Autozulieferer

Leoni nimmt Fertigung in Westukraine wieder auf

Der Autozulieferer Leoni nimmt die Produktion in seinen beiden westukrainischen Werken wieder auf, nachdem das Nürnberger Unternehmen diese wegen des Kriegs zeitweise geschlossen hatte.

Leoni nimmt Fertigung in Westukraine wieder auf

sck München

Nach kriegsbedingten Produktionsunterbrechungen hat der Autozulieferer Leoni angekündigt, die Fertigung in seinen beiden westukrainischen Werken wieder aufzunehmen. Der Vorstandsvorsitzende Aldo Kamper bezeichnet das als Bekenntnis zum Standort Ukra­ine, wie das Nürnberger Unternehmen zur Vorlage seiner endgültigen Zahlen fürs erste Quartal mitteilte.

Leoni berichtete von einer „zügigen“ Wiederaufnahme der Produktion in dem osteuropäischen Land bei zugleich Ausweitung der Kapazitäten an anderen Konzernstandorten.

Aufgrund des am 24. Februar begonnenen Angriffskriegs von Russland gegen das Nachbarland war Leoni aus Sicherheitsgründen ge­zwungen, zwei Werke in der West­ukraine zu schließen. Dadurch fiel die Lieferung von dringend benötigten Kabelbäumen für einige Autohersteller aus. BMW zum Beispiel musste ihre Produktion an einigen Standorten zeitweise drosseln bzw. völlig stoppen. Dem Münchner Autohersteller zufolge ist dieses Problem mittlerweile behoben.

Der notwendige Aufbau von Ersatzkapazitäten in der Fertigung von Kabelbäumen an anderen Konzernstandorten verursachte bei Leoni Mehraufwendungen. Dadurch rutschte das Unternehmen zum Jahresauftakt operativ in die Verlustzone. Auf Basis vorläufiger Berechnungen warnte Leoni Ende April vor einem Defizit im ersten Quartal von 17 Mill. Euro (vor Sondereffekten) nach einem operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 29 Mill. Euro ein Jahr zuvor (vgl. BZ vom 2. Mai). Das war mehr als doppelt so viel, wie Analysten im Schnitt befürchtet hatten (−8 Mill. Euro). Die Aktie geriet daraufhin abermals unter Druck. Das Papier büßte 7,6% ein.

Nach Veröffentlichung des Zwischenberichts per 31. März drehte der Titel nach anfänglichen Kurszuwächsen von bis zu 1,4% im weiteren Tagesverlauf ins Minus. Der Anteilschein notierte zeitweise bei 7,52 Euro über 3% schwächer.

Die Zahlen des ersten Dreimonatsabschnitts belegen nach Unternehmensangaben, dass 2022 „erneut ein sehr forderndes Jahr für die Automobilindustrie“ sein werde. Kamper verwies unter anderem auf die gestörten Lieferketten, die anhaltende Chipknappheit, den fortdauernden Ukra­ine-Krieg und den Schub bei den Rohstoffpreisen. Deshalb verzichtet er nach wie vor auf eine Jahresprognose.

Mit dem Erlös aus dem Verkauf des Industriegeschäfts der Kabelsparte gelang es Leoni, die Zusatzkosten infolge des Kriegs mehr als auszugleichen. Die Transaktion bescherte einen Buchgewinn von 125 Mill. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sprang auf 75 (i.V. 51) Mill. Euro. Nach Steuern verdiente der Konzern 47 (28) Mill. Euro.

Leoni
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Umsatz1 2621 353
Ebitda124106
Ebit7551
Ergebnis vor Steuern5836
Nettoergebnis4728
Freier Cashflow105–100
Investitionen3752
Eigenkapitalquote (%)8,87,8
Börsen-Zeitung