Margenstarke Henkel will zukaufen

Spielraum auch nach Milliardenakquisition von Sun Products - 100 Mill. Euro Integrationskosten 2016

Margenstarke Henkel will zukaufen

Nach der zweitgrößten Übernahme der Firmengeschichte geht Henkel die Integration der neuen US-Tochter Sun Products an. Der Vorstand hat dennoch Kraft für weitere Akquisitionen. Die Quartalszahlen trafen die Erwartungen von Analysten und Investoren.ak Düsseldorf – Nach überzeugenden Zahlen diverser Wettbewerber präsentiert sich auch Henkel in starker Verfassung. Der Konsumgüter- und Klebstoffhersteller schaffte im dritten Quartal bei der um Sondereffekte bereinigten operativen Rendite erneut die Bestmarke von 17,6 %. Diesen Wert hatte der Dax-Konzern bereits im Vorquartal erreicht, woraufhin der neue Chef Hans van Bylen die Prognose für das Gesamtjahr etwas erhöht hatte.Auch der etwas margenschwächere Neuzugang Sun Products – der Milliardenkauf in den USA – konnte Henkel nicht stoppen. Die Ergebnisse der neuen Waschmitteltochter flossen für September in die Quartalszahlen ein und führten in der Sparte zu einem leichten Rückgang der Profitabilität. Die bereinigte operative Rendite sank um 30 Basispunkte auf 17,9 %. Finanzvorstand Carsten Knobel sagte in einer Telefonkonferenz, ohne Sun hätte die Ebit-Marge bei 18,7 % gelegen. Aus diesem einen Monat auf das gesamte vierte Quartal hochzurechnen, sei aber nicht richtig. Sun steuerte im September gut 100 Mill. Euro zum Umsatz bei.Die Integration der zweitgrößten Akquisition der Firmengeschichte hat gerade begonnen. Im Sommer 2017 will Henkel die Steuerung für das gesamte Markenartikelgeschäft in den USA nach Stamford/Connecticut verlegen. Henkel rechnet damit, dass der Integrationsprozess für Sun insgesamt etwa 18 bis 24 Monate dauert. In diesem Jahr fallen dafür rund 100 Mill. Euro Kosten an, wie Knobel erläuterte. Den weiteren Aufwand im kommenden Jahr wollte der Vorstand noch nicht beziffern – genauso wenig wie die erwarteten Synergieeffekte. Die Konzernprognose für das Gesamtjahr bestätigte das Management.Der Vorstand zeigte sich trotz Sun weiter angriffslustig. “Wir werden auch in Zukunft mit gezielten Investitionen unsere Position in den reifen Märkten weiter stärken und unsere Präsenz in den Wachstumsmärkten ausbauen”, kündigte van Bylen an. Zwar ist die Nettoverschuldung durch die komplett fremdfinanzierten Sun in die Höhe geschossen, das “A”-Rating sieht Henkel dennoch nicht gefährdet. “Wir haben genügend Finanzkraft, um weitere Akquisitionen zu tätigen”, betonte van Bylen. Industriegeschäft boomtMit den Zahlen des dritten Quartals traf der Persil-Hersteller die Markterwartungen. Der Umsatz legte organisch um 2,8 % zu, womit Henkel in der für das Gesamtjahr vorausgesagten Spanne von 2 % bis 4 % blieb. Nominal kletterten die Erlöse um 3,4 % auf 4,75 Mrd. Euro. Wechselkurseffekte wirkten sich mit 3,3 Prozentpunkten negativ aus. Das Wachstum in den Schwellenländern lag mit 6,7 % organisch weit über dem Konzernwert. Obwohl Henkel für den Heimatmarkt von einer positiven Entwicklung sprach, gingen die Umsätze in Westeuropa als einziger Region organisch um 0,5 % zurück. Die Entwicklung nach Sparten fiel unterschiedlich aus – vor allem innerhalb des Klebstoffbereichs, der etwa die Hälfte des Konzernumsatzes ausmacht. Bei Klebern für Konsumenten und Handwerker gaben sowohl Umsatz als auch Marge nach, die Industrieklebstoffe dagegen verbuchten mit einer bereinigten Ebit-Rendite von 19,2 % den höchsten Satz im Henkel-Universum.Die Investoren, die durch gute Zwischenberichte von Procter & Gamble, L’Oréal und Beiersdorf schon auf positive Nachrichten vorbereitet waren, reagierten gelassen. Henkel lagen am Dienstag knapp behauptet im Dax-Mittelfeld.