Finanzierungsloch ausgeweitet

Lücke bei Deutsche Glasfaser deutlich größer als 1 Mrd. Euro

Informationen aus Finanzkreisen zufolge ist 1 Mrd. Euro lediglich die Summe, die die Eigentümer einschießen müssten. Die Fremdkapitalgeber sind derweil kaum noch bereit, einen Netzausbau ohne Cashflow zu finanzieren.

Lücke bei Deutsche Glasfaser deutlich größer als 1 Mrd. Euro

Lücke bei Deutsche Glasfaser größer als 1 Mrd. Euro

Banken pochen auf aktivierte Anschlüsse und Cashflow – Kommunale Genehmigungen stocken

hei Frankfurt

Die Finanzierungslücke bei Deutsche Glasfaser ist nach Informationen der Börsen-Zeitung aus Finanzkreisen doch deutlich größer als 1 Mrd. Euro. Dies sei lediglich die Summe, die die Eigentümer EQT und Omers einschießen müssten, damit die Banken bereit seien, weiteres Geld zu geben, heißt es demnach. Hintergrund ist, dass die Fremdkapitalgeber kaum noch bereit sind, Business-Pläne zu unterstützen, die auf die Kennziffer „Homes passed“ abstellen. Damit sind Glasfaseranschlüsse bis zum Haus gemeint, ohne dass diese aktiviert, also vom Kunden genutzt und bezahlt werden. Mit dem bloßen Ausbau von Glasfaserinfrastruktur fließt für die Unternehmen noch keinerlei Cashflow. Indes gehen sie mit wachsenden Kosten in Vorlage.

40 Prozent Take-up-Rate

Die Deutsche Glasfaser betrachtet sich bisher mit einer sogenannten Take-up-Rate (Aktivierungsquote) von 40%, die in der Regel in der Vorvermarktung sichergestellt wird, als besser aufgestellt als die Wettbewerber, die mitunter mit einer Quote von 20 bis 25% in den Ausbau gehen. Aber auch bei 40% aktivierten Anschlüssen in einem Ausbaugebiet ist Branchenkreisen zufolge erst nach drei bis vier Jahren mit einem positiven Cashflow zu rechnen. Das ist den Banken nun offenbar zu riskant.

Rund 7 Mrd. Euro Fremdkapital

Deutsche Glasfaser hatte noch in der Niedrigzinsphase 2021 eine voluminöse Finanzierungsrunde von 5,75 Mrd. Euro unter Dach und Fach gebracht; im vergangenen Jahr wurden weitere 1,25 Mrd. Euro aufgenommen. Die Refinanzierung ist nach der Zinswende deutlich schwieriger geworden.

Teure Ersatzvornahme droht

Die Deutsche Glasfaser ringt aktuell mit den Kreditgebern um weitere Spielräume zur Erfüllung von Businessplänen, die mit Kommunen und anderen Vertragspartnern vereinbart wurden. Falls das Unternehmen an der einen oder anderen Stelle zurückrudern müsste, ginge es beim privatwirtschaftlichen Ausbau, der bei Deutsche Glasfaser im Vordergrund steht, zunächst im wesentlichen um einen Reputationsschaden. Bei geförderten Projekten droht dagegen finanzielles Ungemach. Im Einzelfall könnten die Kommunen eine sogenannte Ersatzvornahme veranlassen. Das bedeutet, sie beauftragen einen anderen Glasfaseranbieter mit der Ausführung und stellen Mehrkosten in Rechnung. Dabei könnten Forderungen im „Milliardenbereich“ entstehen, heißt es in Branchenkreisen.

Kostenschübe schlagen durch

Das Problem betrifft nicht allein die Deutsche Glasfaser. Auch andere Branchenfirmen kämpfen mit operativen und finanziellen Schwierigkeiten. Operativ schlagen Kostenschübe infolge der stark gestiegenen Inflation nach Beginn des Ukrainekrieges sowie knappe Tiefbaukapazitäten durch. Vor allem letzteres führt dazu, dass Glasfaseranbieter günstigere, mitunter weniger professionelle Baufirmen beauftragen. Baumängel sind die häufige Folge. Die Kommunen beobachten dies mit Sorge und verzögern oft Genehmigungen, berichtet ein Branchenvertreter.