Rüstungskonzern Leonardo präsentiert „Michelangelo-Kuppel“ für Europa

Luftverteidigungssystem zur Abwehr von Angriffen

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo hat jetzt ein KI-basiertes Luftverteidigungssystem namens „Michelangelo Dome“ vorgestellt.

Luftverteidigungssystem zur Abwehr von Angriffen

„Michelangelo-Kuppel“ für Europa

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo hat ein Luftverteidigungssystem nach der Art des israelischen Iron Domes vorgestellt. CEO Roberto Cingolani wünscht sich, dass es zum Dach für andere Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene wird. Er führt Gespräche mit potenziellen Partnern.

bl Rom

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo hat ein KI-basiertes Luftverteidigungssystem präsentiert, das Angriffe aus der Luft, von See, auf der Erde und aus dem Weltall abwehren soll. Das in Anspielung auf die von Michelangelo entworfene Kuppel des Petersdoms in Rom „Michelangelo Dome“ genannte System soll diverse Plattformen und Ausrüstungssysteme miteinander vernetzen können und von 2028 an betriebsbereit sein. Vorbild ist Israels Iron-Dome-System.

Bei der Vorstellung des Vorhabens in Rom sagte Leonardo-CEO Roberto Cingolani, das System sei keine Konkurrenz für das 2022 von Deutschland lancierte Projekt European Sky Shield Initiative (ESSI) für eine integrierte bodengesteuerte Luftverteidigung mit antiballistischen Fähigkeiten. An ESSI sind 23 Staaten beteiligt. Neben Deutschland sind das u.a. die Niederlande, Belgien, Polen, die Schweiz, Österreich und viele andere Länder, nicht aber Spanien, Frankreich und Italien. Paris lehnt eine Beteiligung ab, weil dabei auch nicht-europäische Technologien zum Einsatz kommen sollen. Unternehmensseitig sind etwa Diehl, Hensoldt und MBDA beteiligt.

„Beschleuniger“

Der „Michelangelo Dome“ ist Cingolani zufolge ein „Beschleuniger“ solcher Initiativen und erlaube mit seiner offenen und flexiblen Architektur die Integration nationaler oder internationaler Vorhaben in Europa bzw. der Nato wie ESSI unter einem gemeinsamen Dach. Laut Cingolani werden derzeit Gespräche mit potenziellen Partnern auch in den USA geführt. Namen nannte er jedoch nicht, mehrere osteuropäische Länder seien aber interessiert. Auch über das Investitionsvolumen machte er keine Angaben. Das Marktvolumen beziffert der Leonardo-CEO für die nächsten zehn Jahre auf 1.100 Mrd. Euro. Allein für Leonardo ergebe sich ein Marktpotenzial von 200 Mrd. Euro.

Jedes Jahr 18.000 Hybridangriffe auf große Nato-Länder

Nach Ansicht Cingolanis ist jetzt der richtige Zeitpunkt, in ein solches Vorhaben zu investieren – auch wenn der Krieg in der Ukraine beendet werden sollte. „Es beginnt ein neuer Krieg. Der Frieden muss verteidigt werden, und das hat seinen Preis“, sagte er. Die großen Nato-Länder seien jedes Jahr Ziel von 18.000 Hybridangriffen. Darauf müsse man schnell und adäquat reagieren. Denn es gelte nicht nur, innerhalb weniger Minuten Angriffe etwa von Überschallraketen zu erkennen, zu verfolgen und zu neutralisieren. Es gehe auch darum, bereits mit dem Handy zu steuernde Drohnenangriffe kostengünstig bekämpfen zu können.

Leonardo will jetzt zunächst gemeinsam mit den italienischen Streitkräften eine neue Sicherheitsarchitektur nach den Bedürfnissen der italienischen Verteidigung entwickeln. Das System sei jedoch darauf ausgelegt, die Plattformen anderer Nato-Staaten zu integrieren.

„Nicht allein“

Unter Cingolani hat Leonardo internationale Kooperationen ausgebaut. Mit Rheinmetall werden Panzer gebaut, mit der türkischen Baykar Drohnen, mit Airbus und Thales will Leonardo Satelliten produzieren und mit BAE Systems und der japanischen Mitsubishi wird das Kampfflugzeug Gcap entwickelt. Außerdem hat Leonardo Iveco Defence übernommen. „Wir haben uns als Katalysatoren für Allianzen in Europa angeboten und sprechen auch mit unseren amerikanischen Kollegen, denn alleine wird es niemand schaffen“, sagte der Leonardo-CEO.

Die Leonardo-Aktie tendierte am Freitag fest. Der Kurs hat sich binnen drei Jahren fast verachtfacht. Der Börsenwert des Konzerns liegt bei 27 Mrd. Euro.

Rüstungskonzern Leonardo stellt Luftverteidigungssystem vor – „Dach für andere Initiativen“ – Gespräche mit Interessenten