LeEco verordnet sich ein Revirement

Chinesischer Tech-Konzern bündelt Einheiten bei Leshi - Gründer verspricht bessere Corporate Governance

LeEco verordnet sich ein Revirement

Der umtriebige chinesische Technologiekonzern LeEco muss nach allzu forscher Expansion in den letzten Jahren wieder etwas kürzertreten. Die vom Milliardär Jia Yueting gegründete und geführte Gruppe reagiert auf Kritik von externen Investoren und verspricht eine transparentere Geschäftsstruktur, von der auch eine börsennotierte, aber derzeit vom Handel ausgesetzte Kerneinheit profitieren soll.nh Schanghai – Das von Finanzierungsengpässen gepeinigte chinesische Technologiekonglomerat LeEco will sich mit einem neuen Restrukturierungsmanöver etwas mehr Freiraum verschaffen. Der Gründer der Gesellschaft Jia Yueting, der auch die an der Börse Shenzhen gelistete Kerneinheit der Gruppe, Leshi Internet Information & Technology Corp., leitet, hat nun angedeutet, dass er eine transparentere Gruppenstruktur anstrebt und zahlreiche Randaktivitäten der Gruppe auf die börsennotierte Leshi übertragen werden sollen. Danach dürfte die seit April ausgesetzte Leshi-Aktie wieder in den Handel zurückkehren. VerschiebebahnhofJia reagiert damit unter anderem auf Kritik der Anleger, die einen unübersichtlichen Verschiebebahnhof bei der Finanzierung diverser Aktivitäten der LeEco-Gruppe beklagen. Künftig soll LeEco dann im Wesentlichen aus Leshi und einer Automobileinheit bestehen, die auf Elektromobilität und selbstfahrende Autos ausgerichtet ist. Diese Einheit gilt bislang als eine Art Spielwiese für den LeEco-Gründer, der es sich selbst zum Ziel gesetzt hat, eine Art chinesische Konkurrenzveranstaltung zur amerikanischen Tesla als führendem Start-up in der Elektroautobranche aufzuziehen. Allerdings haben sich LeEcos diesbezügliche Aktivitäten, zu denen ein US-Gesellschaft namens Faraday Future gehört, bislang als extrem ressourcenverschlingend erwiesen und damit die gesamte LeEco an den Rand einer Zerreißprobe gebracht. Finanzspritze von SunacIn den letzten Monaten waren immer mehr Unsicherheiten darüber aufgekommen, wie Jia seinen Technologiekonzern, der in China mit Internetdiensten, Videostreaming, Cloud Computing, aber auch dem Bau von elektronischen Geräten wie Smartphones und Ultra-HD-Fernsehern oder Virtual-Reality-Brillen sowie dem Fahrvermittlungsdienst Yidao Yongche unterwegs ist, künftig zusammenhalten kann.LeEco war es in diesem Jahr gelungen, mit dem chinesischen Immobilienentwickler Sunac China Holdings einen wichtigen Investor an Land zu ziehen, der mit einem Engagement über 13 Mrd. Yuan (rd. 1,7 Mrd. Euro) wesentlich dazu beigetragen hat, dass neben Leshi Internet auch eine Filmproduktionsgesellschaft und das Geschäft mit dem Bau von Smart TVs über Wasser gehalten werden konnten.Trotz der Finanzspritze von Sunac aber hat LeEco in den vergangenen Monaten weitere Rückschläge erlitten und dabei vor allem seine Ambitionen auf eine weitreichendere internationale Expansion zurückgeschraubt. Dabei musste sich LeEco zum einen von einer Reihe ambitiöser Projekte beim Erwerb von Sportvermarktungsrechten zurückziehen. Zum anderen wurde im April die seit längerem geplante Übernahme des US-Fernseherherstellers Vizio Inc. über rund 2 Mrd. Dollar (1,8 Mrd. Euro) endgültig abgeblasen. Rückzug aus den USALeEco hatte sich von der Vizio-Übernahme vor allem einen neuen starken Markenauftritt erhofft, der mit den eigenen Geräten im Ausland nicht zu erzielen ist, und damit auch einen neuen Kundenstamm in den USA aufzubauen. Mit dem Verzicht auf die Übernahme dürfte sich die Zusammenarbeit zwischen LeEco und Vizio lediglich auf das Liefern von Streamingangeboten und anderen Medieninhalten für Kunden von Vizios Internetfernsehern beschränken.Offiziell wurde das Scheitern der Transaktion auf “regulatorischen Gegenwind” zurückgeführt, was als ein möglicher Hinweis darauf galt, dass LeEco auf Schwierigkeiten gestoßen war, eine Freigabe bei chinesischen Instanzen für den erforderlichen Devisentransfer zu erhalten.Analysten betonen allerdings, dass LeEco auch abseits einer behördlichen Genehmigung vor Schwierigkeiten gestanden haben dürfte, Finanzierungsmittel für die Transaktion zu mobilisieren. So hatten sich Nachrichten gehäuft, dass LeEco in Zahlungsverzug geraten war und dabei auch Probleme bei der pünktlichen Bezahlung von Mitarbeitern in den USA aufwies. Nun sind neue Gerüchte aufgetaucht, denen zufolge LeEco das Gros ihrer US-Belegschaft von über 300 Mitarbeitern abbauen und auf eine Rumpfmannschaft reduzieren wird. RollenwechselLeEco-Gründer Jia scheint nun auch selber unter Druck von seinen wichtigsten Geldgebern – zu denen neben Sunac vor allem auch die chinesische Investmentgesellschaft China Bridge Capital gehört – geraten zu sein, die Corporate Governance in der Gruppe und bei Leshi zu stärken. Er will sich nun bei Leshi aus dem operativen Tagesgeschäft als CEO zurückziehen und als Chairman mit Fokus auf Corporate Governance, strategische Planung und Produktinnovation fungieren, hieß es zu Wochenbeginn. Auf den Posten des Chief Executive wird nun Leshi-Präsident Liang Jun nachrücken, der vor seiner Zeit bei LeEco ein Spitzenmanager beim chinesischen Computer- und Smartphonebauer Lenovo war.