Mehr Schub von Germanwings

Lufthansa-Tochter soll 200 Mill. Euro zum Sparprogramm beisteuern - Neues Konzept im Billigsegment

Mehr Schub von Germanwings

Mit einem neuen Konzept bei ihrer Low-Cost-Tochter Germanwings sagt die Lufthansa den Billigfliegern den Kampf an. Vom insgesamt 1,5 Mrd. Euro schweren Sparprogramm Score sollen 200 Mill. Euro bei Germanwings gehoben werden. Die Lufthansa-Aktie verteuerte sich um 1,1 %.hei Köln – Mit einem neuen Konzept bei ihrer Tochter Germanwings, das den Spagat zwischen Billigflug und einem Hauch von Luxus wagt, will die Lufthansa ihre Wettbewerbsfähigkeit bei den dezentralen Verkehren abseits der großen deutschen Drehkreuze Frankfurt und München sowie innerhalb Europas stärken und in diesem Segment der Passage “endlich wieder profitabel fliegen”, wie Konzernchef Christoph Franz auf einer Pressekonferenz in Köln sagte.Zu Beginn des nächsten Jahres soll Germanwings mit 90 Maschinen alle Direktverbindungen der Lufthansa innerhalb Europas, die nicht über die Drehkreuze Frankfurt und München führen, übernehmen. Vom 1. Juli an geht die in Köln ansässige Tochter dann mit einem neuen Tarifkonzept an den Markt, das von einer dreiteiligen Kundensegmentierung ausgeht. Dieses erstreckt sich von einem Basisangebot, das nur den reinen Flug umfasst und bei dem alle Extras kostenpflichtig sind, über ein Standardangebot, das dem bisherigen klassischen Economy-Produkt gleicht, bis zu einem Best-Tarif, der mehr Platz und Freigepäck sowie eine höherwertige Verköstigung bietet.Der für die Passage zuständige Vorstand Carsten Spohr gab sich überzeugt, dass die Lufthansa mit diesem “attraktiven Angebot” für Privat- und Geschäftsreisende “eine hohe Akzeptanz und Beliebtheit” erreichen werde. Bis 2015 will der Manager damit endlich den Turnaround des seit vielen Jahren defizitären Europaverkehrs in der Passage schaffen. Er bestätigte zugleich, dass in diesem operativen Segment bisher jährliche Verluste in dreistelliger Millionenhöhe anfielen. Angesichts der sich rasant verschärfenden Rahmenbedingungen durch intensiven Wettbewerb, hohe Kerosinpreise und nicht zuletzt regulatorisch bedingte Kostentreiber (etwa die Luftverkehrsabgabe) gebe es zu einer Kostensenkung keine Alternative, wenn diese Verkehre innerhalb des Lufthansa-Konzerns fortgeführt werden sollten, betonten Franz und Spohr. Sonst hätte man die Lösung anderer Airlines wählen müssen, die sich aus den der Billigkonkurrenz stark ausgesetzten Punkt-zu-Punkt-Verkehren ganz zurückgezogen haben und nur noch das profitablere Langstreckensegment und Drehkreuzverbindungen anbieten. Zwar fließen zunächst 30 Mill. Euro in den Umbau von Germanwings, u. a. in die Umlackierung der Flotte bzw. den teilweisen Umbau der Flugzeuge sowie neue IT-Systeme. Im Ergebnis sollen die Stückkosten jedoch um 20 % unter denen der Lufthansa im bisherigen Europaverkehr liegen. Franz unterstrich mit Blick auf die anstehenden Tarifverhandlungen bei der Tochter, es gehe darum, “die Kostengünstigkeit von Germanwings zu erhalten”. Effizienzgewinne verspricht er sich allerdings auch von einer Reduzierung der Flugzeugtypen auf nur noch zwei und einer damit verbilligten Wartung, von Einsparungen beim Catering sowie von einem überwiegenden günstigen Vertrieb über das Internet.Damit sollen allein 200 Mill. der 900 Mill. Euro, die die Passage zu dem 1,5 Mrd. Euro schweren konzernweiten Ergebnisverbessungsprogramm Score beisteuern muss, von Germanwings kommen. Die Bedeutung der Airline für die Passage steigt erheblich. Sie soll künftig mit ihrem Fluggerät rund 20 % der Passagiere, das heißt 16 Millionen Reisende, bewegen und mit 1,8 Mrd. Euro Umsatz rund 10 % der Gesamterlöse der Passage von 17 Mrd. Euro stellen.Angesichts des überdurchschnittlichen Wachstums von Billigfliegern wie Ryanair oder Easyjet betonte Germanwings-Chef Thomas Winkelmann, dass die angestrebte Profitabilität auch dann erreicht werden solle, wenn sich die Nachfrage stark auf das günstige Basic-Angebot konzentriert.