Smartphones

LG zieht die Reißleine

Der südkoreanische Elektronikkonzern LG Electronics zieht die Reißleine im Smartphone-Markt. Nach jahrelangen turmhohen Verlusten kündigte das Unternehmen die Schließung der Sparte für den 31. Juli an.

LG zieht die Reißleine

hei Frankfurt

Der südkoreanische Elektronikkonzern LG Electronics zieht die Reißleine im Smartphone-Markt. Nach jahrelangen turmhohen Verlusten kündigte das Unternehmen die Schließung der Sparte für den 31. Juli an. Die Geräte, die noch auf Lager seien, sollen aber weiter zum Verkauf angeboten werden. LG will auch den Geräteservice weiter unterstützen und Software-Aktualisierungen für seine Kunden an­bieten.

Gerüchte über einen Ausstieg des Anbieters aus dem stark umkämpften Markt waren bereits Ende Januar aufgekommen, unmittelbar nachdem LG ein einrollbares Display für seine Smartphones angekündigt hatte, mit dem sich der Smartphone-Hersteller im Wettbewerb differenzieren wollte. Dies ist in den vergangenen Jahren insbesondere für die Lizenznehmer der Google-Systemsoftware Android, die auf mehr als 80% aller mobilen Endgeräte weltweit läuft, immer schwieriger geworden. Google vergibt die Lizenz kostenlos, bindet die Nutzung aber an eine Reihe von Verpflichtungen für das Set-up der Geräte wie zum Beispiel die Gestaltung der Frontseite des Handy-Bildschirms, wo Google-Apps wie Gmail oder Maps positioniert werden müssen.

Diese Praxis erschwert den Smartphone-Herstellern einen eigenen Auftritt. Sie wurde von der EU-Kommission in einem ihrer drei Verfahren gegen Google als Missbrauch von Marktmacht verurteilt. Nach Angaben von Strategy Analytics war der Marktanteil des einst drittgrößten Handy-Herstellers der Welt 2020 auf nur noch 2% abgeschmiert. Damit rangierte LG global auf dem neunten Platz. Von den Einschränkungen, die die chinesische Technologieikone Huawei aufgrund der US-Sanktionen hinnehmen muss, profitierten nur die nächsten Wettbewerber, also vor allem Samsung, die Huawei zuvor vom Thron gestoßen hatte, sowie Apple. Analysten sind angesichts des Rückzugs von LG skeptisch, dass andere Anbieter mit noch geringerem Marktanteil und fehlender Finanzkraft weiterhin durchhalten können.

Die LG-Smartphone-Sparte fuhr allein im vierten Quartal 2020 einen Verlust von 249 Mrd. Won (188 Mill. Euro) ein. In den vergangenen sechs Jahren waren Fehlbeträge von 3,82 Mrd. Euro aufgelaufen. LG kündigte an, die Ressourcen künftig auf Wachstumsbereiche wie Bauteile für Elektrofahrzeuge, vernetzte Geräte, Robotertechnik, intelligentes Wohnen und künstliche Intelligenz zu konzentrieren. Außerdem will das zweitgrößte südkoreanische Elektronikunternehmen hinter Samsung El weiter Mobilfunk-Technologien wie 6G entwickeln.