Autozulieferer

Leoni verhandelt mit Banken

Das Nürnberger Unternehmen zieht eine Kapitalerhöhung per Ausgabe neuer Aktien als eigenen Beitrag für eine Refinanzierung in Erwägung. Ein Teil der Kabelsparte wird verkauft.

Leoni verhandelt mit Banken

jh München

Leoni erwägt die Ausgabe einer Wandelschuldverschreibung oder neuer Aktien aus genehmigtem Kapital, um rund 50 Mill. Euro einzunehmen. Grund für diesen Plan sind Gespräche mit Banken über eine Refinanzierung. Der Autozulieferer teilte mit, eine Eigenkapitalmaßnahme sei ein Element des derzeit mit wesentlichen Finanzierungspartnern besprochenen Konzepts. Umfang und Ausgestaltung ständen noch nicht fest. „Es ist auch denkbar, dass letztlich auf eine Eigenkapitalkomponente verzichtet wird“, heißt es weiter. Vorstandschef Aldo Kamper sagte der Börsen-Zeitung, es gehe um ein Konzept für die nächsten zwei, drei Jahre.

Zudem gab das Unternehmen am Montag den Verkauf des Geschäfts mit Standard-, Spezial- und Ladekabeln für Autos an die Stark Corporation mit Hauptsitz in Thailand bekannt: „Es ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg der nachhaltigen finanziellen Stabilisierung.“ Den erwarteten Mittelzufluss aus dem Verkauf beziffert Leoni auf deutlich mehr als 400 Mill. Euro nach dem Abzug von Finanzverbindlichkeiten und Schulden. Kamper bezeichnete den Preis als sehr fair.

Das Geschäft wird mit 560 Mill. Euro bewertet. Im vergangenen Jahr erzielte es nach Angaben von Leoni einen Umsatz von 1,3 Mrd. Euro und beschäftigt an zehn Standorten in sieben Ländern rund 3300 Mitarbeiter. Die Transaktion steht unter Vorbehalt, unter anderem der Fusions- und Investitionskontrolle und der Zustimmung der Banken von Leoni.

Der Aktienkurs von Leoni verlor am Montag zunächst in der Spitze mehr als 7%. Nach der Ankündigung des Verkaufs am frühen Nachmittag drehte der Kurs ins Plus, beendete den Xetra-Handel aber mit einem Minus von 0,6% auf 7,88 Euro.

Auf der Hauptversammlung an diesem Dienstag steht die Verlängerung des genehmigten Kapitals auf der Tagesordnung. Wie bisher sollen maximal 16,3 Mill. neue Aktien ausgegeben werden können, die Hälfte des Grundkapitals. Auf dem Kursniveau vom Montag ergäbe das eine Summe von 126 Mill. Euro.

Für die Refinanzierung geht es nach Angaben des Nürnberger Unternehmens darum, die Kreditlinien über dieses Jahr hinaus zu verlängern und anzupassen. Ende dieses Jahres endet die Laufzeit wesentlicher Kredite, wie es im Geschäftsbericht 2021 heißt. Falls die „kurzfristig fällig werdenden Kreditverträge“ nicht verlängert werden könnten, bestünde ein „bestandsgefährdendes Finanzierungsrisiko“. Ende März 2022 lag die Eigenkapitalquote von Leoni bei 8,8 (i.V. 7,8)%, die Nettoverschuldung Ende 2021 bei 1,5 Mrd. Euro.

Eine Menge Schwierigkeiten

Leoni war vor einigen Jahren wegen Fehlern des früheren Managements und Kosten der notwendigen Restrukturierung in Schwierigkeiten geraten. Die Corona-Pandemie und der Chipmangel verschärften die Situation, in diesem Jahr fiel wegen des Kriegs die Produktion von Leoni in der Ukraine zeitweise aus.

Vor zwei Jahren war ein Sanierungsgutachten für Leoni positiv ausgefallen mit dem Ergebnis, bis Ende 2022 durchfinanziert zu sein. Das Gutachten werde aktualisiert, kündigte Kamper an. Das Unternehmen hat mit einem Programm für mehr Effizienz und Verkäufen von Teilen der Kabelsparte nach eigenen Angaben „Maßnahmen eingeleitet, die die Refinanzierungsfähigkeit herstellen“.

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