Letzte Ausfahrt im Rennen um Abertis
cru Düsseldorf – Das rund 20 Mrd. Euro schwere Bieterrennen um Spaniens Autobahnbetreiber Abertis geht in die entscheidende Phase. Die beiden Bieterkonkurrenten, Hochtief und der italienische Mautstraßenkonzern Atlantia, legen derzeit dem Energieministerium in Madrid dar, welche Pläne sie für den Verkauf der Abertis-Satellitentochter Hispasat haben, die als strategisch bedeutend für das Land gilt und deshalb reguliert wird. Abertis selbst will auf der Hauptversammlung am 13. März über den Verkauf der 57 % umfassenden Hispasat-Beteiligung an den ebenfalls spanischen Stromnetzbetreiber Red Electrica entscheiden. Damit dürfte die letzte Hürde der spanischen Regierung für den Abertis-Deal aus dem Weg geräumt sein.Danach startet das eigentliche Bietergefecht, in dem die Finanzkraft zum entscheidenden Faktor wird. In Konzernkreisen von Hochtief wird damit gerechnet, dass der deutsche Baukonzern an diesem Donnerstag (15. Februar) grünes Licht von der Börsenaufsicht CNMV in Madrid für seine 17 Mrd. Euro schwere Offerte erhält, die bisher das 16 Mrd. Euro schwere Gebot von Atlantia übertrumpft, hinter dem Italiens Modedynastie Benetton steht. Sollte es abermals zu einer Verzögerung bei der Prüfung durch die Behörde kommen, wäre das schon allein deshalb ein Problem für Hochtief, weil der Essener Konzern am 21. Februar die Bilanz für 2017 vorlegt und die bei der CNMV eingereichte Offerte noch auf der Bilanz für 2016 beruht. Erhöhte Offerte in barAuch Atlantia trifft die letzten Vorbereitungen für eine Erhöhung ihrer bisher niedrigeren Offerte. Die Italiener haben für den 21. Februar eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, die alle für die Offerte notwendigen Ermächtigungen der Aktionäre zeitlich ausdehnen soll. Das Angebot soll darüber hinaus nicht nur erhöht, sondern auch neu strukturiert werden. Bisher hatte Atlantia – wie auch der Bieterrivale Hochtief – die Summe zu 80 % aus Bargeld und zu 20 % aus eigenen Aktien zusammengesetzt.Nach Gesprächen mit den Banken wolle Atlantia nun vollständig auf eine attraktivere Barofferte setzen, die oberhalb von 19 Euro je Abertis-Aktie liegen könne, heißt es in Kreisen der damit befassten Investmentbanken. Atlantia habe unter anderem beim Hauptgläubiger, der spanischen Bank Santander, eine Reduzierung der Finanzierungskosten für die 14,7 Mrd. Euro an Krediten durchgesetzt, die bisher mit durchschnittlich 1,9 % verzinst werden sollten.Mindestens acht Geldhäuser sind an den beiden konkurrierenden Offerten beteiligt. Der spanische Hochtief-Mutterkonzern ACS arbeitet mit den Beraterbanken Lazard und J.P. Morgan, die auch den Löwenanteil der benötigten 15 Mrd. Euro an Krediten beiträgt. Zum Finanzierungskonsortium von Atlantia gehören Intesa Sanpaolo, BNP Paribas, Credit Suisse, Mediobanca und Santander. Beim Übernahmeziel Abertis ist laut Finanzkreisen die Deutsche Bank engagiert.Der gesamte Unternehmenswert von Abertis inklusive der Schulden von 14 Mrd. Euro liegt bei etwa 34 Mrd. Euro. Damit handelt es sich voraussichtlich um den größten Deal des Jahres 2018 in Europa. Käme Hochtief zum Zuge, dann wäre es die zweitgrößte deutsche Auslandsübernahme aller Zeiten hinter Bayer/Monsanto. Erhält Atlantia den Zuschlag, dann entstünde aus der Fusion mit Abertis der weltweit größte Mautstraßenbetreiber.Mitten im Übernahmekampf hat der spanische Autobahnbetreiber gerade den Vorstandschef ausgetauscht. Francisco Reynés wechselt – mit einem Bonus von 8 Mill. Euro für die Umsetzung des Abertis-Strategieplans – zum spanischen Energieversorger Gas Natural Fenosa, dessen Großaktionär ebenso wie bei Abertis die Bank La Caixa ist. Sein Nachfolger bei Abertis wird der bisherige Finanzvorstand José Aljaro. Im verschlossenen UmschlagErhält Hochtief am 15. Februar tatsächlich wie erwartet grünes Licht von der Börsenaufsicht in Madrid, wäre der weitere Weg des Bietergefechts mit Beginn der Annahmefrist am Freitag (16. Februar) vorgezeichnet. Nach Ablauf der Frist von 30 Werktagen würde jeder der beiden Bieter am 22. März einen verschlossenen Umschlag mit einem voraussichtlich abermals erhöhten Gebot bei der CNMV einreichen, der am 23. März von der Behörde geöffnet würde. Am 30. März hätte dann der zuerst als Kaufinteressent aufgetretene Bieter – dies ist Atlantia, die ihr Gebot schon im Mai 2017 lanciert hatte, – die Chance auf eine letztmalige Erhöhung der Offerte.