Elektromobilität

Lithium-Fabrik kommt in die Lausitz

Brandenburg wird mehr und mehr zum Industrie-Cluster für Elektromobilität. Nach Tesla und BASF schlägt auch die kanadische Rock Tech Lithium hier ihre Zelte auf. Geplant sind Investitionen im Volumen von 470 Mill. Euro bis 2024 und ein US-Listing an der Nasdaq.

Lithium-Fabrik kommt in die Lausitz

sp Berlin

Brandenburg mausert sich zum europäischen Industrie-Cluster für Elektromobilität. Nach der Ansiedlung einer Elektroautofabrik und einer Fabrik für die Batteriezellenproduktion des US-Konzerns Tesla sowie den Standortentscheiden für eine Kathodenfabrik von BASF und eine Batteriefertigung von Microvast will die kanadische Rock Tech Lithium in Brandenburg jetzt auch Europas ersten Lithiumhydroxid-Konverter errichten. Die Anlage, die rund 24000 Tonnen batteriefähiges Lithiumhydroxid jährlich produzieren soll und damit den Bedarf von bis zu 500000 Elektrofahrzeugen decken könnte, soll 2024 in Betrieb gehen. Bis dahin will Rock Tech Lithium bis zu 470 Mill. Euro im brandenburgischen Guben investieren. Die Aktie des in Toronto und Frankfurt notierten Unternehmens kletterte zeitweise um 18% auf ein Allzeithoch. Die Marktkapitalisierung der Firma aus Vancouver liegt bei etwas mehr als 200 Mill. Euro. 

Zu den Aktionären zählen nach Angaben des Unternehmens Teile des Managements und Investoren mit starken Verbindungen zur europäischen Automobil- und Batterie­industrie. Bei Rock Tech Lithium engagiert sind außerdem Investorengrößen wie Peter Thiel, Christian Angermayer sowie Alan Howard.

Ausgelegt für Altbatterien

„Unser Ziel ist, als erstes Unternehmen weltweit einen geschlossenen Kreislauf für Lithium zu schaffen“, erklärte Rock-Tech-CEO Dirk Harbecke. Das Unternehmen hat Zugriff auf eigene Lithiumvorkommen in einer Mine in der kanadischen Provinz Ontario. Die Anlage in Guben soll so ausgestaltet werden, dass sie auch für das Recycling von Lithiumhydroxid aus alten Elektroauto-Batterien taugt. Bis 2030 sollen hier rund 50% der eingesetzten Rohstoffe aus dem Recycling von Altbatterien gewonnen werden. In Brandenburg sei damit künftig die komplette Wertschöpfungskette von der Rohstoffaufbereitung über die Batterie- und Zellfertigung bis zum E-Auto-Bau sowie Batterierecycling zu Hause, sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) zufrieden.

Insgesamt will Rock Tech Lithium bis 2029 fünf Lithiumhydroxid-Konverter errichten, wie aus einer Investorenpräsentation von Ende August hervorgeht. Vier Anlagen sollen in Deutschland entstehen und eine Anlage in Nordamerika. Bisher ist die Produktion von Lithiumhydroxid zu 90% von Anlagen in China abhängig, in Europa gibt es noch keinen einzigen Produktionsstandort. Marktbeobachter rechnen wegen des rasanten Hochlaufs bei der Produktion von Elektrofahrzeugen noch in diesem Jahr mit Engpässen bei der Produktion von Lithiumhydroxid.

Ob Rock Tech Lithium das Investitionsvorhaben in Guben in vollem Umfang umsetzt, hängt auch von Gesprächen über bereits beantragte und weitere Fördergelder ab. „Die Finanzierung wird aus drei Teilen bestehen: Subventionen, Krediten und Equity“, sagte Harbecke der Börsen-Zeitung. Die US-Investmentbank Evercore hat Rock Tech Lithium bereits als Konsortialführer für eine Kapitalerhöhung im nächsten Jahr benannt. „Diese planen wir mit einem US-Listing an der Nasdaq zu verbinden“, sagte Harbecke, der im Frühjahr den ehemaligen Finanzchef von BMW und Deutscher Bank Stefan Kraus als Vize-Chairman und CFO an Bord von Rock Tech Lithium holte. „Die Nachfrage nach Lithium steigt immer weiter an und so auch das Interesse von Finanzinvestoren und Banken“, ist Harbecke überzeugt.

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