Luftverkehr

Lufthansa braucht höhere Gewinne

Lufthansa wird in diesem Jahr mehr als 1 Mrd. Euro operativen Gewinn erwirtschaften und lässt damit die Pandemie auch wirtschaftlich hinter sich. Zufrieden ist Konzernchef Carsten Spohr damit noch nicht, zumal er in Deutschland 2023 mit einer Eintrübung des Geschäfts rechnet.

Lufthansa braucht höhere Gewinne

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Die aktuellen Ergebnisse der Lufthansa stellen Konzernchef Carsten Spohr noch nicht zufrieden. „Wir sind noch weit von dem Ergebnisniveau entfernt, zu dem wir hinmüssen, um alle notwendigen Investitionen finanzieren zu können“, sagte er bei einer Mitarbeiter-Versammlung. Erst kürzlich hatte die Airline-Gruppe ihre Prognose für das bereinigte Ebit erhöht, nun sollen im Geschäftsjahr 2022 mehr als 1 Mrd. Euro zusammenkommen (vgl. BZ vom 18. Oktober). An Investitionen sind allerdings in den nächsten Jahren rund 2,5 Mrd. Euro jährlich geplant, diese Lücke gilt es laut Spohr zu füllen. Weil die erwirtschafteten Gewinne vor allem für Investitionen und in den Schuldenabbau fließen, könnten Aktionäre erneut leer ausgehen – „ob wir für 2022 eine Dividende zahlen werden, ist noch nicht entschieden“.

200 neue Flugzeuge sind bestellt, die bis Ende des Jahrzehnts bei Lufthansa landen sollen, und es könnte auch noch was draufgesetzt werden – „wir werden vor allem für die Kurzstrecke noch mal einkaufen gehen müssen“. Investitionen in die Flottenmodernisierung tun not, auch weil der veraltete Flugzeugpark Lufthansa beim Thema Nachhaltigkeit ausbremst. Denn die in die Jahre gekommenen Flugzeuge haben einen höheren Kerosinverbrauch, was auch die Ölrechnung angesichts der aktuellen Preise in die Höhe treibt. Die neue Boeing 787 etwa, die Lufthansa kürzlich erhalten hat, verbraucht 30% weniger Jet-Fuel als das Vorgängermodell, davon muss nun laut Spohr mehr kommen. „Die zu geringe Profitabilität sorgt dafür, dass wir beim Thema Nachhaltigkeit gerade nicht Premium sind“, gibt der Lufthansa-Chef vor den Mitarbeitern selbstkritisch zu.

Gesunder US-Markt

Die Frage ist allerdings, ob sich mittelfristig die Profitabilität tatsächlich deutlich verbessern lässt. Denn am Heimatmarkt, der auf der Passagierseite für rund ein Drittel des Geschäfts steht, ziehen dunkle Wolken auf. Spohr rechnet 2023 in Deutschland mit einer Rezession, und „damit werden wir umgehen müssen“. Erwartet wird, dass die Verbraucher angesichts der hohen Kostenbelastungen etwa für Energie weniger Geld zum Reisen haben – „da wird es Einbrüche geben“. Bei der Lufthansa wird deshalb versucht, nun mehr Tickets im Ausland zu verkaufen, was wohl vor allem in den USA bereits gut gelingt – „da wird der Markt sehr gesund sein“, glaubt Spohr.

Derzeit wichtigster Ergebnisbringer ist Lufthansa Cargo, für die nach 2021 auch für das laufende Jahr mit einem Rekordergebnis gerechnet wird. Im vergangenen Geschäftsjahr hat die Frachttochter ein bereinigtes Ebit von knapp 1,5 Mrd. Euro erwirtschaftet. Wenn das 2022 noch übertroffen wird und konzernweit beim bereinigten Ebit insgesamt nur etwas über 1 Mrd. Euro herauskommen, heißt das aber auch, dass das Passagiergeschäft vermutlich defizitär bleibt – trotz der rekordhohen Ticketpreise. Und bei Cargo warnt Spohr bereits, er bezweifele, „dass das auf dem Niveau bleiben wird. Umso wichtiger ist es, das Passagiergeschäft auf Vordermann zu bringen.“

Zuletzt war das Passagiergeschäft immer wieder durch Streiks belastet worden. Noch in der vergangenen Woche hatten die Flugzeugführer der Tochter Eurowings die Arbeit für drei Tage niedergelegt. Mittlerweile ist man an den Verhandlungstisch zurückgekehrt, aber zuvor hatte das Eurowings-Management die Wachstumspläne kassiert. „Eurowings wird in diesem Jahr einen dreistelligen Millionen-Euro-Verlust machen, das Management sieht durch die Streiks das Geschäftsmodell bedroht – und trotzdem wird in einer solchen Situation gestreikt, das gibt es sicher nicht so oft“, ärgert sich Spohr, der allerdings gleichzeitig auch Handlungsbedarf in den Lufthansa-Führungsetagen sieht, um das Verhältnis zu der Arbeitnehmerseite zu verbessern. Mit den Piloten der Lufthansa-Tochter Swiss, die ebenfalls Streiks angedroht hatten, wurde unterdessen am Wochenende eine Einigung über bessere Arbeitsbedingungen erzielt.

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