QUALCOMM

Mehr als Rechenpower

Kaum ein Unternehmen steht derzeit mehr im Zentrum der Halbleiterbranche als Qualcomm. Der Weltmarktführer für Chiptechnologie zur Drahtloskommunikation ist derzeit in allen Rollen zu finden: Für die EU-Wettbewerbshüter ist das US-Unternehmen ein...

Mehr als Rechenpower

Kaum ein Unternehmen steht derzeit mehr im Zentrum der Halbleiterbranche als Qualcomm. Der Weltmarktführer für Chiptechnologie zur Drahtloskommunikation ist derzeit in allen Rollen zu finden: Für die EU-Wettbewerbshüter ist das US-Unternehmen ein Marktführer, der mit Rabatten die Konkurrenz ausschalten wollte. Für Apple wiederum ist Qualcomm ein Zulieferer, der seine Marktmacht missbraucht hat, um überhöhte Preise für zu üppige Lizenzpakete durchzusetzen. Aus Sicht des niederländischen Übernahmeziels NXP ist Qualcomm ein Konzern, der die Branche konsolidiert. Und für Broadcom ist Qualcomm das Zielobjekt, mit dem das akquisitionsfreudige Unternehmen den dominanten Weltmarktführern Samsung und Intel auf die Pelle rücken und sich die Pole Position in der Mobilfunktechnologie der nächsten Generation (5G) erkaufen kann.Dass Broadcom die ohnehin schon höchste Offerte in der Branchengeschichte mit knapp 150 Mrd. Dollar noch erhöhen kann, ohne dass die Wirtschaftlichkeit flöten geht, liegt nur in der Dominanz Qualcomms bei Mobilfunkchips begründet. Zwar heißt es aus Branchenkreisen, der mit Qualcomm im Dauerclinch befindliche Computeranbieter Apple wolle bei der nächsten iPhone-Generation komplett auf Intel setzen. Damit dürfte der Konzern aus Cupertino aber nur sicherstellen, dass der langjährige Chipkönig weiter in die Fortentwicklung seiner Mobilfunkchips investiert. Laut Insiderberichten drosselt Apple sogar die Leistungsfähigkeit der Qualcomm-Chips im aktuellen iPhone X, damit keine Leistungsdifferenz zu den teils ebenfalls verbauten Intel-Chips auffällt.Bei der kommenden Mobilfunktechnologie 5G, die neben Smartphones auch das Internet der Dinge beschleunigen soll, ist Qualcomm gemäß Branchenkennern noch weiter voraus. Ohne Apple wird Intel kaum so viel in die Technologie investieren, um für diese dauerhaft eine Alternative zu bleiben. Die Dominanz, die Apple und die EU-Kartellwächter stört, macht Qualcomm für Broadcom erst interessant.Obwohl die neue Offerte keine zusätzliche Barkomponente enthält, setzt sie Qualcomm unter Druck. Mittlerweile liegt diese 18 Dollar über dem derzeitigen Aktienkurs. Eine Ablehnung ist kaum zu rechtfertigen. Allerdings gilt dies auch für eine Zusage. Denn das Nein war mit kartellrechtlichen Hürden begründet worden. Diese verschwinden nicht, nur weil etwas mehr Geld auf dem Tisch liegt. Qualcomm benötigt mehr als Rechenpower, um bei all den offenen Fragen richtig zu entscheiden.