Prognose

Materialengpässe bremsen Maschinenbau ein

Im Maschinen- und Anlagenbau läuft es trotz Materialengpässen immer noch rund. Der Branchenverband VDMA macht sich aber zunehmend Sorgen über die Konfrontation zwischen den USA und China und den Folgen für den den Außenhandel.

Materialengpässe bremsen Maschinenbau ein

sp/Reuters Berlin

Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer halten trotz globaler Lieferschwierigkeiten an ihrer Prognose eines Produktionsplus von 10% für 2021 fest. Ohne die Materialengpässe wären aber noch 2 bis 3 Prozentpunkte mehr drin gewesen, wie der Präsident des Branchenverbands VDMA, Karl Haeusgen, am Dienstag in Berlin erklärte. „Viele Maschinenbauer werden bereits in diesem Jahr das Umsatzniveau von 2019 wieder erreichen“, sagte Haeusgen in einem Pressegespräch am Rande des 12. Deutschen Maschinenbau-Gipfels. Für 2022 rechnen die Volkswirte des VDMA unverändert mit einem Produktionsplus von real 5%.

Vor allem die Probleme in der Lieferkette bei einigen Vorprodukten dürften sich noch längere Zeit bemerkbar machen, sagte Haeusgen. Die Auftragsbücher der Unternehmen seien aber gut gefüllt und es gebe keine Stornierungen. Der VDMA hofft deshalb darauf, dass sich viele Umsätze nur etwas verzögern werden. „Aber die ungewisse Lage in den Lieferketten beschäftigt auch uns zunehmend“, räumte der Verbands-Präsident ein.

Sorgen bereiten der Branche aber nicht nur kurzfristige Materialengpässe, sondern auch die langfristigen Auswirkungen der Konfrontation zwischen den beiden weltweit größten Volkswirtschaften USA und China. Dieser Konflikt sei mittelfristig eines der ganz großen Risiken für das Geschäftsmodell des Maschinenbaus, sagte Haeusgen. Die Branche verkauft im Schnitt vier von fünf Maschinen ins Ausland und ist deshalb besonders auf florierenden Außenhandel und offene Märkte angewiesen. Hinzu kommt, dass laut VDMA-Umfrage fast die Hälfte der Betriebe Komponenten aus China oder den USA bezieht, die für die eigene Produktion kritisch sind. Dabei handelt es sich vor allem um elektronische Komponenten und Bauteile, aber auch um Rohmaterialien wie Stahl und Gussteile sowie andere Vorprodukte. Fast jedes dritte Unternehmen will deshalb mehr in USA oder China investieren, um dort Montage oder Produktion zu errichten oder auszubauen. Jede sechste Firma will der Umfrage zufolge verstärkt Produkte je für den US- und den chinesischen Markt entwickeln. Gut ein Drittel der Betriebe will mehr auf Zulieferer aus anderen Ländern setzen, um möglichen Sanktionen seitens USA oder China zu entgehen.

„Hier besteht das Risiko, von China oder den USA im Fall von Handelsstreitigkeiten unter Druck gesetzt zu werden“, warnte Haeusgen, der in diesem Zusammenhang auch dafür warb, dem Thema Außenwirtschaft mit einem eigenen Staatsminister im Bundeskanzleramt mehr politisches Gewicht innerhalb der nächsten Bundesregierung zu verschaffen.

Dem scheidenden Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) attestierte Haeusgen zwar redliches Bemühen um die Belange der Wirtschaft in den vergangenen vier Jahren. „Das hat leider aber nichts daran geändert, dass die Wirksamkeit des Wirtschaftsministeriums innerhalb des Kabinetts nicht wahrnehmbar war“, stellte der VDMA-Präsident nüchtern fest.

Mit Blick auf den Klimawandel sieht Haeusgen die Branche gut aufgestellt, um im Kampf gegen die Erderwärmung eine Schlüsselrolle zu spielen. Um die internationalen Klimaziele noch zu erreichen, müsse die sich abzeichnende Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP die notwendigen Planungs- und Genehmigungsverfahren drastisch vereinfachen und verkürzen.