Enercity

Megadeal in der Windenergie

Enercity gehört bereits zu den fünf größten Ökostromanbietern in Deutschland. Jetzt legt sich der kommunale Energiekonzern aus Hannover ein großes Portfolio aus Windparks an Land zu. Verkäufer ist die Norderland-Gruppe. Der Transaktionswert dürfte einem hohen dreistelligen Millionenbetrag entsprechen.

Megadeal in der Windenergie

cru Frankfurt –  Der norddeutsche Windanlageninvestor Norderland-Gruppe verkauft ein großes Portfolio von 60 Onshore-Windparks an den Windkraftbetreiber Enercity Erneuerbare. Das Unternehmen ist eine Tochter des kommunalen Energiekonzerns Enercity aus Hannover – eines der fünf größten Ökostromanbieter in Deutschland. Voraussichtlich wird der Vertrag am heutigen Dienstag unterzeichnet. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt.

Mit einem Transaktionswert, den Fachleute beim marktüblichen Kaufpreis von 2,5 Mill. bis 3 Mill. Euro pro Megawatt insgesamt auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag schätzen, handelt es sich bei dem Deal um eine der bislang größten Transaktionen im Bereich Onshore-Windparks in Deutschland. Das Portfolio, für dessen Verkauf die Norderland-Gruppe das Bankhaus Metzler engagiert hatte, umfasst rund 60 Windpark-Betriebsgesellschaften mit über 160 Windturbinen an windreichen Standorten. Mit einer Gesamtleistung von mehr als 360 Megawatt und einer produzierten Strommenge von 760 Gigawattstunden pro Jahr können fast 250000 Haushalte versorgt werden.

Im Vergleich zu konventionell erzeugtem Strom ermöglicht das Portfolio eine CO2-Einsparung von fast 1 Million Tonnen pro Jahr. Teil der Transaktion ist zudem eine Repowering-Pipeline – also ältere Windräder, deren Leistung durch Ausstattung mit neueren Turbinen kräftig gesteigert werden kann.

Niedersachsen und im Osten

Die Windparks liegen überwiegend in Niedersachsen sowie in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Der Verkauf erfolgte im Rahmen eines internationalen Auktionsprozesses, der großes Interesse sowohl strategischer Investoren wie auch bei Finanzinvestoren gefunden hat. Metzler Corporate Finance hat den Prozess exklusiv für die Verkäufer bis zum Abschluss gesteuert.

Die Norderland-Gruppe – ein Schwarm zahlreicher GmbHs, die zusammen die Größe eines Konzerns erreichen – zählt zu den Pionieren der Windenergie in Deutschland und hat das Portfolio in den vergangenen 25 Jahren aufgebaut. Bereits in den 90er Jahren haben die Eigentümer den damals größten Windpark Europas in Holtriem aufgebaut.

Die Enercity Erneuerbare GmbH gehört zu den Akteuren auf dem deutschen Onshore-Windmarkt. Der Mutterkonzern Enercity AG unter der Leitung von Susanna Zapreva-Hennerbichler zählt mit einem Umsatz von 5 Mrd. Euro im Jahr 2021 und rund 3000 Mitarbeitern zu den größten kommunalen Versorgern Deutschlands und ist einer der Vorreiter der Energiewende. Seit dem 1. Januar 2018 versorgt Enercity alle Privatkunden bundesweit mit 100% Ökostrom aus Sonne, Wind, Biomasse und Wasser – und gehört damit zu den fünf größten Ökostromanbietern in Deutschland.

Die Eigentümer der Norderland-Gruppe haben mit Enercity offenbar einen Partner gefunden, der garantiert, dass das Portfolio im Sinne einer CO2-freien Stromerzeugung entwickelt und ausgebaut wird, während gleichzeitig die regionale Wertschöpfung sichergestellt ist.

Zu wenig neue Räder

Im Jahresverlauf 2020 wurden laut Bundesverband Windenergie in Deutschland an Land 420 Windenergieanlagen (WEA) mit einer Leistung von insgesamt 1431 Megawatt zugebaut. Im Vergleich zum Rekordtief im Vorjahr wurde eine Zubau-Steigerung von etwa 46% erreicht.

Im entsprechenden Zeitraum wurde der Rückbau von 203 WEA mit einer Leistung von 222 Megawatt erfasst. Netto beträgt die Leistungssteigerung im Jahr 2020 entsprechend 1208 Megawatt. Der kumulierte Anlagenbestand stieg damit zum 31. Dezember 2020 auf 29608 WEA. Die installierte Gesamtleistung wuchs um etwa 2% auf 55 Gigawatt. Das zum Jahresende 2020 verabschiedete Erneuerbare-Energie-Gesetz 2021 sieht bis 2030 ein Ausbauziel von 71 Gigawatt vor. Zur Erreichung dieses Ziels ist die Steigerung des kumulierten Leistungsbestands (Netto-Zubau) um knapp 30% in den nächsten zehn Jahren erforderlich. 

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