diesem Jahr an den chinesischen Technologiekonzern Hymson abgab, sieht LPKF Perspektiven im Laser-Kunststoffschweißen.

ZF streicht Tausende Stellen

Die Neuorientierung von LPKF ist ein weiteres Beispiel für die Schwierigkeiten sowohl im Maschinenbau, als auch in der Autoindustrie. Am Mittwoch erklärte der zweitgrößte deutsche Autozulieferer ZF, in seiner Kernsparte Antriebstechnologien jede vierte Stelle zu streichen, in Summe 7.600 Arbeitsplätze. Konzernweit plant das Unternehmen den Abbau von bis zu 14.000 Stellen im Inland.

Erst in der vergangenen Woche hatte Branchenprimus Bosch den Abbau von weiteren 13.000 Stellen in Deutschland angekündigt. Neben den Zulieferern fahren auch die Autohersteller selbst einen Sparkurs. Nach Zahlen des Verbandes der Automobilindustrie sind in der Branche hierzulande binnen zwei Jahren knapp 55.000 Jobs verloren gegangen.

Die Autofirmen reagieren damit auf die maue Nachfrage im Heimatmarkt Europa, die starke heimische Konkurrenz auf dem wichtigen Markt China sowie die US-Zollstreitigkeiten. Maschinenbauer wie LPKF werden in Mitleidenschaft gezogen. Neben Maßnahmen, die den hohen Fixkostenanteil reduzieren sollen, strebt der Laserspezialist aus Garbsen eine stärkere Rolle im Halbleitermarkt und anderen Wachstumsmärkten mit größeren Erlösaussichten an.

Wo LPKF sein Glück sucht

Die größten Umsatzanteile entfallen für LPKF auf das Geschäft in Asien mit Korea sowie Nordamerika. Als Europäer, so Vorstandschef Fiedler, tue es ihm „weh, sagen zu müssen, dass die Relevanz von Europa für uns abnimmt“. Die Verunsicherungen von Kunden im Zuge der US-Zollpolitik, die im zweiten Quartal für eine „Lücke im Auftragseingang“ gesorgt hätten, haben sich Fiedler zufolge abgeschwächt. „Die Klärung von Zollfragen im August hat sich positiv auf den Auftragseingang ausgewirkt.“

Der Maschinenbau als Ganzes hatte hier weniger Glück: Im August sank der Auftragseingang branchenweit um 7%. „Hier dürfte auch die unberechenbare Zollpolitik der USA zu einer spürbaren Zurückhaltung bei den Bestellungen geführt haben“, erläutert VDMA-Chefvolkswirt Johannes Gernandt.