IPO

Luxusuhrenhändler Chronext startet IPO

Das 2013 gegründete Unternehmen, das über seine Plattform neue, gebrauchte und sogenannte Vintage-Uhren verkauft, peilt für das vierte Quartal eine Notierung an der Schweizer Six an.

Luxusuhrenhändler Chronext startet IPO

md Frankfurt

Mit einem Börsengang will sich der auf Luxusuhren spezialisierte Schweizer Online-Händler Chronext frische Mittel für weiteres Wachstum beschaffen. Das 2013 gegründete Unternehmen, das über seine Plattform neue, gebrauchte und sogenannte Vintage-Uhren (20 Jahre oder älter) verkauft, peilt für das vierte Quartal eine Notierung an der Schweizer Six an, wie Chronext mitteilte. Über das sich abzeichnende IPO hatte die Börsen-Zeitung exklusiv berichtet (vgl. BZ vom 21. August). Im Rahmen der Transaktion will die Gesellschaft neue Aktien im Volumen von rund 250 Mill. sfr platzieren. Zudem dürften auch die gegenwärtigen Aktionäre, zu denen eine Reihe von Finanzinvestoren sowie die Gründer – unter ihnen CEO Philipp Man – gehören, Anteile verkaufen. Aus Finanzkreisen hieß es, dies könnte sich in Summe auf rund 100 Mill. sfr belaufen. Branchenkennern zufolge könnte der Börsenwert bis zu 1 Mrd. Euro erreichen. Wie berichtet, sind beim Börsengang Jefferies und UBS federführend. Ebenfalls beteiligt seien Bank of America Merrill Lynch und Deutsche Bank.

Krise als Umsatztreiber

Die Coronakrise hat dem Handel von Luxusuhren über das Internet einen Schub gegeben. Das Chronext-Management schätzt das Volumen des gesamten Luxusuhrenmarktes auf 90 Mrd. Euro. Und das Potenzial sei enorm: Der Anteil von Online-Transaktionen im Markt allein für neue Luxusuhren habe gemäß einer McKinsey-Studie 2019 erst bei 5% gelegen. Laut Kepler-Cheuvreux-Analyst Jon Cox wächst der Sekundärmarkt schneller als der Markt für neue Uhren und kommt auf ein Volumen von rund 20 Mrd. Dollar.

Chronext wuchs 2020 um 18% auf 101,3 Mill. Euro. Der durchschnittliche Preis, der für eine verkaufte Uhr erzielt wurde, lag bei 7111 Euro. Dieses Jahr soll der Umsatz um rund 40% zulegen. Das Management plane, im operativen Geschäft mittelfristig die Gewinnschwelle zu erreichen. Die Erlöse aus dem Börsengang sollen je zur Hälfte in Zukäufe und in das bestehende Geschäft fließen. Das Unternehmen sei lange auf die Schweiz, Österreich und insbesondere Deutschland fokussiert gewesen. Nun stehe eine stärkere Internationalisierung auf der Agenda, die durch die Ausweitung auf Frankreich, Italien und die Niederlande bereits be­gonnen habe. Chronext wolle aber auch in den asiatischen und den US-Markt­ einsteigen. „Diese Märkte sind hoch fragmentiert und bieten Übernahmeziele.“

Hauptsitz von Chronext ist Zug in der Schweiz; der Kanton ist als Steueroase bekannt. Das operative Geschäft findet aber vor allem in Köln statt. Zu den Rivalen von Chronext gehören u. a. die deutsche Chrono24 – ebenfalls ein Börsenkandidat –, die Richemont-Tochter Watchfinder, die amerikanische Watchbox und auch Ebay. Die stärkste Konkurrenz ortet Man indes woanders: „Der stationäre Handel ist unser größter Wettbewerber.“ Chronext habe aber das Ziel, im Online-Handel mit Luxusuhren der führende Spieler zu werden.