Lufthansa bangt um Air-Berlin-Deal

EU-Kommission hat Zweifel - Niki in Not - Auch Bundesregierung könnte leer ausgehen

Lufthansa bangt um Air-Berlin-Deal

Die Anzeichen mehren sich, dass die EU-Kommission die Übernahme der Air-Berlin-Tochter Niki durch Lufthansa untersagen wird. Das könnte für die österreichische Airline das endgültige Aus sein, da mögliche andere Käufer so schnell wohl nicht einspringen könnten.Von Lisa Schmelzer, FrankfurtDie Übernahme der Air-Berlin-Tochter Niki durch die Lufthansa droht zu scheitern. “Alles deutet darauf hin, dass die EU-Kommission den Niki-Deal untersagen wird”, heißt es aus Lufthansa-Kreisen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr war dem Vernehmen nach am Mittwoch nach Brüssel geeilt, um mit EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager doch noch eine Lösung zu finden. Eine erste Frist zur Prüfung der Übernahme von Teilen der Air Berlin durch die Lufthansa läuft am 7. Dezember ab. Bisher waren Branchenkenner von einer Genehmigung der Transaktion ausgegangen, wenn auch unter Auflagen. Ein Sprecher der EU-Kommission betonte am Mittwoch, die Untersuchung laufe und “wir können das Ergebnis zu diesem Zeitpunkt nicht vorhersagen.”Dramatische Folgen könnte ein negatives Votum aus Brüssel vor allem für die Niki haben. Denn derzeit finanziert die Lufthansa den Flugbetrieb der österreichischen Airline. Insidern zufolge kostet das die deutsche Fluggesellschaft 10 Mill. Euro wöchentlich. Lufthansa-CFO Ulrik Svensson hatte kürzlich im Interview der Börsen-Zeitung betont, man habe finanzielle Mittel zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebs nur bis Jahresende eingeplant (vgl. BZ vom 11. November). Insofern könnte Niki bei einem Verbot der Transaktion oder einer sich länger hinziehenden Prüfung das Geld ausgehen, so dass das Unternehmen vermutlich Insolvenz anmelden müsste. Sollte es dazu kommen, würde der Flugbetrieb wahrscheinlich mit sofortiger Wirkung eingestellt und die Start- und Landerechte gingen verloren. Diese sogenannten Slots würden nach einem festen Vergabeschlüssel neu verteilt, wobei ein Großteil davon bei Lufthansa landen dürfte. Ebenfalls an Lufthansa ginge ein Teil der Flotte, die sich die Fluglinie bereits in Verhandlungen mit den Leasingunternehmen gesichert hat. Lauda hat noch InteresseWie zu hören ist, hat der Generalbevollmächtigte von Air Berlin, Frank Kebekus, die Brüsseler Wettbewerbshüter darauf aufmerksam gemacht, dass es keine Interessenten für Niki gibt, die sofort mit finanziellen Mitteln bei den Österreichern einspringen könnten, um das Aus für die Fluglinie zu verhindern. Zwar hatte es in dem Bieterverfahren rund um die Teile der insolventen Air Berlin mehrere Interessenten für Niki gegeben – unter anderem die Thomas-Cook-Tochter Condor und die British-Airways-Mutter IAG -, so schnell soll aber keiner der Beteiligten einen entsprechenden Deal stemmen können.Allerdings betonte Ex-Rennfahrer und Unternehmer Niki Lauda, der zusammen mit Thomas Cook für Niki geboten hatte, am Mittwoch, man sei gesprächsbereit. Er werde zusammen mit Thomas Cook erneut für seine ehemalige Fluglinie bieten, wenn die EU-Kommission die Übernahme durch die Lufthansa nicht genehmigen sollte. Sein Angebot zusammen mit Thomas Cook gelte nach wie vor.Vor allem die Airline-Verantwortlichen bei Thomas Cook hatten gegen den Zuschlag für Lufthansa gewettert, sich aber bisher nicht geäußert, was man im Falle eines Verbots zu tun gedenkt. Vielmehr hatte das Management des Reiseriesens wohl darauf gehofft, das ein oder andere attraktive Start- und Landerecht ergattern zu können, wenn die EU-Kommission Auflagen verhängt.Ebenfalls problematisch wäre eine Absage aus Brüssel für die Bundesregierung. Diese hatte im Sommer einen Überbrückungskredit über 150 Mill. Euro für Air Berlin zur Verfügung gestellt. Bisher war man davon ausgegangen, dass das Geld zurückfließt, wenn Lufthansa den Preis von gut 210 Mill. Euro für die übernommenen Air-Berlin-Teile entrichtet. Dazu wird es nun nicht kommen, wenn Brüssel bei seinem Nein bleibt.Die Lufthansa hatte im Oktober von der insolventen Air Berlin den Zuschlag für die Töchter Niki und LG Walter erhalten. Ein Großteil des Deutschlandgeschäfts der Berliner soll dagegen bei der britischen Easyjet landen. Für die Prüfung in Brüssel hatte Lufthansa den Kauf von LGW und Niki in einem Paket eingereicht. Nun erwägt Lufthansa angeblich, die LGW-Übernahme noch einmal einzeln vorzulegen.