Hauptversammlung

LEG kappt Neubauziele

Das veränderte Marktumfeld macht die Expansionspläne der LEG zunichte. Ob die Call-Option auf weitere Anteile an der zu Adler gehörenden BCP gezogen wird, lässt der Immobilienkonzern offen.

LEG kappt Neubauziele

ab Köln – Die LEG  Immobilien stellt sich auf unruhige Zeiten ein. Gleichwohl sieht der Vorstand den Immobilienkonzern gerade finanziell gut aufgestellt, um mit Inflation, steigenden Zinsen und höheren Baukosten zurechtzukommen. Das fällt insofern leichter, als die durchschnittliche Verzinsung per Ende März 2022 mit 1,16 % auf dem niedrigsten Niveau seit dem Börsengang 2013 angekommen ist und bis 2024 keine größeren Fälligkeiten anstehen, wie Vorstandschef Lars von Lackum in seiner Rede im Rahmen der virtuellen Hauptversammlung ausführte.

Das verschlechterte Umfeld hat aber Konsequenzen für den Wachstumskurs. „Wir werden unsere Neubauambitionen zurücknehmen“, sagte der Immobilienmanager. Konkret werde das Ziel, von 2026 an jährlich 1000 Wohnungen neu zu bauen, gestrichen. Bestand hat einzig der Plan, im kommenden Geschäftsjahr 500 neue Wohnungen zu errichten. Darüber hinaus mache die LEG keine Zusagen mehr zum Umfang künftiger Neubauvorhaben. Neubau sei nie Kerngeschäft der LEG gewesen, und wie die Entwicklung der Baukosten zeige, sei das die richtige Entscheidung gewesen. Auch Branchenprimus Vonovia hatte die Neubauvorhaben für den eigenen Bestand kürzlich zusammengestrichen. Grundsätzlich trage Neubau zwar zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele bei, doch sei der Zeitrahmen angesichts des geänderten Marktumfelds zu überdenken.

2022 stehe im Zeichen der Konsolidierung. Dazu soll auch der Verkauf von 5000 Wohnungen beitragen, den von Lackum als Portfoliooptimierung bezeichnete. Das schaffe Spielraum in der Bilanz.

Was aus der im Dezember ausgehandelten Call-Option auf 63% an der niederländischen Wohnungsgesellschaft Brack Capital Properties (BCP) wird, ließ von Lackum offen. BCP gehört mehrheitlich zur angeschlagenen Adler Group. Die LEG war im Dezember mit 31% bei BCP eingestiegen – Kostenpunkt: 328 Mill. Euro – und hatte sich den Zugriff auf weitere Anteile gesichert. Die entsprechende Call-Option läuft bis Ende September. Für die Aufstockung wurde seinerzeit ein Kaufpreis von 765 Mill. Euro vereinbart.

„Wir werden die Option nur genau dann ausüben, wenn die Ergebnisse aus unserer Due Diligence positiv ausfallen und die Transaktion mit unserer konservativen Bilanzstruktur vereinbar ist“, sagte von Lackum. Erst Anfang der Woche gab Adler bekannt, dass es bei BCP eine Deckungslücke gebe, die Adler mit einer Working-Capital-Fazilität von 100 bis 200 Mill. Euro schließen wolle (vgl. BZ vom 17. Mai).

Befürchtungen, dass die Bewertungsüberprüfung der Bestände Abschreibungsbedarf offenlege, teilt von Lackum nicht. Im Gegenteil: Der Nachfrageüberhang im Segment bezahlbarer Wohnraum bestehe fort. Von daher gehe die LEG für das erste Halbjahr abermals von einer Bestandsaufwertung in der Größenordnung von 6 % bis 7 % aus. Darin sei explizit auch das Ende 2021 erworbene Adler-Portfolio mit 15400 Wohnungen enthalten, führte von Lackum aus und betonte, vor dem Kauf eine sorgfältige Due Diligence durchgeführt zu haben.

Nachgearbeitet hat der Aufsichtsrat am Vergütungssystem für den Vorstand, wenngleich dieses erst vor zwei Jahren eingeführt wurde. Allen voran wird der Transaktionsbonus abgeschafft. Ob das neue System mehr Zufriedenheit schafft, wird sich im kommenden Jahr zeigen. Es wurde mit 85,8% angenommen. Der Vergütungsbericht wurde dagegen nur mit 52,6% gebilligt.

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