MAN blendet Konflikt um Stellenabbau aus

CEO Tostmann freut sich auf Gespräche

MAN blendet Konflikt um Stellenabbau aus

jh München – Die Auseinandersetzung zwischen der Unternehmensleitung von MAN und dem Betriebsrat um den geplanten Abbau von 9 500 Arbeitsplätzen kommt im Januar sogar vor Gericht. Doch auf der Hauptversammlung am Mittwoch blendete Andreas Tostmann, seit Juli Vorstandsvorsitzender des Münchner Lkw- und Busherstellers, den Konflikt aus. “Wichtig sind nun konstruktive Gespräche mit der Arbeitnehmerseite”, sagte er. “Wir freuen uns, dass wir uns dafür zeitnah wieder zusammensetzen.” Was er mit “zeitnah” meint, erklärte er nicht.Der Gesamtbetriebsrat der MAN Truck & Bus bezweifelt, wie berichtet, dass die Kündigung der bis 2030 geltenden Standort- und Beschäftigungssicherung rechtmäßig ist. Mit der Klage befasst sich das Arbeitsgericht München am 12. Januar (vgl. BZ vom 1. Dezember).Tostmann wies in seiner Rede darauf hin, dass MAN das operative Ergebnis bis 2023 um 1,8 Mrd. Euro verbessern und dann eine operative Umsatzrendite von durchschnittlich 8 % in einem Konjunkturzyklus erreichen wolle. Für dieses Jahr rechnet die MAN-Gruppe mit einem operativen Verlust von 550 Mill. bis 750 Mill. Euro. Nur mit einem bessere Ergebnis “bekommen wir den finanziellen Spielraum, um unser Potenzial zu entfalten”, fügte Tostmann hinzu. Dazu gehöre ein Abbau von Arbeitsplätzen. Er verstehe, dass dies den Beschäftigten Sorgen mache. Finanzvorstand Christian Schenk ergänzte, die angestrebte Verbesserung des Ergebnisses mache außer einem signifikanten Stellenabbau eine grundlegende Restrukturierung des Geschäfts von MAN Truck & Bus in allen Bereichen erforderlich. Das schließe eine neue Aufstellung des Entwicklungs- und Produktionsnetzwerks ein.Auf mehrere Fragen von Aktionären zur Restrukturierung antworteten Tostmann und Finanzvorstand Christian Schenk mehrmals wortgleich: “Bitte haben Sie Verständnis, dass wir den aktuellen Stand der Verhandlungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren.” Schenk wiederholte nur die bekannte Aussage, für den Stellenabbau würden Kosten in Höhe eines mittleren bis oberen dreistelligen Euro-Millionenbetrages erwartet. Squeeze-out verschobenEin anderer Schwerpunkt der insgesamt 70 Fragen von Aktionären war der verschobene Zwangsausschluss des Streubesitzes von 5,6 %. Den restlichen großen Anteil von MAN besitzt Traton, die Nutzfahrzeugholding von Volkswagen. Tostmann kündigte an, im nächsten Jahr solle die Integration von MAN weiter vorangetrieben werde. Voraussetzung für eine Verschmelzung ist ein Squeeze-out. Ob dieser im nächsten Jahr vollzogen wird, sagte Tostmann nicht. Zunächst hatte Traton einen Zwangsausschluss für die erste Hälfte dieses Jahres geplant. Wegen der Neuausrichtung von MAN und der Corona-Pandemie verschob der Mutterkonzern das Vorhaben jedoch.