Leica trotzt Handelshemmnissen
Der Kamerahersteller Leica hat in diesen Tagen doppelten Grund zum Feiern: 100 Jahre nach Vorstellung der ersten in Serie gefertigten Kleinbildkamera hat das Unternehmen ein Rekordjahr hingelegt. Beim Umsatz habe man sich im abgelaufenen Geschäftsjahr (31. März) der Marke von 600 Mill. Euro genähert, sagte der Vorstandsvorsitzende der Leica Camera AG, Matthias Harsch. „Das war ein absolutes Superjahr für uns, damit sind wir natürlich total happy.“ Leica sei „auf globaler Basis“ gewachsen. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2023/24 hatte das Unternehmen mit weltweit rund 2.400 Beschäftigten die Erlöse auf 554 Mill. Euro gesteigert.
Auch für das laufende Jahr zeigte sich Harsch trotz der internationalen Handelskonflikte zuversichtlich. In den USA als wichtigem Markt gebe es zwar keine lokale Objektiv- und Kamera-Fertigung, aber bereits als sich die hohen Zölle abzeichneten, habe man sehr viel Ware dorthin verschifft. Derzeit gehe man von baldigen Lösungen in dem Handelskonflikt aus und könne dann „sehr optimistisch“ nach vorn schauen, sagte Harsch.
Smartphone-Pläne werden konkreter
Die bereits angedachte Einführung eines neuen Smartphones mit Leica-Optik für den europäischen Markt fasst Leica nun konkret ins Auge. Bei diesem Thema werde sich „bald etwas tun“, sagte Harsch. Bislang war das „Leitz Phone“, für das Leica mit Sharp zusammenarbeitet, exklusiv in Japan vermarktet worden. Aktuell findet sich eine Leica-Optik in Flaggschiff-Modellen des chinesischen Smartphone-Anbieters Xiaomi. Bei Kaufentscheidungen für Smartphones spielten die Kameras der Geräte eine immer größere Rolle, sagte Harsch.
Neue Segmente wie die App Leica Lux und das Geschäft mit Laser-TV-Projektoren hätten sich zudem sehr positiv entwickelt. So verlängere ein großer Teil der Kunden ihre Abonnements für die App. Von dem Erfolg sei man überrascht, die App-Käufe lägen „weit über Budget“, sagte Harsch, ohne Zahlen zu nennen. Mit der App können die Nutzer auf dem iPhone Fotos im Stil einer Leica machen. Es ist das erste gemeinsam entwickelte Produkt nach der Übernahme des norwegischen Unternehmens Fjorden Electra AS Ende 2023.
Potenziale im TV-Geräte-Markt
Im Laser-TV-Geschäft bietet Leica den Projektor Cine 1 sowie die Kompaktversion Cine Play 1 an. Der Vertrieb läuft über mehr als 140 zertifizierte Fachhändler. Dies sei nötig, weil der Wechsel vom TV-Gerät auf Beamer für viele Kunden zunächst eine Umstellung bedeute, sagte der Leica-Chef. Im Jahr zwei nach dem Marktstart entwickele sich der Umsatz sehr zufriedenstellend. In China sei bereits jedes dritte TV-Gerät ein Projektor. Leica wiederum sei mit seinen Geräten alleine im Premiumsegment unterwegs. Mit einem Volumen mit weltweit rund 100 Milliarden Dollar biete der TV-Geräte-Markt große Potenziale.
Der Weltmarkt für Kameras hat sich nach den Worten von Harsch wieder erholt, nachdem der Siegeszug der Smartphone-Fotografie den Absatz vieler Hersteller zeitweise hatte einbrechen lassen. Mittlerweile seien wieder jährliche zweistellige Wachstumsraten zu beobachten. Leica profitiert davon etwa bei Vollformatkameras wie der Leica Q-Reihe. „Wir sind erfreut über die Verkaufszahlen“, sagte Harsch.
Vor 100 Jahren hatte das Unternehmen die erste Kleinbildkamera der Welt, die Leica I, auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt.