Mehr Firmen denn je in Private-Equity-Hand
Mehr Firmen denn je in Private-Equity-Hand
Mehr Firmen denn je in Private-Equity-Hand
Finanzdatenanbieter Pitchbook: In Europa gehören Finanzinvestoren doppelt so viele Unternehmen wie an der Börse notiert sind – Trend 2026 ungebrochen
In Europa und dem Nahen Osten ist das Gewicht von Private Equity in der Unternehmenslandschaft so groß wie nie zuvor. Eine Rekordzahl von Firmen befindet sich im Besitz von Finanzinvestoren. Es sind zugleich mehr als doppelt so viele wie an der Börse notieren. Das geht aus Daten des Analysehauses Pitchbook hervor.
cru Frankfurt
Die Präsenz von Private Equity in Europa nimmt zu. Die Analysten des US-Finanzdatenanbieters Pitchbook prognostizieren, dass das Verhältnis von Private-Equity-finanzierten zu börsennotierten Unternehmen in Europa bis Ende 2026 einen neuen Höchststand von 2,3 erreicht, gegenüber 2,1 im Jahr 2025. „Dies spiegelt eine seit einem Jahrzehnt bestehende Divergenz wider“, konstatiert Pitchbook-Analyst Nalin Patel. „Die Anzahl der Private-Equity-finanzierten Unternehmen hat sich seit 2014 auf rund 13.800 verdoppelt, während die Anzahl der börsennotierten Unternehmen bei rund 6.600 stagniert.“
Die Zahl Private-Equity-finanzierter Unternehmen übertraf die der börsennotierten Firmen erstmals
2011. Das markierte den Beginn des strukturellen Aufstiegs für Private Equity. Der nächste Meilenstein wurde 2024 erreicht, als die Anzahl der Private-Equity-finanzierten Unternehmen erstmals doppelt so groß war wie die der börsennotierten Firmen. „Wir gehen davon aus, dass die Divergenz auch 2026 anhält“, sagt Analyst Patel voraus. „Die Zunahme der Private-Equity-finanzierten übertrifft voraussichtlich das Wachstum des öffentlichen Marktes, da die Allokationen in Private Equity in den Portfolios der Anleger steigen.“

Überdurchschnittliche Renditen
Historisch gesehen habe die Anlageklasse überdurchschnittliche risikoadjustierte Renditen erzielt und sowohl institutionelles Kapital als auch, in jüngerer Zeit, private Vermögensverwalter und Privatanleger durch semi-liquide Fondsstrukturen angezogen. Diese Demokratisierung des Zugangs dürfte die Dynamik aufrechterhalten, selbst wenn sich die traditionelle Mittelbeschaffung auf institutioneller Ebene verlangsame. Die öffentlichen Märkte hingegen stünden im Vergleich dazu weiterhin vor Herausforderungen.
Die IPO-Aktivität in Europa war 2025 verhalten, und Börsen wie die London Stock Exchange verzeichneten Rekordzahlen an Delistings. Europäische Unternehmen zeigten zudem eine anhaltende Präferenz für eine Notierung an den US-Börsen, die die Firmen durch die höhere Liquidität, die höheren Bewertungen und die umfassendere Analystenabdeckung anlocken. Gleichzeitig misslangen seit 2022 viele Versuche, aus Unternehmensbeteiligungen wieder auszusteigen. Das veranlasste Finanzinvestoren dazu, sich stärker auf alternative Exit-Strategien wie Sekundärplatzierungen und Verkäufe an andere Private-Equity-Häuser anstatt auf Börsengänge zu konzentrieren.
Mehr Public-to-Private-Deals
Zugleich gab es mehr Public-to-Private-Übernahmen durch Finanzinvestoren. Die Marktkorrektur nach dem Bewertungshoch von 2021 bot ihnen die Möglichkeit, börsennotierte Firmen mit Abschlag zu erwerben, insbesondere sogenannte „Boomerang-Aktien“ von Unternehmen, die während des vorangegangenen Bullenmarktes an die Börse gegangen waren. In den vergangenen fünf Jahren ist die Anzahl der von Private Equity finanzierten Unternehmen in Europa um jährlich im Durchschnitt 5,4% gestiegen, während die Anzahl der börsennotierten Unternehmen um 1,6% pro Jahr zurückging.
Zölle, Zentralbankpolitik und die rasante Entwicklung der KI-Infrastruktur erwiesen sich 2025 als Schlüsselfaktoren. Rückblickend auf das zu Ende gehende Jahr zeichnen sich die Transaktionsvolumina für Private Equity in Europa und dem Mittleren Osten als einige der höchsten jemals verzeichneten Werte ab und unterstreichen die Erholung der Anlageklasse nach zwei Jahren des Drucks durch höhere Zinsen. Unter den Sektoren werden Sportanlagen für Private-Equity-Firmen zunehmend attraktiv. Apollo steigt beim spanischen Fußballclub Atletico Madrid ein, und EQT verhandelte über eine Beteiligung am FC Bayern München.
Mehr Megadeals
Deutlich zugenommen haben vor allem die Megadeals oberhalb von 10 Mrd. Dollar. In Deutschland ging die BASF-Lacksparte Coatings für 9 Mrd. Dollar an Carlyle, und die britische Capvest erwarb den Generikakonzern Stada für 8 Mrd. Dollar, während der Heizkostenerfasser Techem für 8 Mrd. Dollar in die Infrastrukturabteilung von Partners Group weitergereicht wurde. Derweil hat sich das Private-Equity-Fundraising in Europa laut Pitchbook deutlich verlangsamt und folgt damit dem US-Trend.
