LEG Immobilien: Vom Frosch zum Prinz

Weil sich in Berlin Wohnungskäufe nicht mehr rentieren, schrecken Wohnungen in Duisburg nicht mehr ab

LEG Immobilien: Vom Frosch zum Prinz

ge Berlin – Bis vor kurzem hätte das Deutsche-Wohnen-Management seinen MDax-Konkurrenten LEG Immobilien keines Blickes gewürdigt. Was sollte auch das Unternehmen, das gut drei Viertel seines Wohnungsbestands in der hippen Hauptstadt mit rasch steigenden Mieten und minimalen Leerständen weiß, mit einer Gesellschaft anfangen mit Wohnungen in Duisburg, Essen oder Dortmund mitten im wirtschaftlich schwachen Ruhrgebiet? Nun, da Wohnen-Chef Michael Zahn angesichts überbordender Preisforderungen einräumen muss, dass die Zeit für Einkäufe in Berlin “mehr oder weniger vorbei” sei, gewinnt das raue Ruhrgebiet an Charme – zumal nach dem Scheitern bei der österreichischen Conwert kaum noch ein Immobilienwert zum Kauf zur Verfügung steht. Dagegen könnten in Nordrhein-Westfalen noch einzelne Portfolios zugekauft werden.In den Zahlen wird die Differenz deutlich: Während die Wohnen satte 123 000 Wohnungen mit dem Gütesiegel “Core+” versieht, sind es bei der LEG nicht einmal 34 000. Fast dreimal so viele wie bei den Berlinern werden dagegen nur mit “Core” bewertet, was immerhin einen stabilen Cash-flow in etablierten Städten garantieren sollte. “Non-Core” oder High Yielder gibt es im Wohnen-Portfolio nur 3 000, wohingegen die LEG, die einst aus verschiedenen rheinischen und westfälischen Heimstätten-Gesellschaften entstand, fast zehnmal so viele zählt – insgesamt entfallen fast ein Drittel des gesamten Portfolios von 107 000 LEG-Wohnungen auf dieses zweifelhafte Segment. Die Deutsche Wohnen zählt insgesamt 142 000 Wohnungen. Übernahmekandidat LEGWohnen-Chef Zahn wunderte sich gestern nicht, dass der Kurs “seiner” Gesellschaft mit in der Spitze minus mehr als 7 % böse unter Druck kam. Hier würden Aktionäre gehen, die bisher auf den Berlin-Boom gesetzt hätten. Dafür würden jetzt neue Eigner kommen, die von den neu eröffneten Wachstumschancen profitieren wollten.Ähnlich scheinen es auch Analysten zu sehen, die ihre “Halten”- oder “Buy”-Empfehlung durchgängig stabil halten. Die neuen Expansionschancen dank einer starken LEG in Nordrhein-Westfalen seien gewichtiger als die Verwässerung des bislang klaren Fokus auf Berlin. Für Andreas Remke von der Baader Bank ist der geplante Deal nur konsequent, galt die LEG doch schon seit Längerem als Übernahmekandidat, während sich die Deutsche Wohnen als aktiver Gestalter in der derzeit laufenden Konsolidierung profilierte.Dank der bis dato divergierenden Schwerpunkte in Berlin bzw. NRW erwarten Wohnen und LEG keine Probleme mit dem Bundeskartellamt, sagten die Chefs beider Firmen.