Mittelstand

Lücken bei Nachhaltigkeits­strategie

Einer neuen Mittelstandsstudie der Commerzbank zufolge haben bislang 40% der Firmen in Norddeutschland eine Nachhaltigkeitsstrategie etabliert. Hier gebe es „Luft nach oben“, so die Bank.

Lücken bei Nachhaltigkeits­strategie

ste Hamburg

Ungeachtet der Coronakrise hat das Thema Nachhaltigkeit für Mittelständler in Deutschland weiterhin große Bedeutung. Für mehr als 80% der Unternehmen sei der Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und sozialer Verantwortung sehr wichtig. Vier Fünftel der für eine Commerzbank-Studie von Forsa repräsentativ befragten Gesellschaften sähen sich für Herausforderungen der nachhaltigen Unternehmensführung gut gerüstet, so Stefan Otto, Bereichsvorstand Firmenkunden Nordwest der Commerzbank, in einem Online-Pressegespräch.

Für die Studie wurden bundesweit rund 2000 Eigentümer und Manager der ersten Führungsebene von Unternehmen aller Branchen mit einem Jahresumsatz über 2 Mill. Euro befragt – erstmals in zwei Phasen zum Jahreswechsel 2019/20 sowie im dritten Quartal 2020, womit auch Auswirkungen der Pandemie auf Einstellungen zum Thema Nachhaltigkeit sichtbar wurden. Die Angaben, die die Commerzbank nun vorstellte, bezögen sich auf Firmen mit Sitz in Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein.

Von rund drei Viertel der norddeutschen Mittelständler werde Nachhaltigkeit auch in der Coronakrise als Chance für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit angesehen. Von, so Otto, immerhin 39% der Unternehmen werde Nachhaltigkeit auch als Brücke in den Kapitalmarkt verstanden. „Luft nach oben“ gebe es bei der Etablierung einer Nachhaltigkeitsstrategie, die der zweiten Befragung zufolge bei 40 (erste: 33)% der Unternehmen eingeführt und bei 20 (40)% in der Planung sei. Mit Blick auf Hindernisse für Nachhaltigkeitsmaßnahmen gaben in der Zusatzbefragung 60% der Firmen an, Aufwand und Ertrag seien nicht einschätzbar. Knapp die Hälfte (46%) machte eine Unübersichtlichkeit der Förderprogramme geltend, 42% eine zu hohe Arbeitsbelastung, 22% die aktuelle Corona-Lage.

Nur 5% der Mittelständler im Norden, so ein weiteres Ergebnis der Studie, hätten Chancen des „Green Deal“ genutzt und bereits neue Geschäftsfelder aufgebaut. Hans Fabian Kruse, Präsident des AGA Unternehmensverbandes, verwies auf die Coronakrise und die derzeit vorrangigen Anforderungen, Geschäfte aufrechtzuerhalten. Die Firmen seien sich der hohen Bedeutung von Nachhaltigkeit bewusst. Damit die Mittelständler aber in Klima- und Umweltschutz investieren könnten, die sozialen Sicherungssysteme funktionieren und Arbeitsplätze erhalten und geschaffen werden könnten, seien unter anderem klare und kluge gesetzliche Vorgaben notwendig.