L'Oréal auf Akquisitionssuche

Kosmetikkonzern sitzt auf voller Kasse - CEO Agon: "Alles ist möglich" - Hermès wächst um 23 Prozent

L'Oréal auf Akquisitionssuche

L’Oréal und Hermès profitieren von der starken Nachfrage nach Luxusartikeln. Der Kosmetikkonzern sitzt auf einer prall gefüllten Kriegskasse und schließt eine größere Akquisition nicht aus.wü Paris – Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Frankreichs Industrie verliert im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit. Und doch sind einige Branchen wie die französische Luxusgüterindustrie so gefragt wie nie, wie die gerade von L’Oréal und Hermès International veröffentlichten Zahlen beweisen.So profitierten sowohl der weltweit größte Kosmetikkonzern als auch der für seine Kelly-Handtaschen berühmte Lederwarenspezialist vom anhaltenden Luxus-Boom. Bei L’Oréal verbuchte die Luxus-Sparte, zu der Marken wie Lancôme, Yves Saint Laurent und Kiehl’s gehören, im vergangenen Jahr mit plus16 % das größte Umsatzwachstum. Hermès wiederum konnte ihre Verkäufe 2012 sogar um 23 % auf 3,48 Mrd. Euro steigern und damit die Erwartungen übertreffen. So hatten Analysten im Schnitt mit einem Umsatz von 3,42 Mrd. Euro gerechnet. Die endgültigen Ergebnisse für 2012 will der Luxusgüterkonzern am 21. März veröffentlichen.L’Oréal-Chef Jean-Paul Agon zeigte sich auf der Bilanz-Pressekonferenz zuversichtlich, dass der Kosmetikkonzern in diesem Jahr erneut besser abschneiden wird als der weltweite Kosmetikmarkt. Dieser hat nach Angaben von L’Oréal 2012 um 4,6 % zugelegt. Er dürfte 2013 ein Wachstum in ähnlicher Größenordnung verbuchen, meint Agon.L’Oréal setzt bei ihrer Wachstumsstrategie neben Forschung und Entwicklung auf den weiteren Ausbau der internationalen Präsenz. Bereits im vergangenen Jahr lösten die sogenannten “neuen Märkte” Nordamerika und Westeuropa als wichtigste Regionen ab. Auch in Osteuropa ziehe das Wachstum inzwischen wieder an, erklärte Agon. Er will bis 2020 zusätzlich eine Milliarde neue Kunden gewinnen.Dabei helfen sollen auch die zahlreichen Werke, die der französische Kosmetikkonzern in den letzten Monaten in Schwellenländern eröffnete, darunter das weltweit größte Werk L’Oréals in Indonesien. Im April will der Konzern in Ägypten ein weiteres Werk eröffnen, um die Märkte in Nordafrika und im Nahen Osten besser beliefern zu können. Afrika könnte sich als der Wachstumsmarkt von morgen erweisen. Bisher sei der Kosmetikmarkt dort noch ganz klein, doch er springe jetzt an, sagte Agon. Die Idee des Managements sei es, von seinem südafrikanischen Standort aus den Kontinent zu erobern.Helfen beim Wachstum könnten auch externe Zukäufe. Dank der guten Ergebnisse und der Steigerung des Mittelzuflusses um 26 % auf 2,58 Mrd. Euro verfügt L’Oréal inzwischen über eine mit 1,5 Mrd. Euro gefüllte Kriegskasse. Nachdem der Konzern in den vergangenen Jahren vor allem kleinere Akquisitionen getätigt hat, schließt Agon nun auch eine größere strategische Übernahme nicht aus. “Wenn sich morgen eine größere Gelegenheit bieten sollte, hätten wir die Mittel, das zu tun”, sagte er. “Alles ist möglich.” Aktionärspakt endet 2014Nach Ansicht von Analysten gibt es jedoch keine größeren Übernahmeziele, die in Frage kommen würden. Allerdings läuft der Aktionärspakt zwischen der Familie Bettencourt und Nestlé im Mai kommenden Jahres aus. Nestlé hält 29,58 % des L’Oréal-Kapitals, Familie Bettencourt 29,79 %.Die L Oréal-Aktie legte am Mittwoch an der Börse von Paris um 3,8 % auf 112 Euro zu, das Hermès-Papier kletterte um 1,5 % auf 248 Euro, während der Leitindex CAC 40 mit einem Plus von 1 % schloss.