Baustoffhersteller

Lob für Heidelberg-Cement-Deal

Als gutes Geschäft für den Baustoffkonzern werten Analysten den Teilverkauf in den USA für 2,3 Mrd. Dollar. Es handelt sich um die erste große Transaktion im Zuge der Portfoliobereinigung.

Lob für Heidelberg-Cement-Deal

hek Frankfurt

Die Veräußerung von Teilen des US-Geschäfts des Baustoffherstellers HeidelbergCement stößt am Kapitalmarkt auf Wohlwollen. Der Preis von 2,3 Mrd. Dollar – umgerechnet 1,9 Mrd. Euro – liege weit über den zuvor in den Medien spekulierten 1,5 Mrd. Dollar, stellt der Analyst Matthias Pfeifenberger von der Deutschen Bank klar. Die Transaktion sei ein Meilenstein in der Portfoliobereinigung des Konzerns und ein bedeutender Kurstreiber für die Aktie, nicht zuletzt weil es Zweifel gegeben habe, ob HeidelbergCement große Verkaufstransaktionen abschließen könne.

Für die Commerzbank erscheint der Deal als ein gutes Geschäft für die Heidelberger. Die Privatbank Berenberg bezeichnet den Verkauf als gute Nachricht und auch die Investmentbank Jefferies spricht davon, dass ein guter Preis erzielt worden sei. Die Schweizer Großbank UBS hält die erzielte Bewertung für positiv. Die Bilanz von HeidelbergCement sei nun sehr stark.

Die Börse reagierte am Dienstag im Tagesverlauf mit Kursaufschlägen von 3% für den Dax-Titel. Heidelberg Cement trennt sich von den Geschäften von Lehigh Hanson im Westen der USA. Käufer ist der Konkurrent Martin Marietta Materials. Verkauft werden zwei Zementanlagen mit Vertriebsterminals, 17 Zuschlagstoffstandorte und mehrere nachgelagerte Betriebe im Bereich Transportbeton und Asphalt in den Bundesstaaten Kalifornien, Arizona, Oregon und Nevada. Ausgenommen sind das Zementwerk und der Steinbruch Permanente.

Komplexität verringern

Die Transaktion, die in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden soll, markiert den ersten großen Verkauf im Zuge der Portfoliobereinigung. Zuletzt hatte der Konzern in Griechenland das Geschäft mit Zuschlagstoffen und zwei Transportbetonwerke an den Konkurrenten LafargeHolcim veräußert. Zuvor hatten sich die Heidelberger von der Mehrheitsbeteiligung von 51% an dem kuwaitischen Zement- und Transportbetonunternehmen Hilal Cement getrennt.

Stifel Research geht davon aus, dass HeidelbergCement die Einnahmen für Investitionen sowie M&A nutzen wird. Die beste Verwendung seien Aktienrückkäufe. Denn es werde schwierig sein, Wachstumsalternativen zu solch attraktiven impliziten Renditen zu finden, meint der Analyst Tobias Woerner.

Nordamerika bleibe ein Kernfokus, versichert Heidelberg Cement. Ziel sei, die vertikale Integration in den vier nordamerikanischen Regionen Kanada, Mittlerer Westen, Nordost und Süd durch Übernahmen und Kapazitätserweiterungen auszubauen.

Der seit Februar 2020 amtierende CEO Dominik von Achten hatte angekündigt, Management- und Kapitalressourcen auf weniger Länder zu konzentrieren und die Komplexität des Portfolios zu reduzieren. Das impliziert den Rückzug aus verschiedenen Märkten und ertragsschwachen Geschäften. Über die Gesamtdimension der geplanten Bereinigungen hüllt sich das Management bisher allerdings in Schweigen.

Am Kapitalmarkt wird mit weitreichenden Veränderungen gerechnet. Unter Analysten gibt es Schätzungen, wonach der für Veräußerungen in Betracht gezogene Asset-Pool 5,5 Mrd. bis 7 Mrd. Euro oder 25 bis 30 % der gesamten Vermögenswerte ausmachen könnte. Auf der Bilanzpressekonferenz im März hatte von Achten bekannt gemacht, dass man am Verkauf von fünf Geschäftseinheiten arbeite. Zugleich wolle HeidelbergCement die Kernmärkte stärken: „Da kann schon 2021 etwas passieren. Wir wollen uns gesundwachsen.“ Heidelberg Cement werde aber nicht auf Großwildjagd gehen, schränkte der CEO ein. Akquisitionen über mehrere Kontinente hinweg seien ausgeschlossen.