Finanzierungsloch ausgeweitet

Lücke bei Deutsche Glasfaser deutlich größer als 1 Mrd. Euro

Informationen aus Finanzkreisen zufolge ist 1 Mrd. Euro lediglich die Summe, die die Eigentümer einschießen müssten. Die Fremdkapitalgeber sind derweil kaum noch bereit, einen Netzausbau ohne Cashflow zu finanzieren.

Lücke bei Deutsche Glasfaser deutlich größer als 1 Mrd. Euro

Bei Deutsche Glasfaser tut sich noch größeres Finanzloch auf

Banken pochen auf aktivierte Anschlüsse und Cashflow – Verschuldung exorbitant

hei Frankfurt

Die Finanzierungslücke bei Deutsche Glasfaser ist noch deutlich größer als 1 Mrd. Euro. Dies ist nach Informationen der Börsen-Zeitung aus Finanzkreisen lediglich die Summe, die die Eigentümer EQT und Omers einschießen müssten, damit die Banken bereit wären, weiteres Geld zu geben, heißt es.

Das Unternehmen ist mit Blick auf das für 2025 erwartete operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) schon sehr hoch verschuldet. Noch in der Niedrigzinsphase 2021 war eine voluminöse Finanzierungsrunde von 5,75 Mrd. Euro unter Dach und Fach gebracht worden; im vergangenen Jahr wurden weitere 1,25 Mrd. Euro aufgenommen. Abgesehen davon dass die Zinswende jede Refinanzierung erschwert, soll das Ebitda von Deutsche Glasfaser Kreisen zufolge 2025 auf rund 200 Mill. Euro hinaus laufen. Das Fremdkapital beliefe sich damit auf das 35-fache Ebitda.

CEO Andreas Pfisterer hatte der Börsen-Zeitung anlässlich einer Eigenkapitalzufuhr von zunächst 150 Mill. Euro im Juni 2023 gesagt, dass in den bestehenden Kreditverträgen „nur Covenants light“ verankert seien, – dem Vernehmen nach ein bestimmter Verschuldungsgrad je angeschlossenem Haushalt, den sogenannten „Homes passed“. Unterdessen wird klar, dass die Fremdkapitalgeber nicht länger bereit sind, Business-Pläne zu unterstützen, die auf die Kennziffer „Homes passed“ abstellen. Denn das sind lediglich Glasfaseranschlüsse bis zum Haus, ohne dass diese aktiviert, also vom Kunden genutzt und bezahlt werden. Mit dem bloßen Ausbau von Glasfaserinfrastruktur fließt aber noch keinerlei Cashflow.

40 Prozent Take-up-Rate

Die Deutsche Glasfaser betrachtet sich bisher mit einer sogenannten Take-up-Rate (Aktivierungsquote) von 40%, die in der Regel in der Vorvermarktung sichergestellt wird, als besser aufgestellt als die Wettbewerber, die mitunter mit einer Quote von 20 bis 25% in den Ausbau gehen. Aber auch bei 40% aktivierten Anschlüssen in einem Ausbaugebiet ist Branchenkreisen zufolge erst nach drei bis vier Jahren mit einem positiven Cashflow zu rechnen. Das ist den Banken nun offenbar zu riskant, zumal in der Branche bei den Telekomkonkurrenten die Take-up-Rate tendenziell sinkt, von 35% im Jahr 2022 auf 33% aktuell.

Teure Ersatzvornahme droht

Die Deutsche Glasfaser ringt aktuell mit den Kreditgebern um weitere Spielräume zur Erfüllung von Businessplänen, die mit Kommunen und anderen Vertragspartnern vereinbart wurden.

Falls das Unternehmen dabei zurückrudern müsste, ginge es beim privatwirtschaftlichen Ausbau, der bei Deutsche Glasfaser im Vordergrund steht, zunächst im wesentlichen um einen Reputationsschaden. Bei geförderten Projekten droht dagegen finanzielles Ungemach.

Im Einzelfall könnten die Kommunen eine sogenannte Ersatzvornahme veranlassen. Das bedeutet, sie beauftragen einen anderen Glasfaseranbieter mit der Ausführung und stellen die Mehrkosten in Rechnung. Dabei könnten Forderungen im „Milliardenbereich“ entstehen, heißt es in Branchenkreisen.

Kostenschübe schlagen durch

Das Problem betrifft nicht allein die Deutsche Glasfaser. Auch andere Branchenfirmen kämpfen mit operativen und finanziellen Schwierigkeiten. Operativ schlagen Kostenschübe infolge der stark gestiegenen Inflation nach Beginn des Ukrainekrieges sowie knappe Tiefbaukapazitäten durch. Vor allem letzteres führt dazu, dass Glasfaseranbieter günstigere, mitunter weniger professionelle Baufirmen beauftragen. Baumängel sind die häufige Folge. Die Kommunen beobachten dies mit Sorge und verzögern oft Genehmigungen, berichtet ein Branchenvertreter.

Die Branche steuert nach einer Phase stürmischen Wachstums daher zunehmend in eine Stagnation, die auch die Bewertungen noch zusätzlich unter Druck bringt, ganz abgesehen von der Zinswende. Experten rechnen seit längerem mit einer Konsolidierungswelle, allerdings stehen Investoren, die in den Boomjahren 2020/2021 eingestiegen sind, damit vor dem Problem, dass sie mitunter teuer eingestiegen sind und dann bei einem Exit Federn lassen müssten.