Latham & Watkins strebt im deutschen Rechtsmarkt an die Spitze
Von Walther Becker, FrankfurtBescheidenheit ist nicht die Stärke von Oliver Felsenstein. “Wir haben den Ehrgeiz, in Deutschland die Nummer 1 für High-Profile-Rechtsberatung zu werden”, sagt der seit September 2016 als Managing Partner der deutschen Standorte von Latham & Watkins amtierende Anwalt selbstbewusst. Zumindest wolle die Kanzlei mit amerikanischem Ursprung “auf Augenhöhe” mit Hengeler Mueller und Freshfields Bruckhaus Deringer kommen. Felsenstein sieht Parallelen zu Bayern München, doch die Vermutung, dass die Sozietät wie der Fußballclub mit dickem Scheckbuch unterwegs ist, um neue Spieler einzukaufen, weist er von sich. Vielmehr ziehe die kanzleieigene Kultur Externe an.Die 1934 in Los Angeles gegründete Sozietät betrachtet sich global mit einem Umsatz von 2,8 Mrd. Dollar 2016 als größte integrierte Kanzlei. 2 300 Anwälte sind in 14 Ländern tätig. In Deutschland sind es rund 170 Anwälte in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München. Sie sorgten 2016 für ein Umsatzplus von 8,9 % auf 118 Mill. Euro. Der Erlös pro Berufsträger stieg mit 9,6 % auf 780 000 Euro etwas stärker.Vor dem Wechsel zu Latham & Watkins war Felsenstein Global Head of Private Equity bei Clifford Chance. Der 2015 zu Latham & Watkins Gekommene hält insbesondere die Verankerung in Amerika für einen großen Wettbewerbsvorteil gegenüber den britischen Rivalen und Adressen, die im Ausland jeweils lediglich mit “best Friends” Falle zeigen. “Wir können in allen relevanten Rechtsmärkten in gleicher Qualität liefern”, sagt der deutsche Managing Partner. Die Sozietät glaube an Globalisierung – trotz Trump.Die “sehr profitable” Kanzlei arbeite ohne regionale Profit Center, die gesamte Partnerschaft global wirtschafte in einen Topf. “Das verhindert Bunkermentalität: Es geht in erster Linie nicht darum, was der Partner selbst einspielt, sondern was er zum Gesamterfolg der Kanzlei beiträgt.” Wobei klar sei, dass in Amerika für die gleiche Beratungsleistung deutlich mehr ausgegeben werde als etwa hierzulande. In Finanzierung, Private Equity, Equity Capital Markets, Anleihen und Leveraged Loans sowie Restrukturierung und Streitigkeiten sei Latham & Watkins hierzulande bereits top. Auf dem Weg zur neuen Nummer 1 soll die Corporate/M-&-A-Praxis ausgebaut werden. Mit einigen renommierten Partnern, die Latham von anderen Topkanzleien angeheuert hatte, sei man inzwischen sehr gut positioniert. “Wir arbeiten praxisgruppenübergreifend national und international nahtlos zusammen und holen die besten Experten ins Boot.” Mandanten schätzten die Kanzlei dafür, dass “wir uns schnell und unprätentiös in Teams integrieren”. Fast überall dabeiRund 180 Anwälte sind hierzulande heute tätig, einen Ausbau kann sich Felsenstein vorstellen, je nachdem wie sich das Geschäft entwickelt. Und wie soll es weitergehen? Es gehe nicht um Größe an sich, sondern um Wachstum mit Mandaten und Transaktionen. Beim Verhältnis Partner zu angestellten Anwälten würden 2,5 bis 3,0 angestrebt. Derzeit liege dieser Leverage bei 2,6. Wie groß die Verankerung etwa bei Dax-Konzernen oder großen Familienunternehmen ist, lasse sich schwer beziffern, doch: “Wir machen hier aber große Fortschritte und sind in Private Equity und Finanzierung auf nahezu allen Deals drauf.” Zuletzt bei Uniper/OMV, Henkel/Darex, Clayton Dubilier/Mauser, Kaiser’s/Tengelmann, Siemens/Mentor, Osram/Ledvance oder CVC/Tipico.International ließen sich Synergien innerhalb der Sozietät heben, um mittelfristig noch profitabler zu werden. Als Benchmark gilt die US-Kanzlei Wachtell, Lipton. “London ist der wichtigste Standort für Anwaltskanzleien außerhalb von Amerika und das wird auch so bleiben”, sagt er mit Blick auf den Brexit. Ihm kommt es darauf an, mit den deutschen Standorten auf mittlere Sicht auf Augenhöhe mit London zu kommen. Neuer Partner in Frankfurt ist der Private-Equity-Experte Leif Schrader. In München wurde der Arbeitsrechtler Tobias Leder ernannt. Zu Jahresbeginn wurden der Kapitalmarktexperte Alexander Lentz, der Bankrechtspezialist Axel Schiemann und der M&A-Anwalt Nils Röver promoviert.